München - Es gibt, wie immer im Leben, zahlreiche Perspektiven – auch beim nun zum zweiten Mal gescheiterten Wechsel von João Palhinha zum FC Bayern. Am 1. September, dem letzten Tag der Transferperiode, war der Portugiese, damals der Wunsch-Sechser von Trainer Thomas Tuchel, bereits an der Säbener Straße. Alles, samt seines neuen Trikots, war auf den Weg gebracht. Lediglich der abgebende Verein, der FC Fulham, legte aufgrund mangelnder Ersatzkandidaten für Palhinha sein Veto ein. Der Deal platzte in letzter Sekunde.

Ob die Londoner die mindestens rund 60 Millionen Euro Ablöse (plus mögliche Bonuszahlungen) in diesem Januar nun mit Kusshand nehmen würden? Das ist nur eine Perspektive. Und Palhinha, der bei Fulham noch einen Vertrag bis 2027 besitzt? Er wäre liebend gerne zum FC Bayern gegangen. Der 28-Jährige und sein Beraterteam wurden nun informiert, dass ein Wechsel auch diesen Winter nicht zustande kommt. Der defensive Mittelfeldspieler muss sich neu orientieren, zumal die Münchner für den die kommende Saison den Spanier Martín Zubimendi (24) von Real Sociedad San Sebastián im Visier haben.

Im Gegensatz zum Sommer erscheint den Bayern der Deal mit Palhinha nun als zu kostspielig – was keinesfalls reiner Poker ist, sondern das Ergebnis einer internen Bestandsaufnahme. Als Tuchel in seiner ersten Vorbereitung nach Amtsantritt Ende März war, herrschte im Zentrum große Not. Mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka, von deren Qualitäten Tuchel überzeugt ist, beide aber nicht als Sechser sieht, hatte man nur zwei zentrale, allerdings nicht überwiegend defensiv denkende Mittelfeldspieler.

Neuzugang Raphaël Guerreiro war seit Juli verletzt und Aleksandar Pavlovic noch ein vielversprechendes Talent ohne Pflichtspieleinsatz, der auf der Asien-Reise zu ersten Kurzeinsätzen kam.

Viereinhalb Monate später sieht die Mittelfeld-Welt beim FC Bayern ganz anders aus. Üppiger, qualitativ dichter – und vor allem gesünder. Kimmich, Goretzka, der laut Tuchel durch den Transfer von Innenverteidiger-Spezialist Eric Dier "wieder frei fürs Mittelfeld" geworden ist und nicht mehr in der Abwehrzentrale aushelfen muss, dazu ein nun besser integrierter und fitter Guerreiro. Aber vor allem: Pavlovic. Rotzfrech, selbstbewusst, zweikampf- und spielstark.

Vor der Winterpause bewährte sich der 19-Jährige bei zwei Startelfeinsätzen, gegen Hoffenheim (3:0) kam er in der letzten Viertelstunde für Konrad Laimer, der das fünfte Rad am Wagen des zentralen Mittelfelds darstellt. Immer bereit, montiert zu werden und die Aufgabe zu erfüllen. Doch als Rechtsverteidiger rollt der Österreicher noch besser.

Doch der eigentliche Grund für die Abkehr vom Palhinha-Poker ist Pavlovic. "Wir haben uns letzten Sommer mit João beschäftigt, haben immer wieder Kontakt mit ihm", gestand Sportdirektor Christoph Freund: "Es hat sich im Mittelfeld so ergeben, dass Aleks es richtig gut gemacht hat in den letzten Spielen. Er füllt eine richtig gute Rolle aus und wir glauben, dass wir intern eine richtig gute Alternative haben."

Auch Tuchel bekräftigte, dass er den Wunsch nach seiner "holding six" nun erstmal ad acta gelegt hat: "Wir haben jetzt vier Spieler für das defensive Mittelfeld, also nicht den allergrößten Bedarf." Und mit Blick mit Pavlovic: "Wir wollen ihm Spielzeit garantieren, realistische Einsatzchancen sind wichtig. Aleks ist fast schon eine absolut vollwertige Alternative geworden." Ein fast schon vollwertiges Kompliment.

Freund fahndet nun weiter nach einer Abwehr-Alternative. Top-Ziel: Nordi Mukiele (26) von Paris St.Germain. Der Franzose hat bei PSG noch einen Vertrag bis 2027, für den Innen- oder Rechtsverteidiger wird eine kostengünstige Leihe in Betracht gezogen. Falls der Deal nicht klappt, käme ein Landsmann, Sascha Boey in Betracht. Doch Galatasaray Istanbul will den 23-Jährigen nur verkaufen, nicht verleihen und fordert rund 25 Millionen Euro Ablöse.

QOSHE - Für Bayerns Toptalent verzichtet Tuchel auf seinen Wunschspieler - Patrick Strasser
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Für Bayerns Toptalent verzichtet Tuchel auf seinen Wunschspieler

8 0
18.01.2024

München - Es gibt, wie immer im Leben, zahlreiche Perspektiven – auch beim nun zum zweiten Mal gescheiterten Wechsel von João Palhinha zum FC Bayern. Am 1. September, dem letzten Tag der Transferperiode, war der Portugiese, damals der Wunsch-Sechser von Trainer Thomas Tuchel, bereits an der Säbener Straße. Alles, samt seines neuen Trikots, war auf den Weg gebracht. Lediglich der abgebende Verein, der FC Fulham, legte aufgrund mangelnder Ersatzkandidaten für Palhinha sein Veto ein. Der Deal platzte in letzter Sekunde.

Ob die Londoner die mindestens rund 60 Millionen Euro Ablöse (plus mögliche Bonuszahlungen) in diesem Januar nun mit Kusshand nehmen würden? Das ist nur eine Perspektive. Und Palhinha, der bei Fulham noch einen Vertrag bis 2027 besitzt? Er wäre liebend gerne zum FC Bayern gegangen. Der 28-Jährige und sein Beraterteam wurden nun informiert, dass ein Wechsel auch diesen Winter nicht zustande kommt. Der defensive Mittelfeldspieler muss sich neu........

© Abendzeitung München


Get it on Google Play