Stand: 05.11.2023, 15:40 Uhr

Von: Christine Dankbar

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Die in der Linkspartei Verbliebenen stellen ein Strategiepapier zur Zukunft ihrer Partei vor. Doch mindestens genauso wichtig wie eine solche Vision ist gutes Personal. Der Kommentar.

Die Linke erlebt gerade eine gewisse Ungleichzeitigkeit der Dinge. Während die Bundestagsfraktion in den nächsten Tagen und Wochen vor aller Augen im Streit zerfallen wird, versucht sich die Partei in demonstrativer Einigkeit. Am Sonntag wurde ein Papier vorgestellt, das genau das noch einmal betont. Die Partei sei schon oft totgesagt worden, aber immer habe sie ihre Krisen überwunden, heißt es darin. Das geht natürlich als Beschwörungsformel an die eigenen Mitglieder.

Der Grund für beide Entwicklungen, den Zerfall der Fraktion und die neue Einigkeit der Partei oder zumindest deren Führung, ist Sahra Wagenknecht. Die Abgeordnete, die seit Jahren außer ihrem Bundestagsmandat keine Funktion in der Linken wahrgenommen hat, hat jüngst ihren Austritt verkündet und gründet nun mit ein paar Getreuen eine eigene Partei. Zuvor hat sie darüber lange in aller Öffentlichkeit räsoniert und so ganz nebenbei die Linke in die größte Krise seit ihrem Bestehen gebracht. Das will schon etwas heißen, denn die Partei hat ja schon einige Durststrecken hinter sich.

Nun soll ein neuer Aufbruch kommen. Man wird sehen, was von der neuen Einigkeit nach einigen Woche noch übrig sein wird. Denn der Fokus auf die ungeliebte Parteiprominente Wagenknecht hat in den Hintergrund treten lassen, dass es auch zwischen den verbliebenen Protagonist:innen noch genügend Gräben gibt. Die Parteiführung muss nun zeigen, dass sie in der Lage ist, sie zu überbrücken.

Papiere zu verabschieden mag eine gute Sache für die innere Verfasstheit sein. Es ist aber auch nicht gerade das erste Mal, dass die Linke Umverteilung fordert und verbal gegen den Rechtsruck mobilisiert. Für den Erfolg bei den Wählerinnen und Wählern zählen darüber hinaus noch ganz andere Dinge. Da geht es auch ums Personal. Dass eine einzelne Politikerin wie Wagenknecht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, mag nicht nur an der Faszination ihrer Person liegen. Es kann zusätzlich auch damit zu tun haben, dass die Parteispitze eher farblos agiert.

In dem am Sonntag verabschiedeten Papier findet sich der Satz: „Wir können die linke Partei sein, die jetzt gebraucht wird.“ Das ist ein sehr guter Anfang. Die Linke sollte sich mal genauer umsehen, welche linke Partei jetzt in Deutschland gebraucht wird.

Will die Partei bei der nächsten Bundestagswahl wieder über die Fünf-Prozent-Hürde kommen, muss der Wieder-Aufbau in den Bundesländern stattfinden. In drei von ihnen regiert die Linke mit. Bei der Neuwahl in Berlin wurden vor allem SPD und Grüne abgewählt, während die Linken-Senator:innen hochgeachtet waren. Warum hat man sich deren Expertise nicht gesichert als sie frei wurde? Das zu ändern sollte eine Aufgabe auf dem anstehenden Bundesparteitag sein.

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Zukunft der Linkspartei: Aufs Personal kommt es an

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05.11.2023

Stand: 05.11.2023, 15:40 Uhr

Von: Christine Dankbar

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Die in der Linkspartei Verbliebenen stellen ein Strategiepapier zur Zukunft ihrer Partei vor. Doch mindestens genauso wichtig wie eine solche Vision ist gutes Personal. Der Kommentar.

Die Linke erlebt gerade eine gewisse Ungleichzeitigkeit der Dinge. Während die Bundestagsfraktion in den nächsten Tagen und Wochen vor aller Augen im Streit zerfallen wird, versucht sich die Partei in demonstrativer Einigkeit. Am Sonntag wurde ein Papier vorgestellt, das genau das noch einmal betont. Die Partei sei schon oft totgesagt worden, aber immer habe sie ihre Krisen überwunden, heißt es darin. Das geht natürlich als Beschwörungsformel an die........

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