Wer in den ersten drei Tagen nach dem Ramadan muslimische Freunde, Nachbarn oder Kollegen trifft, macht ihnen mit dem Gruß „Eid Mubarak“ eine Freude. Auf Arabisch bedeutet das „Gesegnetes Fest“. Der Fastenmonat Ramadan endete in diesem Jahr am Dienstag, dem 9. April. Der Nachfolgemonat Schawwāl hat im islamischen Mondkalender begonnen. Muslime feiern nun bis zum 12. April das Fest des Fastenbrechens, Eid al-Fitr.

Im Deutschen ist es vor allem als „Zuckerfest“ bekannt. Das ist der Tatsache geschuldet, dass in Deutschland viele aus der Türkei stammende Muslime leben. Das Fest zum Ramadan wird in der Türkei seit spätosmanischer Zeit mit den nach der Fastenzeit servierten Süßspeisen in Verbindung gebracht und entsprechend benannt. Andere Teile der islamischen Welt blieben bei der Bezeichnung Eid al-Fitr.

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Für die nach Schätzung rund 300.000 Berliner muslimischen Glaubens ist Eid al-Fitr in etwa mit Heiligabend bei den Christen zu vergleichen. Auch wer nicht gläubig ist und nicht gefastet hat, dürfte an den Feiertagen Grußnachrichten von Verwandten erhalten oder zu Festen eingeladen werden. Kinder freuen sich über Geschenke. Erwachsene treffen Verwandte und Freunde. Nach vier Wochen des Verzichts auf Essen und Trinken von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird gern im großen Kreis gefeiert.

Die Vorbereitungen für die Festtage beginnen schon während der letzten Tage des Ramadan. Wie bei vielen christlichen Familien vor Weihnachten klappern in muslimischen Haushalten Tage vor Eid al-Fitr die Töpfe und Pfannen. Auch Feiern in Moscheegemeinden sind beliebt. Während viele Gläubige sich im Ramadan der Besinnung halber lieber ins stille Kämmerlein zurückziehen, suchen sie bei Eid al-Fitr das genaue Gegenteil: Möglichst viele Menschen werden besucht, gegrüßt und zum Essen eingeladen.

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Der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde in Heinersdorf schildert die fröhliche Stimmung in seiner Moscheegemeinde. „Wir haben Hüpfburgen für die Kinder aufgestellt und unsere Moschee ist mit Lichterketten geschmückt“, sagt Scharjil Ahmad Khalid. Der Imam ist bemüht, den spirituellen Charakter des Fests Eid al-Fitr zu unterstreichen. Es gehe bei den gemeinsamen Feiern nicht darum, das Fasten mit möglichst vollem Magen hinter sich zu lassen. Das Ziel des Fastens im Ramadan sei spirituell. Was durch Verzicht geistig erreicht wurde, gelte es nach dem Ramadan zu bewahren.

Der Imam der im heutigen Pakistan im 19. Jahrhunderten gegründeten Reformgemeinde verwendet den türkischen Muslimen geläufigen Begriff „Zuckerfest“ nicht. Während des Ramadans empfahl der Theologe zum Fastenbrechen eher schlichte Mahlzeiten. Zum Eid al-Fitr wird ihm zufolge allerdings auch in der Khadija-Moschee der Ahmadiyya in Heinersdorf etwas üppiger aufgetischt, sagt er. „Im Ramadan geht es um das Innerliche und die Beziehung zu Gott, jetzt ist die Zeit für das Äußerliche und die Gemeinschaft“, sagt der Imam.

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Eine Pflicht für die Gläubigen ist im Ramadan die Armenspende Zakat-ul-Fitr. Laut Imam Khalid haben auch alle Gemeindemitglieder der Ahmadiyya einen Betrag für soziale Zwecke gespendet. In Predigten der Ahmadiyya-Gemeinde werde an das Leid der Kriegsopfer in Gaza, im Jemen und in der Ukraine erinnert, sagt der Imam.

Der Krieg in Gaza liege wie schon während des ganzen Ramadans wie ein Schatten auf dem Fest zum Ende der Fastenzeit, sagt der Theologe. Auch Geflüchtete aus Gaza kamen zum Fastenbrechen im Ramadan in der Moschee in Heinersdorf. Angesichts der Probleme, Menschen in Gaza telefonisch oder digital zu erreichen, ist selbst ein „Eid Mubarak“ auf Whatsapp für sie schwer an die Verwandten im Kriegsgebiet zu übermitteln.

Auch viele Neuköllner Muslime mit palästinensischen Wurzeln haben Verwandte im Kriegsgebiet. „Ich höre von vielen, dass dieser Ramadan mit all den furchtbaren Nachrichten anders war“, sagt Imam Khalid. Er betet für den Frieden.

QOSHE - Ende des Ramadan: 300.000 Berliner Muslime feiern Zuckerfest - Cedric Rehman
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Im Deutschen ist es vor allem als „Zuckerfest“ bekannt. Das ist der Tatsache geschuldet, dass in Deutschland viele aus der Türkei stammende Muslime leben. Das Fest zum Ramadan wird in der Türkei seit spätosmanischer Zeit mit den nach der Fastenzeit servierten Süßspeisen in Verbindung gebracht und entsprechend benannt. Andere Teile der islamischen Welt blieben bei der Bezeichnung Eid al-Fitr.

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