München - Gegenüber vom Heizkraftwerk und nahe am Kulturzentrum HP8 will die Büschl Unternehmensgruppe die neue Münchner Großmarkthalle bauen. Jetzt stellte Architekt Markus Allmann die neuen und abgespeckten Pläne im Rathaus vor: Der Münchner Großmarkt kommt in ein gigantisches flaches Gebäude. Auf zwei Ebenen gibt es Stände für Obst- und Gemüsehändler.

Rund 800 Parkplätze und LKW-Andockstationen, einige Büros und die Räume für die Münchner Tafel sind integriert. Entlang der Schäftlarnstraße ist die gigantische Halle 450 Meter lang. Rund 600 Wohnungen, die Investor Ralf Büschl im ersten Entwurf auf dem Dach der Großmarkthalle geplant hatte, sind gestrichen. Jedoch erhält die Stadt durch den Neubau die Möglichkeit, die frei werdende Blumenhalle oder die Bananenreiferei auf dem Gelände abzubrechen - um hier Wohnungen zu bauen.

"Wir halten die neue Großmarkthalle sehr einfach und klar. 30 Jahre darf das Haus in Erbpacht genutzt werden. Deshalb ist das Ziel, eine günstige Halle mit einfachsten Funktionen und besten Recyclingmöglichkeiten zu errichten", erklärte Architekt Markus Allmann vom Büro Allmannwappner: "Wir wollen einen vernünftigen Großmarkt mit erträglichen Mieten für die Händler und einer großen Photovoltaikfläche auf dem Dach", erläuterte der renommierte Münchner Architekt weiter. Eingebettet ins Wohngebiet an der Thalkirchner Straße, nur drei Kilometer vom Marienplatz, wird die Fläche für die Anwohner geöffnet. Auch zum HP 8 soll es einen Weg geben. Für die Münchner wird in die Großmarkthalle ein verglaster "Marktplatz" eingebaut: mit Restaurants und Blick auf das Großmarktreiben in der unteren Etage. Die Absicht: "Ein Fenster zum Quartier" zu sein.

Die untere Fassade der riesigen Großmarkthalle soll komplett aus Glas sein. Zur Schäftlarnstraße könne eine gläserne Mauer die zentrale LKW-Zufahrt als durchsichtigen Lärmschutz umschließen - bis vor zum Mittleren Ring. Die Designidee dahinter: Da am Großmarkt antizyklisch gearbeitet wird, also nachts, könne man das Licht der Halle nutzen für einen "Leuchtinsel in der Nacht"-Effekt im Viertel.

Sendlings Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz (SPD) war enttäuscht, dass sein Gremium nicht vorab vom Investor über die neuen Großmarkthallen-Pläne informiert worden war. Doch das Konzept mache Sinn: "Der Großmarkt soll in Sendling bleiben. Das Gelände zum Viertel öffnen, ist gut. Städtische Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften sollten schnell auf dem Areal Wohnungen bauen - wir brauchen auch Supermarkt und Grundschule", so der Lokalpolitiker. Die Design-Ideen des Architekten sieht er positiv: "Ich hatte Angst vor einer schwarzen Industriewand an der Schäftlarnstraße. Wenn das Quartier in Zukunft durch eine transparente Mauer auf eine funktionierende Halle schauen kann, steht das für Offenheit und Transparenz." Diese Forderung hat er an die Planer: "Eine gemeinsame Einfahrt in die Großmarkthalle für LKW und Autos, statt der zwei geplanten. Wir in Sendling wollen ein autoarmes Quartier", so Markus Lutz.

Architekten der Kommission für Stadtgestaltung kommentierten die Großmarkt-Pläne: "Die Halle ist ein ordentlicher Brummer. Warum macht man nicht mehr Baumasse, dafür den Park größer?", fragte die Berliner Architektin Regine Leibinger. Sie konstatierte danach: "Die Halle ist eine supereinfache riesige Kiste, wie in der Peripherie. Doch durch den Marktplatz wird das Quartier in die Halle geführt, das ist keine Farce. Das Konzept ist schlüssig. Und: Alle reden von Nachhaltigkeit. Wenigen gelingt es wirklich", so ihr Lob.

Heimatpfleger Hanns Michael Küpper findet die Idee "super!", später einen Basketball- oder Fußballplatz auf dem Dach einzurichten. Der Architekt ist jedoch entschieden gegen den Flächenverbrauch von rund 115 000 Quadratmetern. "Wir haben es mit einem Filetstück in der Stadt zu tun. Wir brauchen eine Erweiterung der Halle nach oben. Wenn wir es nicht schaffen, an dieser Stelle Wohnraum anzubieten, ist das eine Bankrotterklärung." Noch dieses Jahr soll der Stadtrat über die Großmarkthalle abstimmen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) ist zuversichtlich: "Es eilt. Der neue Großmarkt ist eine extrem wichtige Aufgabe. Die bestehende Struktur ist nicht mehr tragbar."

QOSHE - Neue Großmarkthalle in München: Investor streicht Wohnungen - Eva Von Steinburg
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Neue Großmarkthalle in München: Investor streicht Wohnungen

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23.11.2023

München - Gegenüber vom Heizkraftwerk und nahe am Kulturzentrum HP8 will die Büschl Unternehmensgruppe die neue Münchner Großmarkthalle bauen. Jetzt stellte Architekt Markus Allmann die neuen und abgespeckten Pläne im Rathaus vor: Der Münchner Großmarkt kommt in ein gigantisches flaches Gebäude. Auf zwei Ebenen gibt es Stände für Obst- und Gemüsehändler.

Rund 800 Parkplätze und LKW-Andockstationen, einige Büros und die Räume für die Münchner Tafel sind integriert. Entlang der Schäftlarnstraße ist die gigantische Halle 450 Meter lang. Rund 600 Wohnungen, die Investor Ralf Büschl im ersten Entwurf auf dem Dach der Großmarkthalle geplant hatte, sind gestrichen. Jedoch erhält die Stadt durch den Neubau die Möglichkeit, die frei werdende Blumenhalle oder die Bananenreiferei auf dem Gelände abzubrechen - um hier Wohnungen zu bauen.

"Wir halten die neue Großmarkthalle sehr einfach und klar. 30 Jahre darf das Haus in Erbpacht genutzt werden. Deshalb ist das Ziel, eine günstige Halle mit einfachsten Funktionen und besten........

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