Max, 27: Meine Freundin und ich sind seit eineinhalb Jahren zusammen, und langsam kristallisiert sich ein Beziehungsmuster heraus. Sie ist erfolgreich, verdient mehr als ich und dominiert die Beziehung, ohne es tatsächlich auszusprechen. Solange ich mitmache, läuft es bestens und wir können sehr glücklich sein, der Sex ist fantastisch. Aber ich muss mich dafür manchmal verbiegen, bei Dingen mitmachen, auf die ich eigentlich keine Lust habe. Wenn ich es nicht tue, was ich nun ein paarmal probiert habe, wird sie eiskalt. Ich möchte nicht, dass es so weitergeht, aber ich habe wirklich Angst, ich könnte sie verlieren, wenn ich öfter nein sage. Wie kann man so etwas lösen?

Lieber Max, das sind Sie ja in ein recht unangenehmes Spannungsfeld geraten. Sehr guter Sex und, so wie es aussieht, auch tiefe Liebe scheinen sich hier zu verbinden. Sie schreiben, Ihre Partnerin sei erfolgreich und verdiene entsprechend. Gleichzeitig beschreiben Sie sie als bestimmend: Wenn Sie „freiwillig“ mitmachen, ist alles gut, wenn Sie „aufmüpfig“ werden, straft sie Sie mit Eiseskälte. Und an Ihrem inneren Horizont erscheint auch schon die Angst, es könnte nicht reichen für Sie beide.

Vielleicht haben der berufliche Erfolg Ihrer Freundin und ihr innerer Druck, die Beziehung bestimmen zu wollen, dieselben Wurzeln. Fast alle erfolgreichen Menschen haben, neben einer unerlässlichen Begabung, auch einen gewissen Hang zur Dominanz. Es nur allein besser zu wissen oder zu können, reicht meist nicht aus, um beruflich auch wirklich erfolgreich zu sein. Als verstärkender Punkt kommt hinzu, dass Ihre Freundin eine Frau ist und somit für ihren beruflichen Erfolg noch etwas besser und härter arbeiten muss. Ärgerlicherweise ist das noch so in unserer Gesellschaft. Die dominante Seite Ihrer Freundin ist also auf der einen Seite ein Segen, auf der anderen ein Fluch.

Haben Sie schon versucht, mit ihr über diese zwingende Kälte zu sprechen? Und auch über Ihre Angst, sie zu verlieren? Könnte Ihre Freundin lernen, ihre berufliche und private Art zu trennen und im Privaten weicher zu werden? Am Ende fühlen wir uns nur geliebt und verbunden, wenn der Partner die Dinge gerne und freiwillig mit uns macht. Macht der Partner nur mit – gibt er sich für etwas her –, bleiben wir ganz innen unberührt, auch wenn nach außen alles zu stimmen scheint. Vielleicht entsteht durch das Gespräch in Ihrer Beziehung neben Liebe und gutem Sex auch noch ein Stück mehr Intimität und Vertrauen?

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Paartherapie: „Sie ist erfolgreich und verdient mehr, ich habe nichts zu sagen“

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24.02.2024

Max, 27: Meine Freundin und ich sind seit eineinhalb Jahren zusammen, und langsam kristallisiert sich ein Beziehungsmuster heraus. Sie ist erfolgreich, verdient mehr als ich und dominiert die Beziehung, ohne es tatsächlich auszusprechen. Solange ich mitmache, läuft es bestens und wir können sehr glücklich sein, der Sex ist fantastisch. Aber ich muss mich dafür manchmal verbiegen, bei Dingen mitmachen, auf die ich eigentlich keine Lust habe. Wenn ich es nicht tue, was ich nun ein paarmal probiert habe, wird sie eiskalt. Ich möchte nicht, dass es so weitergeht, aber ich habe wirklich Angst, ich könnte sie verlieren, wenn ich öfter nein sage. Wie kann man so etwas lösen?

Lieber Max, das sind Sie ja in........

© Berliner Zeitung


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