München – Der FC Bayern meldet sich nach der Länderspielpause mit einer guten Leistung zurück. Trotz kräftezehrender Reisen zahlreicher Nationalspieler gewannen die Mannen am Freitag souverän mit 1:0 beim 1. FC Köln. Bemerkenswert war dabei weniger das Ergebnis, sondern viel mehr eine Personalentscheidung von Cheftrainer Thomas Tuchel, mit der er für ein Novum in der diesjährigen Bundesligasaison sorgte.

Bei nasskalten vier Grad und teilweise strömendem Regen spielten die Münchner eine starke erste Hälfte, kombinierten sich mit Steckpässen ein ums andere Mal durch die Defensive der Kölner, deren neu installierte Dreierkette viel zu große Lücken offenbarte.

Trotz einer Vielzahl an Chancen blieb es aber bis zu Pause bei einem knappen 1:0. Im zweiten Spielabschnitt wurde dann deutlich, dass die Münchner diesen Spielstand gerne nach Hause bringen wollen. Trotz des engen Spielstands verzichtete Tuchel jedoch auf jegliche Wechsel.

Einer der Spieler, die über die gesamten 90 Minuten auf der Bank schmoren mussten, war Bayerns Urgestein Thomas Müller. Der 34-Jährige findet sich zuletzt regelmäßig auf der Bank wieder und es ist mehr als offensichtlich, dass Müller mittlerweile eine andere Rolle einnimmt, als dias in den zurückliegenden Jahren der Fall war.

"Müller spielt immer", lautete einst ein Stehsatz bei den Bayern. Diese Aussage – getätigt von Louis van Gaal zu Anfangszeiten von Thomas Müllers Karriere – hielt über lange Zeit stand. Bis zu dieser Saison: Lediglich 485 von möglichen 1620 Minuten stand das 34-jährige Gewächs aus dem eigenen Unterbau in dieser Saison auf dem Platz. Es wird mehr als deutlich, dass der Ur-Bayer an sportlicher Wichtigkeit verloren hat, dafür aber vielmehr auch durch andere Qualitäten überzeugt.

Thomas Müller – so scheint es zumindest – nimmt diesen Rollenwechsel an. Dass er jedoch keine einzige Minute gegen Köln zum Einsatz kam, obwohl Jamal Musiala verletzt passen musste und viele Stammspieler beim FC Bayern von anstrengenden Nationalmannschaftsreisen zurückkamen, war mindestens verwunderlich.

Vor der Partie bekräftigte Thomas Tuchel seine Wahl für Choupo-Moting anstelle von Müller mit einer Entscheidung taktischer Natur. "Köln ist sehr stark bei Standardsituationen und Choupo ist sehr gut im Verteidigen von Standardsituationen." Ohne ihn habe man außerdem "offensiv nur einen wirklich großen Spieler mit Kopfballstärke. Wir erwarten ein sehr hohes Pressing, deshalb können wir Choupo auch gebrauchen für lange Bälle, weil er den Ball gut festmachen kann".

Mit Blick auf mögliche Einwechslungen habe Tuchel während des Spiels "ein bisschen mit sich gehadert", wie er selbst zugab. Er habe es aber "heute nicht gefühlt". Dabei wollte der 51-Jährige unbedingt betonen, dass es nicht an fehlendem Vertrauen gegenüber seinen Ersatzspieler lag, sondern vielmehr an der Tatsache, dass er "den Rhythmus nicht unterbrechen wollte".

Bei den Bayern hält man trotz dessen Reservistenrolle weiter große Stücke auf Müller. Auch deshalb will man seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag verlängern. "Da wird es auch Gespräche geben in den nächsten Wochen. Als Spieler ist er eine Legende, er gehört zum FC Bayern München. Aber es muss für alle Seiten passen", sagte Sportchef Christoph Freund.

Müller selbst will seine Fußballschuhe im Sommer nicht an den Nagel hängen. "Ich will auf jeden Fall über 2024 hinaus ein Jahr weiterspielen. So ist zumindest der Plan", erklärte Müller. "Ich hab' weiter Spaß daran, auf dem Platz zu stehen – ich hoffe, das sieht man."

Der Weltmeister von 2014 weiter: "Dass es mich ärgert, wenn ich nicht auf dem Platz stehe, ist auch klar", sagt Müller aber auch sehr offen. Ihm sei jedoch bewusst, dass "wir in der Offensive aktuell fast ein Überangebot an Qualitätsspielern haben". Jeder müsse da "mal schlucken".

Freund zeigt sich zufrieden damit, wie der Routinier mit seinem Reservistendasein umgeht. "Die Situation für Thomas ist eine andere, als sie davor war. Er nimmt das super an. Er ist ganz wichtig für die Mannschaft, für den Verein", meinte der Österreicher.

Thomas Müller scheint seine aktuelle Situation also anzunehmen, auch wenn es ihn natürlich wurmen wird, gar nicht zum Zug zu kommen. Wegen des gegenseitigen Respekts ist eseine Frage der Zeit, bis man sich über eine Vertragsverlängerung des im Sommer 2024 auslaufenden Vertrages unterhalten wird. Zu sehr ist der FC Bayern mit dem Namen Müller verbunden – ob in alter oder neuen Rolle.

QOSHE - Müllers neue Rolle: Droht Knatsch bei den Bayern? - Maximilian Steiger
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Müllers neue Rolle: Droht Knatsch bei den Bayern?

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25.11.2023

München – Der FC Bayern meldet sich nach der Länderspielpause mit einer guten Leistung zurück. Trotz kräftezehrender Reisen zahlreicher Nationalspieler gewannen die Mannen am Freitag souverän mit 1:0 beim 1. FC Köln. Bemerkenswert war dabei weniger das Ergebnis, sondern viel mehr eine Personalentscheidung von Cheftrainer Thomas Tuchel, mit der er für ein Novum in der diesjährigen Bundesligasaison sorgte.

Bei nasskalten vier Grad und teilweise strömendem Regen spielten die Münchner eine starke erste Hälfte, kombinierten sich mit Steckpässen ein ums andere Mal durch die Defensive der Kölner, deren neu installierte Dreierkette viel zu große Lücken offenbarte.

Trotz einer Vielzahl an Chancen blieb es aber bis zu Pause bei einem knappen 1:0. Im zweiten Spielabschnitt wurde dann deutlich, dass die Münchner diesen Spielstand gerne nach Hause bringen wollen. Trotz des engen Spielstands verzichtete Tuchel jedoch auf jegliche Wechsel.

Einer der Spieler, die über die gesamten 90 Minuten auf der Bank schmoren mussten, war Bayerns Urgestein Thomas Müller. Der 34-Jährige findet sich zuletzt........

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