Ein Polizist kniet am Bundeskanzleramt für knapp eine Minute auf dem Kopf einer jungen Klimaaktivistin der Letzten Generation. Er fixiert die Arme des Mädchens auf dem Rücken, wartet, bis ein zweiter Beamte mit den Handfesseln kommt.

Die junge Frau hat den Kopf dabei zur Seite gedreht, sie bekommt offenbar schlecht Luft. „Können Sie bitte von meinem Kopf runtergehen“, ruft die junge Frau mit weinerlicher Stimme. Mitstreiter protestieren über die offenbar rabiate Art der Festnahme, fragen den Beamten, warum er der jungen Frau Gewalt antue.

Das Bild und auch Videos dazu entstanden am Sonnabendmorgen. Beides fand in den sozialen Medien große Beachtung. Kurz nach 9 Uhr an jenem Tag hatten 16 junge Mitglieder der Letzten Generation die Wand des Kanzleramts mit oranger Farbe besprüht: „Hilfe! Eure Kinder!“, war danach an der Wand zu lesen.

Zudem hatten die 13 bis 16 Jahre alten Aktivistinnen und Aktivisten Handabdrücke an der Wand hinterlassen. Damit wollten sie gegen die Untätigkeit der Bundesregierung beim Klimaschutz protestieren.

Kurz darauf war auch schon die Bundespolizei, die für die Sicherheit des Kanzleramts zuständig ist, vor Ort. Sie legte zehn jungen Leuten, die sich in ihren Warnwesten auf den Boden gesetzt oder gelegt hatten, Handfesseln an, auch der jungen Frau.

02.03.2024

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Ein paar Minuten später sitzt die junge Frau in einer Reihe mit den anderen Beteiligten der Protestaktion vor der Fassade des Kanzleramts. Beamte der Berliner Polizei treffen am Ort ein, wenig später werden den Protestlern die Handfesseln abgenommen.

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Man kenne den Sachverhalt, erklärt eine Sprecherin der Bundespolizei nun zu der Frage, ob das Knie auf dem Kopf einer Demonstrantin verhältnismäßig gewesen sei. Der Vorfall werde geprüft. „Wir sind an der Aufklärung“, erklärte sie.

Benjamin Jendro, der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, sagt zu dem Vorfall, es sei mittlerweile eigentlich bei jeder großen Versammlungslage so, dass es aus irgendeiner Ecke Kritik an den polizeilichen Maßnahmen gebe. „Ganz nebenbei wird hier auch gezielt mit der Macht der Bilder gespielt“, sagt Jendro.

Nichtsdestotrotz werde auch dieser Einsatz genau ausgewertet und der Sachverhalt aufgeklärt. Die Berliner Polizei schütze die Innere Sicherheit und das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit. „Letzteres wird zunehmend als Freifahrtschein für Straftaten gesehen“, sagt Jendro. Werde aber der rechtliche Rahmen überschritten, müssten die Kollegen eingreifen. Dabei sei der erste Ansatz immer die Kommunikation. Wenn das nicht erfolgreich sei, müsse man zu anderen Mitteln greifen.

Bei der Aktion waren 16 Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren vorläufig festgenommen worden. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung wurde geschrieben.

QOSHE - Letzte Generation: Polizist kniet auf Kopf einer Jugendlichen – Vorfall wird geprüft - Katrin Bischoff
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Letzte Generation: Polizist kniet auf Kopf einer Jugendlichen – Vorfall wird geprüft

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04.03.2024

Ein Polizist kniet am Bundeskanzleramt für knapp eine Minute auf dem Kopf einer jungen Klimaaktivistin der Letzten Generation. Er fixiert die Arme des Mädchens auf dem Rücken, wartet, bis ein zweiter Beamte mit den Handfesseln kommt.

Die junge Frau hat den Kopf dabei zur Seite gedreht, sie bekommt offenbar schlecht Luft. „Können Sie bitte von meinem Kopf runtergehen“, ruft die junge Frau mit weinerlicher Stimme. Mitstreiter protestieren über die offenbar rabiate Art der Festnahme, fragen den Beamten, warum er der jungen Frau Gewalt antue.

Das Bild und auch Videos dazu entstanden am Sonnabendmorgen. Beides fand in den sozialen Medien große Beachtung. Kurz nach 9 Uhr an jenem Tag hatten 16 junge Mitglieder der Letzten Generation die Wand........

© Berliner Zeitung


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