Außer viel hohlem nationalen Pathos hatte Wladimir Putins Rede zur offiziellen Einführung in seine fünfte Amtszeit als Präsident keinen Inhalt. Das war vor sechs Jahren noch anders: Damals versprach er den Russen noch eine „friedliche und blühende Zukunft“ mit einer „neuen Lebensqualität, Wohlstand, Sicherheit und Gesundheit jedes Menschen“ und einer „modernen Sozialpolitik“. Für Unternehmer und Wissenschaftler kündigte er damals mehr Freiheiten an und redete sogar von Menschenrechten.

Nun schwadroniert Putin vom „tiefen Verständnis“ der Russen für „gemeinsame historische Ziele“, von Russland als eigener Zivilisation, deren Macht bewahrt werden müsse, von „Einigkeit und Geschlossenheit“ bei der „vollen Hingabe“ am Dienst für das Vaterland, „tausendjähriger Geschichte“ und „Ahnen“, die „scheinbar unerreichbare Höhen genommen haben“.

Dieser Wandel der Rhetorik beschreibt die Veränderung seiner Herrschaft: Aus einem autoritären Regime, das seinen Untertanen ein besseres Leben versprach, wurde eine Diktatur, die nicht einmal mehr so tut, als diene sie dem Wohlergehen der Bürger. Putin hat den Russen keine Zukunft mehr zu bieten. Aber mit seinen Botschaften aus einer düsteren Vergangenheit findet er in der russischen Gesellschaft dennoch immer noch viel Unterstützung, während er von seiner Soldateska die ­Ukraine zerstören lässt.

QOSHE - Botschaften aus der Vergangenheit - Reinhard Veser
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Botschaften aus der Vergangenheit

24 0
07.05.2024

Außer viel hohlem nationalen Pathos hatte Wladimir Putins Rede zur offiziellen Einführung in seine fünfte Amtszeit als Präsident keinen Inhalt. Das war vor sechs Jahren noch anders: Damals versprach er den Russen noch eine „friedliche und blühende Zukunft“ mit einer „neuen Lebensqualität, Wohlstand, Sicherheit und Gesundheit jedes........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play