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Der ESC muss auch politisch sein

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07.05.2024

Wie unpolitisch kann eine Veranstaltung sein, bei der – vermeintlich – Nationen gegeneinander in einen Wettstreit treten? Bei der die Ukrainerin Jamala nur zwei Jahre nach der Besetzung der Halbinsel Krim durch Wladimir Putins Russland mit einem Lied den Eurovision Song Contest (ESC) gewinnen konnte, in dem es um die Vertreibung der Krimtataren durch Josef Stalin im Jahr 1944 geht? Bei der eine transgeschlechtliche Frau und ein Mann mit Vollbart in Frauenkleidern auf der Bühne stehen? Sowohl der Sieg von Dana International 1997 für Israel als auch der von Conchita Wurst 2014 für Österreich wurden politisch verstanden, beide waren durchaus umstrittene Vertreter auch im jeweils eigenen Land und sorgten schon im Vorfeld für massive Proteste.

Es mutet ein wenig blauäugig an, dass die Europäische Rundfunkunion (EBU) so sehr auf dem „unpolitischen Charakter“ ihrer Veranstaltung beharrt. Auch dieses Jahr wieder wurde in Malmö bekanntgegeben, dass die Flaggen des eigenen Landes genauso erlaubt seien wie Regenbogenfahnen. Zugleich behalten sich die Organisatoren aber das Recht vor, palä­sti­nen­sische Flaggen und Symbole zu ent­fer­nen.

Als die isländische Band Hatari 2019 bei der Verkündung der Punkte beim ESC in Tel Aviv einen Schal mit der Aufschrift und der Flagge Palästinas zeigte, wurde die Gruppe ausgepfiffen, der isländische Sender RÚV später von der EBU zu einer Strafzahlung von 5000 Euro verurteilt. Als der........

© Frankfurter Allgemeine


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