Palästinenser gehen nach einem israelischen Luftangriff auf den Überresten eines zerstörten Hauses.

© Quelle: Abed Rahim Khatib/dpa

Die Verschnaufpause im Krieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas ist eine große diplomatische Leistung. Eine Wende hin zum Ende des Krieges ist aber leider noch nicht erreicht. Der internationale Druck auf Israel ist groß, den Zeitpunkt für eine dauerhafte Waffenruhe nicht zu verpassen.

Die geplante Waffenruhe im Gazastreifen und der Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Gefangene ist eine gute Nachricht, bei der aber ein beklemmendes Gefühl zurückbleibt. Die Waffenruhe wird nur eine vorübergehende sein. So groß die diplomatische Leistung auch ist, bedeutet der „Deal“ zunächst nur eine Atempause. Israel hat sich auf vier Tage Feuerpause eingelassen, damit etwa 50 israelische Frauen und Kinder in ihre Heimat zurückkehren können. Im Austausch sollen 150 Palästinenserinnen und Palästinenser aus israelischen Gefängnissen freikommen.

Zynisch betrachtet, könnte man eine Rechnung aufmachen, was ein Menschenleben der jeweiligen Seite wert ist.

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Von einem dauerhaften Waffenstillstand ist man in Nahost leider weit entfernt – trotz aller optimistischen Äußerungen aus Katar, das den Waffenstillstand eingefädelt hatte. Interessant dürfte auch noch zu erfahren sein, was die Verhandler aus Katar der Hamas zusätzlich versprochen haben für die Freilassung der 50 Geiseln.

Die Verschnaufpause im Krieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas bedeutet leider noch keine Wende hin zu einem Ende des Krieges. Im Gegenteil: Israels Premier Benjamin Netanjahu hat bereits angekündigt, den Kampf gegen die Hamas fortzusetzen, was eben auch weiteres Leid für die Zivilbevölkerung in Gaza bedeutet.

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Selbstverständlich hat Israel das Recht, sich militärisch gegen die Hamas zur Wehr zu setzen, auch wenn es noch viele Wochen gar Monate dauert. 50 Frauen und Kinder sind nur rund ein Fünftel der von der Hamas brutal verschleppten Israelis.

Spätestens seit dem 7. Oktober ist klar, dass diese Terrororganisation den Staat Israel sowie die Jüdinnen und Juden vernichten will. Die Hamas auszuschalten, ist und bleibt ein notwendiges Anliegen, für das Israel dauerhaft internationalen Rückhalt braucht. Israel muss allerdings selbst einen Beitrag dafür leisten, dass es sich den Rückhalt durch die internationale Gemeinschaft erhält. Gelingen wird das nur, wenn Tel Aviv jede Gelegenheit nutzt, die Zivilbevölkerung zu schonen. Dazu gehört auch, dass Hilfskonvois mit Wasser, Nahrung, Medikamenten und Treibstoff regelmäßig nach Gaza gelangen können. Je rücksichtsloser die Armee heute vorgeht, desto größer ist die Gefahr, dass nach einer Zerschlagung der Hamas auf dem gesäten Hass neuer Terror entsteht.

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Entscheidend wird auch sein, dass Israel nicht den Zeitpunkt verpasst, zu dem die Waffen schweigen können und eine neue dauerhafte Waffenruhe mit militärischer Präsenz abgesichert werden kann. Eine Chance auf Verlängerung der jetzt geplanten Feuerpause im Austausch für weitere Geiseln sollte unbedingt genutzt werden.

Israels Regierung hat einer mehrtägigen Feuerpause im Gaza-Krieg im Gegenzug für die Freilassung von israelischen Geiseln zugestimmt.

© Quelle: dpa

Jeder Tag, an dem der Krieg zwischen Israel und der Hamas tobt, ist ein gefährlicher Tag für die gesamte Nahost-Region und damit für die internationale Lage: Während israelische Soldaten versuchen, das Tunnelsystem der Hamas in Gaza zu zerstören, starten proiranische Milizen immer wieder Attacken auf US-Luftwaffenstützpunkte im Irak und in Syrien. Daraus kann schnell ein Flächenbrand werden. Vor dem Hintergrund, dass in den USA im kommenden Jahr gewählt wird, steht der amerikanische Präsident unter Druck, seinen internationalen Militäreinsatz und Kosten für militärisches Engagement der USA jenseits des eigenen Kontinents möglichst klein zu halten. Nicht zuletzt deswegen hat die USA auch Druck auf Israel ausgeübt, das nun geschlossene Abkommen einzugehen.

Ein Zeichen der Hoffnung ist, dass mit Katar ein Land aus der Region die vorübergehende Waffenruhe vermittelt hat. Für die Sicherheit Israels wird es zentral sein, dass es dem Staat gelingt, das Verhältnis Israels mit weiteren arabischen Nachbarn zu normalisieren.

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Atempause in Nahost: ein Deal mit Menschenleben

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22.11.2023

Palästinenser gehen nach einem israelischen Luftangriff auf den Überresten eines zerstörten Hauses.

© Quelle: Abed Rahim Khatib/dpa

Die Verschnaufpause im Krieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas ist eine große diplomatische Leistung. Eine Wende hin zum Ende des Krieges ist aber leider noch nicht erreicht. Der internationale Druck auf Israel ist groß, den Zeitpunkt für eine dauerhafte Waffenruhe nicht zu verpassen.

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Zynisch betrachtet, könnte man eine Rechnung aufmachen, was ein Menschenleben der jeweiligen Seite wert ist.

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