Bester Freund des Menschen und so weiter. Kennen Sie alles, oder? Aber Obacht bei der Wahl ihres vierbeinigen Kumpels in dieser Stadt: Wer mit einem Schäferhund die Karl-Marx-Straße entlangspaziert, hat die Codes dieses Neuköllner Kiezes nicht verstanden.

Auch ein Labrador macht sich in Mitte nicht annähernd so gut, wie in Spandau, da können Sie ruhig Ihren Regierenden Bürgermeister fragen! In Mitte indes sollte der Hund als ein Accessoire tauglich sein, während man in Köpenick ganz auf den herkömmlichen Teckel setzt. Wir sagen Ihnen, in welchem Berliner Stadtteil Sie mit Wautzi punkten können und was es da zu beachten gilt.

Auf Ölgemälden aus dem 16. Jahrhundert sind neben Jägern auf Pferden häufig Hunde mit einem großen Wiedererkennungseffekt zu sehen: Schlappohren, kurze Beine und langer Körper – na klar, der Dackel. Die Hunde wurden in Deutschland gezielt für die Jagd gezüchtet. Sie sollten dem Adel helfen, Füchse und Dachse aus ihren unterirdischen Bauten zu jagen, um den Hühnerdieben das Handwerk zu legen.

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28.01.2024

27.01.2024

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Trotz der irreführenden Größe sind Dackel daher keine klassischen Schoßhündchen, auch wenn sie natürlich in olivgrünen Jäckchen selbst Modebloggern ein „süß“ entlocken. Lieber als das Jäckchen mögen Dackel aber lange Spaziergänge und ihren Jagdtrieb müssen Besitzerinnen und Besitzer auch erst in den Griff bekommen. Deshalb ist das grüne und weitläufige Köpenick mit Nähe zum Wasser ein gutes Zuhause für die eigensinnigen Vierbeiner. Denn wenn sie ihrer Bellfreude im Mentzelpark freien Lauf lassen können, hat man es sich nicht gleich mit der ganzen Nachbarschaft versaut.

Schlimmer kann es nur noch kommen, wenn der auch als Sausage Dog bekannte Hund in Nachbars-Garten buddelt, dann hilft wirklich nur noch der Dackelblick – eine Fähigkeit, die einen auch durch den Rest Berlins zu tragen vermag. Yuki Schubert

Noch immer gilt er zu Unrecht als der Traum älterer Damen mit fehlendem Lebensendzeitpartner und viel Tagesfreizeit - der Pudel. Lange in Verruf geraten wegen allzu schlimmer Puschel-Frisuren, ist der Hund mit den Löckchen doch der ideale Großstadtbegleiter, haart kaum, nervt nicht und ist auch nicht blöder als viele seiner Mitmenschen. Im Gegenteil: Der Pudel gilt als eine der schlauesten Hunderassen überhaupt und weiß durchaus zu unterhalten.

Zudem sieht er mit getrimmtem Fell ganz schick aus und kann sich bewegen. In seiner Farbpalette von Beige bis Kakao liegt der Pudel zudem voll im „Quiet Luxury“-Trend und beißt sich nicht mit den Tönen einer schicken Handtasche. Der ideale Begleiter also für einen Besuch in der Paris Bar, einen Spaziergang zum Savignyplatz oder einfach für einen Bummel über den Kudamm oder die Kantstraße: ein bisschen oldfashioned, aber très chique. Marcus Weingärtner

Ein bisschen aus der Mode gekommen ist die Französische Bulldogge, der Must-Have-Hund der 2010er Jahre. In Mitte sieht man die knautschige Kugel, auch „Frenchie“ genannt, nach wie vor recht häufig. Aber hier gilt ja auch der Mini Cooper immer noch als heißes Gefährt, passend zur grauen Bomberjacke von Acne und dem Rolli von A.P.C.

Dabei kann die kleine Dogge gar nichts dafür und leidet ja in der Regel auch schon genug an den Folgen der Überzüchtung seiner Rasse, die unter dem Thema „Qualzucht“ summiert werden kann. Die Französische Bulldogge zählt zu den rundköpfigen Rassen, woraus sich gesundheitliche Probleme für das beliebte und oft auch im höheren Alter beleibte Tier ergeben.

Es röchelt, die kleingezüchtete Nase führt zu Atemproblemen und dem Hund ist es so oft nicht möglich, seine Körpertemperatur über die Atmung zu regulieren. Aber immerhin ist sie süß, die kleine Bulldogge, und bellen tut sie in der Regel auch nicht, nervt also kaum, wenn man über dem Laptop gebeugt an neuen Projekten feilt oder auf einen schnellen Flat White in The Barn eincheckt. Marcus Weingärtner

Minh-Khai Phan-Thi über Berlin: „Diese Stadt hat mich befreit“

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Kai Wegner im Kinder-Sakko: Unsere Tops und Flops vom Presseball Berlin

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Bell, knurr, lechz: Gerade auf der Motzstraße in Schöneberg tummeln sich viele Köter. Sie alle gehören zur selben Spezies – zur Spezies „Mensch“ nämlich. Kein Hund ist im Westberliner Ortsteil – oder zumindest im Kiez rund um die Motzstraße – häufiger vertreten als der „Puppy“.

