menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Das Haus in der Wahnfriedstraße

12 0
25.07.2024

Sagen wir es einmal so: 14.000 Unterschriften – das ist nicht ganz so viel, wenn man bedenkt, dass kein Geringerer als der Musiker Chilly Gonzales die Online-Petition ins Leben gerufen hat. Und zwar mit allem Medien-Wumms, den man sich nur denken kann: eigenes Video und Auftritt im ZDF in Jan Böhmermanns Magazin Royale. Gonzales streitet in seinem Song »F*ck Wagner« dafür, die Richard-Wagner-Straße in Köln umzubenennen – am liebsten in eine Tina-Turner-Straße. Die nötigen Unterlagen hat er bereits beim Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt eingereicht und wartet nun auf eine Entscheidung des Innenstadtparlaments.

Die Begründung des Sängers klingt so: »Die Richard-Wagner-Straße neu zu benennen, wäre keine Cancel Culture, sondern die Trennung des Werks vom Künstler. Wir fordern nicht, die Aufführung von Wagners Opern zu stoppen. Aber wenn eine Straße in der Kölner Innenstadt den Namen eines Antisemiten trägt, der nicht einmal eine enge Beziehung zu Köln hatte, ehren wir damit meines Erachtens einen unwürdigen Mann.«
Chilly Gonzales ist nicht der erste Wagner-Kritiker: Der ätzende Antisemitismus des Komponisten, der in der Schrift Das Judenthum in der Musik seinen ekligen Höhepunkt fand, geht längst untrennbar mit der Rezeption von Wagners Werk einher.

Dabei sind selbst in Israel die Wellen inzwischen ein wenig geglättet: Während der Aufschrei und der Protest noch groß war, als Daniel Barenboim Anfang der 2000er-Jahre (mit vorheriger Ansage) ein Stück Wagners in einem Konzert spielte, ist die Wagner-Debatte inzwischen eher eine Nischen-Diskussion........

© Juedische Allgemeine


Get it on Google Play