Verschiedene Nationen der Welt nehmen neuen Anlauf zum Mond. Erst vor wenigen Tagen ist eine japanische Sonde auf dem Mond gelandet. Mehrere Weltraumorganisationen planen, eine Mondbasis zu bauen – für die weitere Erforschung des Weltraums und als Sprungbrett für künftige Marsmissionen. Auch Berliner Forscher sind an der Entwicklung von Technologien für eine solche Mondbasis beteiligt.

„Am Fachgebiet Raumfahrttechnik führen wir derzeit mehrere Projekte zur Erforschung und nachhaltigen Nutzung von Mondressourcen durch“, sagt Juan Carlos Ginés Palomares, Forscher am Fachgebiet Raumfahrttechnik der Technischen Universität (TU) Berlin. Der Luft- und Raumfahrtingenieur leitet das Projekt „SoMo – Ein innovatives Herstellungsverfahren für Solarzellen aus Mond-Regolith“. Dabei geht es darum, sogenannten Mondstaub zu nutzen, um Solarzellen in der Mondbasis selbst herzustellen.

Regolith ist eine bis zu fünfzehn Meter dicke Schicht aus pulverisiertem Mondgestein mit ganz besonderen Eigenschaften. Apollo-Astronauten, die nach ihrer Rückkehr vom Mondspaziergang etwas Mondstaub mit in die Kabine brachten, erzählten, er sei weich wie Schnee und doch „ruppig“ und rieche wie verbrauchtes Schießpulver.

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27.01.2024

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Derzeit koste der Transport von einem Kilogramm Material zum Mond rund eine Million Euro, heißt es in einer Mitteilung der TU. Aus diesem Grund sei man dabei, sogenannte ISRU-Technologien zu entwickeln. ISRU stehe für „In-situ Resource Utilization“ (Nutzung von Ressourcen vor Ort). Es gehe darum, Baustoffe, Wasser, Sauerstoff und Elektrizität aus Ressourcen auf dem Mond selbst zu gewinnen.

„Die Energieversorgung durch lunare Ressourcen ist ein Schwerpunkt unserer Weltraumforschung“, sagt Enrico Stoll, TU-Professor und Leiter des Fachgebiets Raumfahrttechnik. Gefördert wird das „SoMo“-Projekt von der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des Programms „Forschung und Exploration“.

„Eine bemannte Mondbasis rückt dabei in greifbare Nähe und somit auch die Frage nach der Versorgung mit Rohstoffen und Energie“, sagt Thomas Driebe von der Deutschen Raumfahrtagentur. „Die Photovoltaik spielt hierbei eine entscheidende Rolle.“ Bei dem Projekt werden verschiedene Simulate für das Mondregolith verwendet – Pulver, das die Eigenschaften von Mond-Bodenproben nachahmt, die im Rahmen des Apollo-Programms zur Erde gebracht wurden.

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Der simulierte Mondstaub wird bei Temperaturen von über 1500 Grad Celsius geschmolzen. Daraus entsteht Glas, das vom Team der TU Berlin geformt und nachbearbeitet wird. „Das Endprodukt ist eine Siliziumzelle auf einer Pufferschicht aus Aluminiumoxid“, heißt es aus der TU. Es entsteht in Zusammenarbeit mit der Solarfirma JPM Silicon, dem Projektpartner. „Damit sind die ersten Schritte in Richtung einer nachhaltigen Produktion voll funktionsfähiger Solarzellen auf dem Mond getan.“

Erst im vergangenen Jahr berichtete die TU Berlin über Forschungen zur Errichtung von Landeplätzen, Straßen und Gebäuden auf dem Mond – ebenfalls aus Mondstaub. Im Projekt „Moonrise“ wolle man gemeinsam mit dem Laser-Zentrum Hannover (LZH) bei einem Mondflug ein Lasersystem testen, mit dem Mondstaub geschmolzen werden kann. Per 3D-Laserdruck-Technologie soll man irgendwann einmal Teile für die künftige Infrastruktur auf dem Mond „drucken“ können.

QOSHE - Geschmolzener Mondstaub: Berliner Forscher wollen Solarzellen auf dem Mond bauen - Torsten Harmsen
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Geschmolzener Mondstaub: Berliner Forscher wollen Solarzellen auf dem Mond bauen

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30.01.2024

Verschiedene Nationen der Welt nehmen neuen Anlauf zum Mond. Erst vor wenigen Tagen ist eine japanische Sonde auf dem Mond gelandet. Mehrere Weltraumorganisationen planen, eine Mondbasis zu bauen – für die weitere Erforschung des Weltraums und als Sprungbrett für künftige Marsmissionen. Auch Berliner Forscher sind an der Entwicklung von Technologien für eine solche Mondbasis beteiligt.

„Am Fachgebiet Raumfahrttechnik führen wir derzeit mehrere Projekte zur Erforschung und nachhaltigen Nutzung von Mondressourcen durch“, sagt Juan Carlos Ginés Palomares, Forscher am Fachgebiet Raumfahrttechnik der Technischen Universität (TU) Berlin. Der Luft- und Raumfahrtingenieur leitet das Projekt „SoMo – Ein innovatives Herstellungsverfahren für Solarzellen aus Mond-Regolith“. Dabei geht es darum, sogenannten Mondstaub zu nutzen, um Solarzellen in der Mondbasis selbst........

© Berliner Zeitung


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