Bei dem possierlichen Tierchen handelt es sich meist um schwule Männer, für die das kecke Hundespiel einen aufregenden Fetisch darstellt: Von ihren Herrchen lassen sich die Hündchen mit der Leine über die Motzstraße führen, bei gutem Benehmen ein Leckerli und bei schlechtem Benehmen einen Klaps geben. Das Beste an den Biestern: Sie sind stubenrein – es sei denn, ihr Herrchen will es anders. Manuel Almeida Vergara

Kai Wegner zeigt, wie’s geht: Während seines Wahlkampfs um den Bürgermeisterposten im Jahr 2021 ließ er sich bekanntlich nicht allein, sondern nebst seinem Labradorrüden Casper abbilden. Hunde gehen bekanntlich immer – gerade in der beigefarbenen Standardausführung!

Ein Labrador Retriever symbolisiert, genau wie der Golden Retriever, Volksnähe und Bodenständigkeit, einen Sinn für das Häuslich-Heimelige, für das Echte, Wahre, für die Familie. Alles Spandauer Themen: Janz weit weg vom überhypten Mitte und dreckigen Neukölln lässt sich hier ein idyllisches Bullerbü-Leben führen, dröge, durchschnittlich und deutsch.

Da passt ein Labrador freilich gut rein – eine familienfreundliche Hunderasse, die irgendwie jede und jeder gern mag. Die Rasse ist dafür bekannt, verhältnismäßig langlebige Tiere hervorzubringen, beinahe unkaputtbar, die endgültige Beständigkeit. Manuel Almeida Vergara

Freundlich, loyal und sanftmütig: Bei den Charaktereigenschaften eines Labradoodles swipen vom Bergmannkiez bis zur Oranienstraße alle nach rechts. Denn wer kann sich schon auf ein Hinge-Date verlassen, wenn doch zu Hause eine loyale Seele wartet? Ganz davon abgesehen, dass sich Labradoodles durch ihr soziales Wesen perfekt ihrer Umgebung anpassen und somit selbst genervten Berlinern am Kotti ein Lächeln entlocken.

Labradoodles – ein Mix aus Labrador und Pudel – sind sogar so anpassungsfähig, dass die mittelgroßen Hunde mit langem, kurzem, gelocktem und krausem Fell aufwarten können. Die lebendig gewordenen Teddybären gelten übrigens auch als hypoallergen und haaren wenig, das heißt, der Retro-Adidas-Ganzkörper-Anzug oder Gucci-Pullover bleiben heile. Yuki Schubert

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Ein Berliner Hundeleben – welcher Vierbeiner passt zu Ihrem Kiez?

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30.01.2024

Bester Freund des Menschen und so weiter. Kennen Sie alles, oder? Aber Obacht bei der Wahl ihres vierbeinigen Kumpels in dieser Stadt: Wer mit einem Schäferhund die Karl-Marx-Straße entlangspaziert, hat die Codes dieses Neuköllner Kiezes nicht verstanden.

Auch ein Labrador macht sich in Mitte nicht annähernd so gut, wie in Spandau, da können Sie ruhig Ihren Regierenden Bürgermeister fragen! In Mitte indes sollte der Hund als ein Accessoire tauglich sein, während man in Köpenick ganz auf den herkömmlichen Teckel setzt. Wir sagen Ihnen, in welchem Berliner Stadtteil Sie mit Wautzi punkten können und was es da zu beachten gilt.

Auf Ölgemälden aus dem 16. Jahrhundert sind neben Jägern auf Pferden häufig Hunde mit einem großen Wiedererkennungseffekt zu sehen: Schlappohren, kurze Beine und langer Körper – na klar, der Dackel. Die Hunde wurden in Deutschland gezielt für die Jagd gezüchtet. Sie sollten dem Adel helfen, Füchse und Dachse aus ihren unterirdischen Bauten zu jagen, um den Hühnerdieben das Handwerk zu legen.

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Trotz der irreführenden Größe sind Dackel daher keine klassischen Schoßhündchen, auch wenn sie natürlich in olivgrünen Jäckchen selbst Modebloggern ein „süß“ entlocken. Lieber als das Jäckchen mögen Dackel aber lange Spaziergänge und ihren Jagdtrieb müssen Besitzerinnen und Besitzer auch erst in den Griff bekommen. Deshalb ist das grüne und weitläufige Köpenick mit Nähe zum Wasser ein gutes Zuhause für die eigensinnigen Vierbeiner. Denn wenn sie ihrer Bellfreude im Mentzelpark freien........

© Berliner Zeitung


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