Vereinzelte Protestaktionen prägen den ersten Wahltag der Präsidentschaftswahlen in Russland. In einem Wahllokal in Moskau schüttete eine Frau Tinte in eine Wahlurne mit mehreren abgegebenen Stimmzetteln. Sie wird daraufhin von Polizisten abgeführt.

Kurze Zeit später wurde wegen des Vorfalls ein Strafverfahren („Behinderung der Ausübung des Wahlrechts oder der Arbeit von Wahlkommissionen“) gegen die Russin eingeleitet. „In naher Zukunft wird die Verdächtige in eine Abteilung des Moskauer Ermittlungskomitees gebracht, wo die Ermittler mit dem Verhör beginnen werden“, sagte eine leitende Ermittlerin russischen Medien. Nach Angaben des Pressedienstes der Moskauer Staatsanwaltschaft wird ein solches Vergehen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

A young woman in Moscow pours ink into the ballot box. pic.twitter.com/VkBdQDhS42

Doch es bleibt nicht nur bei diesem einen Vorfall. In einem anderen Wahllokal in Moskau gießt eine Frau eine brennbare Flüssigkeit in die Wahlkabine, zündet sie daraufhin an und beginnt den Vorfall auf ihrem Smartphone aufzuzeichnen. Heraneilende Polizisten nehmen die Frau daraufhin ebenfalls fest. Auch wenn das Video, wie auch viele andere Bewegtbilder von Sabotageaktionen im Netz viral gehen, ist es schwer die Authentizität solcher Aufnahmen zu verifizieren.

Auch in der Region Wolgograd und anderen Bezirken Moskaus verzeichnen Wahllokale mehrere Sabotageakte – eine Wahlurne wurde auch dort mit grüner Tinte begossen. Die Stimmzettel werde man demnach nicht für die Abstimmung mitzählen können, heißt es in einer Mitteilung der Wahlkommission. In kremlnahen russischen Telegram-Kanälen kursieren Gerüchte, die Frauen wurden für ihre Aktionen bezahlt und würden per Telefon Anweisungen befolgen.

13.03.2024

•gestern

13.03.2024

13.03.2024

•gestern

A woman set fire to a voting booth in #Moscow

She doused the booth with flammable liquid, set it on fire and immediately began recording it on her smartphone. pic.twitter.com/lAKXQqCEtY

Ähnliche Vorfälle, bei denen Einzelpersonen Tinte oder ähnliche Substanzen in Wahlurnen schütten, wurden unter anderem aus Rostow am Don, der Stadt Borissoglebsk in der an die Ukraine grenzenden Region Woronesch, und der Nordkaukasusregion Karatschai-Tscherkessien gemeldet.

In einem Stadtteil im nördlichen Sankt Petersburg warf dem Newsportal Fontanka zufolge ein 21-jähriges Mädchen einen Molotowcocktail in ein Wahllokal. Auch in dem Fall wurde der Vorgang gefilmt. Sie wurde daraufhin von Passanten festgesetzt und kurze Zeit später von der Polizei festgenommen. Auch im autonomen Kreis der Chanten und Mansen, in Zentralsibirien, versuchte eine Frau einen Molotowcocktail in eine Urne zu werfen.

🔥🔥🔥 In St Petersburg, Russia 🇷🇺 a woman threw a Molotov cocktail at the polling station. pic.twitter.com/kFwXaHauoz

In den vergangenen Wochen äußerten sich mehrere russische Sicherheitsbehörden und warnten vor Störaktionen im Zusammenhang mit den Wahlen, die mitunter auch online stattfinden. Zudem soll die Videoüberwachung in sämtlichen Wahllokalen verbessert worden sein, so das Zentrale Wahlkommission. Militante Anti-Putin-Brigaden, die während des Ukrainekrieges aufseiten Kiews kämpfen, kündigten in ihren Kanälen Störaktionen während der Präsidentschaftswahl an.

Wladimir Putin tritt zum fünften Mal auf – Experten und Beobachter rechnen mit einem Sieg des 71-Jährigen. Oppositionelle Gegenkandidaten gibt es nicht; vielmehr teilen Mitbewerber um das Präsidentenamt Positionen Putins. 2030 sollen planmäßig die nächsten Präsidentschaftswahlen im geografisch größten Land der Erde stattfinden.

QOSHE - Brennende Wahlurnen und Sabotageaktionen: Turbulenter Wahlauftakt in Russland - Nicolas Butylin
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Brennende Wahlurnen und Sabotageaktionen: Turbulenter Wahlauftakt in Russland

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15.03.2024

Vereinzelte Protestaktionen prägen den ersten Wahltag der Präsidentschaftswahlen in Russland. In einem Wahllokal in Moskau schüttete eine Frau Tinte in eine Wahlurne mit mehreren abgegebenen Stimmzetteln. Sie wird daraufhin von Polizisten abgeführt.

Kurze Zeit später wurde wegen des Vorfalls ein Strafverfahren („Behinderung der Ausübung des Wahlrechts oder der Arbeit von Wahlkommissionen“) gegen die Russin eingeleitet. „In naher Zukunft wird die Verdächtige in eine Abteilung des Moskauer Ermittlungskomitees gebracht, wo die Ermittler mit dem Verhör beginnen werden“, sagte eine leitende Ermittlerin russischen Medien. Nach Angaben des Pressedienstes der Moskauer Staatsanwaltschaft wird ein solches Vergehen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

A young woman in Moscow pours ink into the ballot box. pic.twitter.com/VkBdQDhS42

Doch es bleibt nicht nur bei diesem einen Vorfall. In........

© Berliner Zeitung


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