Alles begann im Juli 2001. Einige Wochen nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale gegen den FC Schalke 04 wurde in Köpenick der Union-Fanverband Eiserner V.I.R.U.S. ins Leben gerufen. Die damalige Idee: Ein Sammelbecken für Unioner jeder Couleur zu erschaffen. „In einem normalen Fanclub trifft man sich meistens nur mit seinen besten Kumpels. Wir haben uns deshalb gesagt: Lasst uns für jeden offen sein, der Anschluss und Nähe zu anderen Unionern sucht“, erinnert sich Sven Mühle. Kurz nach der Gründung des V.I.R.U.S. wurde er Vorstandsmitglied, mittlerweile ist er seit 20 Jahren Vorsitzender des bunt gemischten Vereins.

Ob Dauerkarteninhaber, Aufsichtsratsmitglied oder Neu-Unioner – beim V.I.R.U.S. kommen sie alle zusammen, um sich aktiv einzubringen, an Veranstaltungen wie dem Drachenboot-Fun-Cup teilzunehmen oder eben gemeinsam „auswärts zu fahren“. Einen Sonderzug organisierte der V.I.R.U.S. erstmals im September 2001 zum Zweitligaauswärtsspiel nach Mannheim. „Damals sind wir noch mit einem Charterzug der Deutschen Bahn gefahren – heute wäre das unbezahlbar. Wir greifen deshalb auf einen privaten Anbieter zurück“, sagt er.

Doch auch bei privaten Bahnunternehmen sind die Preise seit Corona in die Höhe geschossen. Das Union-Präsidium um Dirk Zingler entschied sich daher, die Sonderzugfahrt nach Köln zu subventionieren. „Dadurch können wir die Tickets zu normalen Preisen anbieten. (65 Euro für einen Platz im Großraumwagen, Anm. der Red.). Das wäre sonst doppelt so teuer geworden“, betont Mühle.

Für den V.I.R.U.S.-Vorsitzenden, der seit den 80er-Jahren zu Union geht, ist jede Sonderzugreise etwas Besonderes. „In der Regel gibt es das nur zweimal pro Saison – einmal in der Hinrunde und einmal in der Rückrunde. Allein dadurch haben Auswärtsfahrten im Sonderzug einen ganz anderen Stellenwert. Du kannst vom ersten bis zum letzten Wagen durchlaufen und kommst überall mit tollen Menschen ins Gespräch. Auch für viele neue Fans war das der erste Kontakt zu anderen Unionern. Denen haben wir gesagt: Fahr doch einfach mal mit!, und viele haben dadurch schnell Anschluss gefunden“, erzählt Mühle.

09.05.2024

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09.05.2024

Dazu kommen natürlich die legendären Partywagen mit Disco an Bord – von denen einer diesmal allerdings gestrichen werden musste. Aufgrund der enormen Nachfrage hängten die Organisatoren lieber noch ein paar Großraumwagen dran. „Innerhalb von zweieinhalb Stunden war der Zug ausverkauft – damit hätte ich niemals gerechnet. Als die Tickets verkauft wurden, war schließlich noch nicht absehbar, dass es in Köln ein so entscheidendes Spiel wird“, so Mühle.

Nach der 3:4-Pleite gegen Bochum am vergangenen Wochenende steht Union in der Domstadt unter enormem Druck. Bei einer Niederlage könnten die Eisernen am letzten Spieltag sogar noch direkt absteigen – verlieren ist für das Team von Marco Grote in Köln also verboten. Mühle ist vor dem wichtigen Spiel am Sonnabend dennoch optimistisch: „Das Trainerteam um Grote, Marie-Louise Eta und Sebastian Bönig kennt den Verein seit Jahren und wird mit viel Herzblut an die Aufgabe rangehen. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir die drei Punkte holen.“ Spätestens dann würde sich der Sonderzug in einen einzigen großen Partywagen verwandeln.

Mehr Infos unter https://www.eiserner-virus.de/

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Sonderzug nach Köln: So fahren die Fans vom 1. FC Union Berlin an den Rhein

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11.05.2024

Alles begann im Juli 2001. Einige Wochen nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale gegen den FC Schalke 04 wurde in Köpenick der Union-Fanverband Eiserner V.I.R.U.S. ins Leben gerufen. Die damalige Idee: Ein Sammelbecken für Unioner jeder Couleur zu erschaffen. „In einem normalen Fanclub trifft man sich meistens nur mit seinen besten Kumpels. Wir haben uns deshalb gesagt: Lasst uns für jeden offen sein, der Anschluss und Nähe zu anderen Unionern sucht“, erinnert sich Sven Mühle. Kurz nach der Gründung des V.I.R.U.S. wurde er Vorstandsmitglied, mittlerweile ist er seit 20 Jahren Vorsitzender des bunt gemischten Vereins.

Ob Dauerkarteninhaber, Aufsichtsratsmitglied oder Neu-Unioner – beim V.I.R.U.S. kommen sie alle zusammen, um sich aktiv einzubringen, an Veranstaltungen wie dem Drachenboot-Fun-Cup teilzunehmen oder eben........

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