Männergefühle und Frauenleben
Im November (das war der Monat vor diesem Monat) gibt es gleich zwei Weltmännertage. Einer ist am 3. November und einer am 19. November. Das sei vorweg geklärt – auch für all jene Männer, die sich am Weltfrauentag (der ist am 8. März) regelmäßig darüber echauffieren, dass es keinen Weltmännertag gebe, und dass sich doch bitte endlich jemand (idealerweise Frauen) um die Probleme von Männern kümmern sollte (statt um die Probleme von Frauen). Liebe Männer, es gibt sogar zwei Tage für euch, Frauen haben hingegen nur einen. Ihr habt gleich die doppelte Menge an Tagen abgekriegt, wie sich das gehört im Patriarchat.
November war also der Monat, in dem wir uns endlich der Probleme von Männern annehmen konnten, bekanntlich gehen diese die anderen elf Monate im Jahr unter. Leider ist nur alles in der Welt auf die Bedürfnisse von Männern zugeschnitten – von Crash Test Dummies in der Autoproduktion (was dazu führt, dass Frauen eher an Unfällen sterben) über Klaviertasten, über Temperaturen in öffentlichen Gebäuden über medizinische Forschung und Behandlung bis hin zu Steuersystem und Arbeitswelt. Alles auf der Welt reicht aber noch nicht, deshalb, so hört man auf Social Media, ist es ganz wichtig zu betonen, wie sehr Männer unter dem Patriarchat leiden, das alles auf sie zurichtet und für sie einrichtet. Dass sie selbst erschaffen haben und dessen Nutznießer sie sind. Und so titelte beispielsweise das deutsche Portal faqyou.de auf Instagram am Weltmännertag (dem zweiten, dem am 19. November): „Männern geht es beschissen“.
Warum es Männern beschissen geht, willst du wissen? Etwa weil 95 Prozent der Gefängnisinsassen Männer sind, so faqyou.de. Wie beschissen es jenen geht, die sie mit ihren Verbrechen und Gewalttaten beschädigt, verletzt oder traumatisiert haben (Gewalttaten und Verbrechen, wegen derer sie im Gefängnis sitzen), fragst du? Hör auf, so eine männerhassende Spielverderberin zu sein, die Täter sind immer noch die größten Opfer ihrer eigenen Taten.
Oder weil Männer häufiger an Suizid versterben als Frauen. Das stimmt zwar grundsätzlich, was dabei aber sehr gerne ausgelassen wird, ist, dass Frauen viel öfter Suizid versuchen und deshalb insgesamt um einiges suizidaler sind als Männer. Sie sind auch von einer Reihe von psychischen Erkrankungen in viel höherem Ausmaß betroffen – Angsterkrankungen, Depressionen, Essstörungen sowieso – weil sie belastetere Leben führen. Du weißt schon, all die Hausarbeit, die die Männer nicht machen wollen und die deshalb an Frauen hängen bleibt, all die Kinderbetreuung, die sie auch nicht machen wollen, die Beziehungsarbeit und den Mental Load, all die Mehrfachbelastung, die schlechtere Bezahlung, die ständige Abwertung, die einengenden Schönheitsnormen, die höhere Armutsbetroffenheit und all die Gewalt, die von Männern ausgeht und wegen derer die armen Geschöpfe dann im Gefängnis landen. Frauen wählen nur die sanfteren Methoden (die weniger wahrscheinlich andere Menschen miteinbeziehen) und sind deshalb seltener erfolgreich darin, sich umzubringen.
Es ist mir als männerliebende Feministin natürlich sehr wichtig, dass wir uns endlich um die Interessen von Männern kümmern, weswegen ich sehr froh war über den faqyou.de-Post zum Männertag. Einzig enttäuscht hat mich, dass sie sich bis Slide 4 Zeit ließen, um meine Lieblingsgeschichte über Männer zu erzählen, nämlich die, dass sie – Achtung! Es wird jetzt sehr traurig! – keine Gefühle zeigen dürfen und nicht weinen dürfen. Die männerhassenden Feministinnen unter uns........





















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