Ist zurück in der Premier League: Stürmer Timo Werner.
© Quelle: IMAGO/Karina Hessland
Timo Werner ist zurück in der Premier League. Tottenham Hotspur passt für ihn besser als der FC Chelsea. Doch das Publikum dürfte nur auf seinen nächsten Fehlschuss warten, glaubt Sportbuzzer-Kolumnist Hendrik Buchheister.
Das Internet vergisst nichts. Diese Tatsache kann für normale Menschen unangenehm sein (alte Partybilder bei Facebook), für Prominente allerdings ist sie besonders belastend. Wenn man zum Beispiel bei YouTube den Begriff „Timo Werner“ eingibt, wird einem eine Vielzahl von Videos vorgeschlagen, in denen die größten „misses“ des Angreifers zu sehen sind, also seine größten vergebenen Chancen. Vor allem in seiner Zeit beim FC Chelsea von 2020 bis 2022 hat sich erschütternd viel Material für Filme dieser Art angesammelt. Werner, wie er den Ball aus wenigen Metern über das Tor haut. Werner, wie er alleine auf das Ziel zuläuft und dann einen schlecht kalibrierten Querpass spielt. Werner, wie er den Ball unfreiwillig von der gegnerischen Torlinie klärt.
Niemand kann Timo Werner absprechen, dass er sich bemüht, dass er alles versucht, dass er nie aufgegeben hat in seiner Zeit bei Chelsea. Trotzdem ist er in jenen zwei Jahren zu einer Art Witzfigur in England geworden. Für ihn lief schief, was schief laufen konnte. Berüchtigt ist, wie sich nach dem Champions-League-Halbfinale 2021 gegen Real Madrid die Frau seines Mitspielers Thiago Silva in den Sozialen Medien über den Stürmer empörte: „Dieser Werner… – wie heißt er nochmal?“
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Jetzt ist Werner zurück in der Premier League, ausgeliehen von RB Leipzig an Tottenham Hotspur. Die Chancen sind gut, dass sein zweiter Versuch in England besser läuft als der erste. Bei Chelsea kam er an als 53-Millionen-Euro-Zugang, der sich einreihen sollte in die Reihe großer Stürmer des Vereins, in eine Ahnengalerie mit Gianfranco Zola, Diego Costa und Didier Drogba. Der Druck bei dem Klub war immens unter dem damaligen Besitzer Roman Abramowitsch. Ziel war grundsätzlich die Meisterschaft. Wer die Erwartungen nicht erfüllte, wurde abgeschoben – das galt für Spieler genau so wie für Trainer. Der kühle Fußball-Nerd Thomas Tuchel kam mit seinem fordernden Umgang bei Werner nicht weiter.
Die Voraussetzungen bei Tottenham sind anders. Der Verein würde schon die Qualifikation zur Champions League als Erfolg verbuchen. Als Winterzugang per Ausleihe sind die Erwartungen an Werner überschaubar. Weil Heung-min Son, nach Harry Kanes Weggang Tottenhams größter Star, erstmal ausfällt wegen seines Engagements bei den Asien-Meisterschaften, könnte Werner ab sofort regelmäßig zum Einsatz kommen – zum ersten Mal möglicherweise schon am Sonntag gegen Manchester United. Trainer Ange Postecoglou pflegt einen emphatischen Umgang mit seinem Personal, hat eine Atmosphäre zum Wohlfühlen geschaffen und damit schon andere Spieler aus einem Leistungsloch geholt.
Timo Werner zu Tottenham – dieses Geschäft könnte sich für beide Seiten als Glücksfall herausstellen, als Win-Win-Situation. Der Verein kann einen torgefährlichen Stürmer gut gebrauchen, Werner könnte auf großer Bühne seine Karriere wieder in Schwung bringen, sich für den deutschen EM-Kader empfehlen – und ganz nebenbei dem englischem Publikum zeigen, dass er keine Witzfigur ist. Umgekehrt gilt aber auch, dass gegnerische Fans und die Medien schnell wieder Spott und Häme über Werner ausschütten könnten. Nämlich dann, wenn er neues Material für Fehlschuss-Videos liefert.
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Warum Timo Werners Rückkehr nach England riskant ist
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14.01.2024
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© Quelle: IMAGO/Karina Hessland
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