Wo ist er hin, der Schornsteinfeger? Einst war er aus dem Jahreswechsel nicht wegzudenken. Die Leute beschenkten einander mit Neujahrstöpfchen. Der vierblättrige Glücksklee war kein echter heimischer Klee, sondern eine Pflanze namens Oxalis tetraphylla aus Mexiko. Und der kleine Schornsteinfeger mit Leiter, der danebenstand, sollte ebenfalls Glück verheißen. Er tauchte auch auf Neujahrskarten auf.

Der Schornsteinfeger als Glückssymbol ist kein speziell deutsches Phänomen. In England soll es Bräuten Glück bringen, wenn sie am Tag der Hochzeit einen Schornsteinfeger berühren. Auch in Polen verheißt es etwas Gutes, wenn man einen Schornsteinfeger anfasst, vor allem an einem Knopf seiner Kleidung. In Russland soll es einem Neugeborenen Glück und Gesundheit bringen, wenn ihm ein Schornsteinfeger über den Kopf streichelt.

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Wo ist der Ursprung des Ganzen? Hier spielte vieles zusammen. Ohne gut funktionierende und gereinigte Kamine kein Essen, keine Wärme – das galt über Jahrhunderte. Schornsteinfeger waren also lebenswichtig. Feuerstellen und Kamine bildeten zugleich eine große Gefahr.

Durch Rußbrand und Funkenflug gingen ganze Städte in Flammen auf. Auch Gasvergiftungen drohten. Schornsteinfeger sorgen also auch für Sicherheit. Und ihre schwarze Kleidung bildete dem Aberglauben zufolge eine Art Schutz gegen das Böse.

Die ersten Schornsteinfeger kamen im 16. Jahrhundert aus Italien nach Deutschland. Im norditalienischen Santa Maria Maggiore gibt es sogar ein „Tal der Kaminfeger“. Doch die Schornsteinfeger, die durch Europa wanderten, hatten es sehr schwer. In die engen Kamine und Fabrikschlote kletterten vor allem sechs- bis achtjährige „Kaminfegerkinder“, von denen viele verunglückten. 1703 wurde in Berlin die Schornsteinfeger-Innung gegründet. Und 1907 dann – auch in Berlin – ein deutscher Zentralverband.

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Noch vor wenigen Jahrzehnten konnten Kinder in Berlin auf vielen Dächern Schornsteinfeger und Schornsteinfegerinnen herumturnen sehen, im schwarzen Kehranzug mit Zylinder, Schultereisen, Leinen und Kehrbesen. Inzwischen sind sie aus dem Stadtbild verschwunden. Dabei gibt es sie immer noch.

Doch das Kehren von Kaminen macht nur noch einen ganz geringen Teil ihrer Arbeit aus. Sie reinigen und begutachten Heizungs- und Lüftungsanlagen, sorgen für Umwelt- und Brandschutz, wirken als Energieberater. In ihrer schwarzen Kluft auf der Straße sieht man sie nur noch selten. Dabei würde man sich gerne noch ab und zu eine kleine Portion Glück von ihnen holen.

QOSHE - Der Schornsteinfeger als Glücksbringer: Wohin ist er eigentlich verschwunden? - Torsten Harmsen
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Der Schornsteinfeger als Glücksbringer: Wohin ist er eigentlich verschwunden?

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01.01.2024

Wo ist er hin, der Schornsteinfeger? Einst war er aus dem Jahreswechsel nicht wegzudenken. Die Leute beschenkten einander mit Neujahrstöpfchen. Der vierblättrige Glücksklee war kein echter heimischer Klee, sondern eine Pflanze namens Oxalis tetraphylla aus Mexiko. Und der kleine Schornsteinfeger mit Leiter, der danebenstand, sollte ebenfalls Glück verheißen. Er tauchte auch auf Neujahrskarten auf.

Der Schornsteinfeger als Glückssymbol ist kein speziell deutsches Phänomen. In England soll es Bräuten Glück bringen, wenn sie am Tag der Hochzeit einen Schornsteinfeger berühren. Auch in Polen verheißt es etwas Gutes, wenn man einen Schornsteinfeger anfasst, vor allem an einem Knopf seiner Kleidung. In Russland soll es einem Neugeborenen........

© Berliner Zeitung


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