München - Keine Schonzeit, keine Eingewöhnung – für den neuen Löwen-Dompteur Argirios Giannikis geht es gleich zur Sache. Seine ersten drei Pflichtspiele als Trainer des TSV 1860 werden den Ton setzen für die Rückrunde. Entweder gelingt im Januar-Trio gegen Duisburg, Lübeck und Sandhausen die Wende und Sechzig blickt einer ruhigeren Phase entgegen – oder es geht weiter wie vor dem Aus von Maurizio Jacobacci und in Giesing breitet sich Abstiegsgefahr akut aus.

Eines ist gewiss: die Hoffnung der Fans auf ein rasches Ende der Torarmut und damit häufigeren Jubel. Ob es Anhaltspunkte dafür gibt, dass unter Giannikis auf Basis seiner vorherigen Stationen bei den Löwen bald alles besser läuft, hat sich das Fußball-Analyse-Unternehmen "ballorientiert" exklusiv für die Abendzeitung angesehen.

Jacobacci war wichtig, nach Ballgewinnen schnell in die Umschaltbewegung zu kommen – doch es fehlte an der Genauigkeit. Denn: Sechzig steht bei der Anzahl an Flanken und Dribblings auf Rang eins bzw. zwei, aber die Torschuss-Quote ist ligaweit am schlechtesten.

Daraus ergibt sich, dass 29 Tore der Sechzger zu erwarten gewesen wären, gefallen sind magere 18. Die ungenauen Flanken sind Ursache für nur zwei Kopfballtreffer und ein Eckballtor – damit ebenso Ligaschlusslicht. "Ballorientiert" folgert zu Jacobaccis Stil: "Wenig Intensität und Risiko". Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Löwen in Sachen Aggressivität und Präzision zulegen müssen.

Genau da kann der neue Chefcoach mit seinem Spielstil ansetzen. Argirios Giannikis, übernehmen Sie! Grundsätzlich ist der Franke ein Freund der Viererkette, könne aber das System der Situation und dem Gegner anpassen. Meist lässt er in einem 4-2-3-1 oder einem 4-3-3 beginnen. Eine kompakte Defensive plus schnelles Umschalten sind auch Giannikis' Basis. "Ähnlich wie Jacobacci ist Giannikis kein Ballbesitz-Trainer", meint "ballorientiert". Erfolgreich ist der Stil dann gewesen, wenn die Zweikampfquote stimmte – was sie bei Sechzig zuletzt nicht tat.

Risikobereitschaft zeichnet Giannikis ebenfalls aus. Schnell und direkt in die Tiefe soll es gehen, um dem Gegner in der entstehenden Unordnung wehzutun. Bei AEK Athen litt darunter die Passpräzision, kam aber dennoch häufig in das letzte Drittel des Gegners. Viele Flanken und schnelle Abschlüsse sind ebenso charakteristisch.

In der Aufstiegssaison 2019/2020 mit PAS Giannina, als der 43-Jährige zum Trainer des Jahres gekürt wurde, standen Gegnerpressing, zahlreiche Konterangriffe, viele Dribblings und Flanken über die Außenbahnen, frühes Stören, diszipliniertes Verteidigen und eine sehr starke Chancenverwertung im Vordergrund.

Da ist so manches dabei, was an der Grünwalder Straße 114 sehr willkommen wäre. Vorsicht jedoch: Wenn der Gegner von Giannikis' Teams mal zu Chancen kam, waren die meist hochwertig. Aber wie so oft: Grau ist alle Theorie und wichtig auf'm Platz.

QOSHE - Bisher "wenig Intensität und Risiko": Was Giannikis besser machen will - Ruben Stark
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Bisher "wenig Intensität und Risiko": Was Giannikis besser machen will

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19.01.2024

München - Keine Schonzeit, keine Eingewöhnung – für den neuen Löwen-Dompteur Argirios Giannikis geht es gleich zur Sache. Seine ersten drei Pflichtspiele als Trainer des TSV 1860 werden den Ton setzen für die Rückrunde. Entweder gelingt im Januar-Trio gegen Duisburg, Lübeck und Sandhausen die Wende und Sechzig blickt einer ruhigeren Phase entgegen – oder es geht weiter wie vor dem Aus von Maurizio Jacobacci und in Giesing breitet sich Abstiegsgefahr akut aus.

Eines ist gewiss: die Hoffnung der Fans auf ein rasches Ende der Torarmut und damit häufigeren Jubel. Ob es Anhaltspunkte dafür gibt, dass unter Giannikis auf Basis seiner vorherigen Stationen bei den Löwen bald alles besser läuft, hat sich........

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