München - Thomas Müller trug eine Nikolaus-Mütze, passend zur feierlichen (Laser-) Show mit Gesangseinlagen, die der FC Bayern seinen Fans nach dem letzten Heimspiel des Kalenderjahres in der Allianz Arena präsentierte. Stille Nacht - und zuvor ein laut gefeierter Abend. Mit dem souveränen 3:0 gegen den Emporkömmling aus Schwaben hatte der Meister die Kräfteverhältnisse der Bundesliga mal wieder zurechtgerückt. "Dementsprechend ist die Bayern-Seele sehr gestreichelt", sagte Müller zu Beginn des Interviews bei Sat.1.

Als es dann um seine Rolle ging, wurde Mützen-Müller ein wenig ernster. Es ist das Dauerthema dieser Wochen, ach dieser Hinrunde: Spielt er oder spielt er nicht? Der Weltmeister von 2014 stand erstmals seit dem 29. November, dem 0:0 gegen Kopenhagen, in der Startelf. Gegen den VfB Stuttgart fehlten die Flügelspieler Kingsley Coman und Serge Gnabry verletzt, also rückte Müller ins Team, war mal auf dem rechten Flügel, mal zentraler unterwegs.

"Es hat Spaß gemacht", meinte der Urbayer, "ich glaube schon, dass man gesehen hat, dass ich zumindest selbst davon überzeugt bin, dass ich nicht nur ein bisschen mitspiele, sondern dass ich der ganzen Truppe auch etwas geben kann." Und dann halb ernst, halb witzelnd: "Davon bin ich überzeugt. Jetzt muss ich nur noch den Trainer überzeugen, dass er auch öfter davon überzeugt ist." Öfter als die sieben Mal, die Müller in dieser Saison in einem Pflichtspiel in der Startelf stand. Noch spannender ist die Frage, wie oft in der nächsten und vor allem übernächsten Saison Müller beginnen darf. Also konkret die Frage nach seiner Vertragsverlängerung, über die nun schon seit Wochen an der Säbener Straße gesprochen wird.

"Es gibt nichts zu verkünden, wir sind in einem guten Austausch", meinte Müller später und berichtete vom Treffen mit Jan-Christian Dreesen: "Ich habe mit dem CEO ein tolles Gespräch gehabt, wir waren beide über den Sieg sehr glücklich, kennen uns gut. Aber wir haben nicht über den Vertrag gesprochen." Nach AZ-Informationen ist ja auch alles nur noch eine Frage des Gehalts, schließlich will sich Müller kurz vor der Fußballerrente nicht verschlechtern – aktuell kassiert der Offensivmann gut 20 Millionen Euro pro Jahr –, aber auch darüber herrscht schon so gut wie Einigkeit.

Bis zur Unterschrift ist es nur noch eine Frage der Zeit. Noch in dieser Woche dürfte für die Müller-Fans Bescherung sein. Und längst nicht nur für die, denn der Ur-Bayer ist für eigentlich alle Anhänger des Rekordmeisters eine wichtige Identifikationsfigur. Eine FC Bayern ohne Thomas Müller mag man sich eigentlich gar nicht vorstellen.

Dagegen sportlich unverzichtbar ist Müller nicht mehr – aber das ist nicht erst unter Thomas Tuchel so. Auch Vorgänger Julian Nagelsmann ließ ihn derweilen draußen, weniger häufiger als Hansi Flick und wenn, dann kommunizierte der es geschickter als einst Niko Kovac. Vom Notnagel-Status ist Müller weit entfernt, seine Situation sieht der Nationalspieler realistisch: "Der Trainer trifft die Entscheidungen. Das hat jeder zu respektieren. Wir haben in unserer Offensive ja hochkarätiges Material."

Aber keinen wie ihn. Einen Ergänzungsspieler, der insbesondere in der Kabine und neben dem Platz vorangeht. Die gute Seele der Mannschaft eben, das Müllerchen für alles. Immer positiv, immer konstruktiv. Das alles sei für ihn "selbstverständlich" und "gehört dazu". Müller: "Wir sind nicht irgendwo auf dem Ponyhof, sondern im Leistungssport beim FC Bayern an der höchsten Stelle. Da gibt es keinen Platz für Animositäten." Oder Miesemüllers.

Tuchel, der die stetigen Fragen nach Müller kennt und so semi schätzt, meinte schlicht: "Thomas hat sehr gut gespielt." Über sein Verhältnis zum Trainer meinte Müller: "Wir haben uns lieb." Tuchel, der ihn an der Seitenlinie hin und wieder als taktischen Ratgeber zur Seite nimmt, weiß um dessen Sonderrolle und Sonderstatus, spricht stets von einer "Ikone für den Klub, einer spielenden Legende".

Die noch ein weiteres Jahr bis 2025 seine Gräten hinhalten möchte, am liebsten für seinen Herzensverein, am besten mit dem finalen Schlussakkord Champions-League-Finale 2025 in München. Denn: Da war doch mal was...

Als Müller in der Mixed Zone auf die neu ins Leben gerufene Klub-WM der Fifa im Sommer 2025 in den USA angesprochen wurde, ein Turnier im bisherigen WM -Format für Nationalmannschaften mit 32 Vereinen, erwiderte er im Weggehen: "Ich muss schauen, dass ich bis Mittwoch wieder alle Räder dran habe." Was zeigt: Als 34-jähriger Fußballer denkt man eher kurzfristig. Zugleich war es ein wunderschönes Bild. Schließlich spielen die Bayern gegen den VfL, in der Autostadt Wolfsburg.

QOSHE - Müller bleibt bei Bayern – was er mindestens verdienen wird und wann ... - Patrick Strasser
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Müller bleibt bei Bayern – was er mindestens verdienen wird und wann ...

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19.12.2023

München - Thomas Müller trug eine Nikolaus-Mütze, passend zur feierlichen (Laser-) Show mit Gesangseinlagen, die der FC Bayern seinen Fans nach dem letzten Heimspiel des Kalenderjahres in der Allianz Arena präsentierte. Stille Nacht - und zuvor ein laut gefeierter Abend. Mit dem souveränen 3:0 gegen den Emporkömmling aus Schwaben hatte der Meister die Kräfteverhältnisse der Bundesliga mal wieder zurechtgerückt. "Dementsprechend ist die Bayern-Seele sehr gestreichelt", sagte Müller zu Beginn des Interviews bei Sat.1.

Als es dann um seine Rolle ging, wurde Mützen-Müller ein wenig ernster. Es ist das Dauerthema dieser Wochen, ach dieser Hinrunde: Spielt er oder spielt er nicht? Der Weltmeister von 2014 stand erstmals seit dem 29. November, dem 0:0 gegen Kopenhagen, in der Startelf. Gegen den VfB Stuttgart fehlten die Flügelspieler Kingsley Coman und Serge Gnabry verletzt, also rückte Müller ins Team, war mal auf dem rechten Flügel, mal zentraler unterwegs.

"Es hat Spaß gemacht", meinte der Urbayer, "ich glaube schon, dass man gesehen hat, dass ich zumindest selbst davon überzeugt bin, dass ich nicht nur ein bisschen........

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