Stand: 15.01.2024, 22:06 Uhr

Von: Pitt von Bebenburg

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Das „Unwort des Jahres“ im Jahr 2023 lautet „Remigration“. Die dahinter liegende Haltung muss bekämpft werden. Der Kommentar.

Es gab eine Zeit, in der der Begriff „Remigration“ nicht negativ besetzt war. Es ging um die Rückkehr von Emigrantinnen und Emigranten ins Nachkriegsdeutschland. Klar war: Ihre Emigration war erzwungen worden, oft gewaltsam. Ihre Remigration geschah freiwillig und bedeutete Hoffnung, für sie und für das Land, in das sie zurückkehrten.

Heute ist es genau umgekehrt. „Remigration“ ist zu einem Kampfbegriff der neuen Rechten geworden. Sie beschönigt mit diesem Wort die Vertreibung von Menschen aus einem Land, das ihre Heimat geworden ist. Das Wort ist damit zu Recht zum „Unwort des Jahres“ gewählt worden.

Wie aktuell es ist, hat sich in den vergangenen Tagen gezeigt, als das Potsdamer Treffen von AfD-Leuten und Neonazis bekannt wurde. Aber nicht erst seit 2023, sondern seit Jahren wird in rechtsextremen Kreisen über Massenvertreibung fantasiert. Und auch in der AfD im Kreis um Björn Höcke wird unverhohlen so gedacht.

Das erste „Unwort des Jahres“ wurde 1991 gekürt und lautete „ausländerfrei“. Es bezog sich auf die Pogromstimmung in Hoyerswerda, die sich gegen Migrantinnen und Migranten richtete. In den Jahren danach brannten Häuser nieder und wurden Menschen aus rassistischer Gesinnung getötet.

Damals waren die Rechtsextremen, die solchen Nazi-Jargon benutzten, eine radikale Minderheit. Gut 30 Jahre später ist die Sprache sanfter geworden, aber die Zustimmung zu diesen menschenverachtenden Absichten offenbar deutlich gestiegen.

Auch deswegen geht es um mehr als ein „Unwort“. Die dahinter liegende Haltung muss bekämpft werden. Denn aus Unworten können Untaten werden.

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„Remigration“: Das Unwort des Jahres erinnert an dunkle Zeiten

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16.01.2024

Stand: 15.01.2024, 22:06 Uhr

Von: Pitt von Bebenburg

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Das „Unwort des Jahres“ im Jahr 2023 lautet „Remigration“. Die dahinter liegende Haltung muss bekämpft werden. Der Kommentar.

Es gab eine Zeit, in der der Begriff „Remigration“ nicht negativ besetzt war. Es ging um die Rückkehr von Emigrantinnen und Emigranten ins Nachkriegsdeutschland. Klar war: Ihre Emigration war erzwungen worden, oft........

© Frankfurter Rundschau


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