Ich weiß, dass technische Entwicklungen nicht zwingend einer wissenschaftlichen Prognose folgen, dass sich die Zukunft ohne den Einsatz einer Zeitmaschine schwer vorhersagen lässt, und ich ahne, dass die Sintflut erst nach mir kommt. Trotzdem habe ich Angst. Vor dem, was wie wird und wann warum auch immer werden könnte.

Beängstigend ist etwa die Vorstellung, in einem nicht mehr allzu fernen Übermorgen aufzuwachen, in dem irgendeine Künstliche Intelligenz meinen Job übernimmt, mich aus der Arbeitswelt erst in eine Sinnkrise und dann in die Anschlussunfähigkeit kickt. Und ich weiß, ich bin nicht allein damit.

Zwei Studien haben ja nicht nur mich verunsichert. Nach den Berechnungen des McKinsey Global Institute sollen weltweit 800 Millionen Jobs wegfallen bis zum Jahr 2030. Zuvor kam bereits die Universität Oxford zu dem Schluss, dass knapp die Hälfte aller Berufe von Computern ersetzt werden könnte. Ein zwischen Unheil und Untergang hoppelnder Angsthase wie ich kann sich kaum damit trösten, dass einer neuen Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge vermutlich eher zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und bestehende Jobs lediglich verändert werden.

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11.03.2024

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26.02.2024

Was Künstliche Intelligenz angeht, scheint es da draußen eine Art Tauziehen zu geben zwischen den Überzeugten und den Zweiflern, den Apologeten und den Apokalyptikern. Und ich bin froh, neulich dem Vortrag eines Mannes gelauscht zu haben, der mehr die Chancen betont, als die Risiken zu fürchten. Der das sagt: „Technik ist nicht per se gut oder böse.“ Und das: „ChatGPT ist nur ein statistischer Papagei, der keine Ahnung hat, was er da sagt.“ Erklärbärsätze sind das, die wie stabil in die Wand gehauene Nägel sitzen. Das Papageibild bleibt jedenfalls hängen.

•gestern

•vor 25 Min.

22.03.2024

•vor 8 Std.

•gestern

Der Mann heißt Bertolt Meyer, ist Professor für Arbeitspsychologie und leitet den Sonderforschungsbereich Hybrid Societies an der TU Chemnitz. An diesem Montag wird er in Berlin als „Hochschulprofessor des Jahres 2024“ geehrt. In der Begründung heißt es: „Der Chemnitzer Psychologe ist nicht nur ein hervorragender Wissenschaftler, sondern auch Wegbereiter für mehr Vielfalt und Botschafter für eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung.“

Meyer, 46, wurde ohne linken Unterarm geboren, mit 19 bekam er seine erste Prothese. Sein neuestes, von einem Silikonhandschuh geschütztes Hightech-Modell steuert er mit Muskelimpulsen. „Man muss sich bei der Entwicklung nicht an den Grenzen der Biologie orientieren“, sagte er auf der Bühne und drehte sein Handgelenk zweimal komplett um die eigene Achse. Wer sehen will, wie Meyer seine Armprothese direkt an einen Synthesizer anschließt und dann – „Ich muss es nur denken, und es passiert“ – Minimal Techno erschafft, sollte Anfang Mai ins ://about blank kommen. Alle sechs Wochen legt Professor DJ Bertolt Meyer dort auf.

Oder man klickt sich in die Arte-Mediathek und sucht nach der Wissenschaftsreihe „Agree to disagree!“, in der Meyer solchen Fragen nachspürt: „Gentechnik am Menschen – Optimierung oder Diskriminierung?“, „Social Media – sinnvolle Vernetzung oder Gefahr für die Demokratie?“ Oder eben: „Killt die Automatisierung unsere Jobs?“ Spoiler: „Es ist meistens kompliziert“, sagt Meyer, „man muss Unklarheiten aushalten, manchmal passt der Befund nicht zur Weltsicht.“ Transparenzhinweis: Hier schreibt kein Papagei. Noch.

In der Kolumne „Ostbesuch“ berichtet Paul Linke alle zwei Wochen aus seinem Zwischenleben in Chemnitz und Umgebung. Sachsen sucks? Von wegen!

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Hochschullehrer des Jahres 2024 und DJ in Berlin: Wer ist Bertolt Meyer?

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25.03.2024

Ich weiß, dass technische Entwicklungen nicht zwingend einer wissenschaftlichen Prognose folgen, dass sich die Zukunft ohne den Einsatz einer Zeitmaschine schwer vorhersagen lässt, und ich ahne, dass die Sintflut erst nach mir kommt. Trotzdem habe ich Angst. Vor dem, was wie wird und wann warum auch immer werden könnte.

Beängstigend ist etwa die Vorstellung, in einem nicht mehr allzu fernen Übermorgen aufzuwachen, in dem irgendeine Künstliche Intelligenz meinen Job übernimmt, mich aus der Arbeitswelt erst in eine Sinnkrise und dann in die Anschlussunfähigkeit kickt. Und ich weiß, ich bin nicht allein damit.

Zwei Studien haben ja nicht nur mich verunsichert. Nach den Berechnungen des McKinsey Global Institute sollen weltweit 800 Millionen Jobs wegfallen bis zum Jahr 2030. Zuvor kam bereits die Universität Oxford zu dem Schluss, dass knapp die Hälfte aller Berufe von Computern ersetzt werden könnte. Ein zwischen Unheil und Untergang........

© Berliner Zeitung


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