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Im Gespräch | Pop-Art-Künstler Jim Avignon: „Capitalism is never friendly“

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15.12.2025

Nicht nur in seiner Heimatstadt Berlin ist der Pop-Art-Künstler Jim Avignon bekannt wie ein bunter Hund. Keiner malt schneller, kaum jemand ist produktiver. Als Neoangin veröffentlicht der notorische Hutträger nebenbei auch noch regelmäßig Indie-Pop-Alben.

Nun feiern Avignon und seine Kunst-Kollegin Fehmi Baumbach 25 Jahre Who is Afraid Of Friendly Capitalism?, eine jährlich stattfindende Mischung aus Kunstausstellung, Lounge und Szene-Party. Die Vernissage fand letzten Freitag in der Galerie Neurotitan im Haus Schwarzenberg statt. Bis zum 10. Januar wird dort „Kunst von über 80 Künstler:innen aller Genres aus über drei Generationen“ gezeigt, viele davon haben die anarchisch kreativen Berliner Nachwendejahre mitgestaltet: Danielle de Picciotto, 4000, Françoise Cactus, Brezel Göring, Moritz Reichelt, aber auch der Schauspieler Milan Peschel. Überlebenskünstler in einer Stadt, die für Kultur immer weniger übrig hat.

der Freitag: Herr Avignon, trotz Ihrer Prominenz als Künstler sind Ihre Bilder immer noch unverschämt günstig. Für 50 Euro kriegt man schon mal einen original Avignon. Warum ist es Ihnen so wichtig, dass Kunst bezahlbar bleibt?

Jim Avignon: Wenn ein Künstler Werke ab 10.000 Euro aufwärts produziert, ist wahrscheinlich nur noch ein Prozent der Bevölkerung in der Lage, sich über den Erwerb eines Bildes überhaupt Gedanken zu machen. Das heißt, der größte Teil der Gesellschaft kann nicht mehr kaufen, sondern nur noch bewundern. Mir gefällt die Idee, dass jeder in der Lage sein sollte, sich eine Arbeit von mir zu kaufen und zu Hause aufzuhängen.

Wie unterscheidet sich dieser Ansatz von den vielen Nachahmern der Affordable Art Fair und Ähnlichem?

Meine Kunst soll bezahlbar bleiben, zumindest solange ich lebe. Die Affordable Art Fair sieht sich eher als Sprungbrett für Einsteiger, die aber eigentlich auch nur davon träumen, dass ihre Preise später mal durch die Decke gehen.

Die Friendly Capitalism Lounge, die Sie seit 25 Jahren einmal jährlich mit der Künstlerin Fehmi Baumbach veranstalten, ist ein Versuch, den anarchischen Geist der Berliner Nachwendejahre zumindest im Kleinen zu erhalten. Warum die Nostalgie?

Ende der Neunziger bestand........

© der Freitag