Plakate in den Sozialen Netzwerken und bald auch an Parkscheinautomaten bezeichnen Berlin-Mitte als „Pollerbü“. „Ruhe im Kiez – Willkommen in Pollerbü“ oder „Hier ist Berlin nicht mehr kreuzgefährlich“ steht auf den Plakaten, die die Pressestelle des Berliner Zentrumsbezirks im Auftrag der Grünen designen ließ. Entstanden sind sie in Anlehnung an der Kritik, dass die Grünen Berlin in Bullerbü verwandeln.

Mehr als tausend Pollern hat das Straßen- und Grünflächenamt Mitte in den vergangenen Jahren aufgestellt. So entstanden mehrere Kiezblöcke – autofreie Abschnitte mitten in Mitte für Kinder und Familien, Anwohnende und Radfahrende. Die CDU-Fraktionen Neukölln und Mitte haben damit ein Problem.

Christopher Förster, CDU-Vorsitzender der Gropiusstadt-Britz, sorgt sich um Autofahrerinnen und -fahrer, insbesondere Unternehmer. Im Reuterkiez in Berlin-Neukölln, wo es die Poller ebenfalls gibt, seien die Folgen schon jetzt zu sehen. Der Verkehr werde wegen der Poller unterbrochen und manche Kunden nähmen keinen Umweg in Kauf. Wenn die Läden dann schließen müssen und „Kieze am Ende veröden“ ist das „keineswegs witzig“, schreibt Förster auf Facebook. „Ich denke nicht, dass das das Ziel der Kiezblock-Romantiker ist.“

Die Grünen-Fraktion Mitte überrascht es nicht, dass die CDU Neukölln Kiezblocks kritisiert. „Nötig werden sie nur deshalb, weil zu viele Autofahrer*innen sonst Straßen befahren, die sie nicht durchfahren dürfen, oder an Stellen parken, wo es aus Sicherheitsgründen verboten ist“, sagt ein Sprecher der Grünen auf Anfrage der Berliner Zeitung.

Willkommen in Pollerbü! Warum müssen Poller eigentlich so aussehen?

08.04.2024

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•vor 50 Min.

10.04.2024

Die Verkehrspolitik der Grünen und „die fragwürdige Art der Eigenwerbung“ sind für viele Bürgerinnen und Bürger, die auf das Auto angewiesen sind, ein Schlag ins Gesicht, teilt die CDU-Fraktion Mitte der Berliner Zeitung mit. „Der Fokus des Bezirkes müsste viel mehr auf dem Fließen des Verkehrs auf den Hauptverkehrsstraßen liegen, damit werden automatisch die Nebenstraßen entlastet.“ Mit den Kiezblöcken verlagere sich nur das Problem, die Verkehrslage verbessere sich nicht.

Seit 2022 sind hundert Knotenpunkte umgestaltet worden, zog Grünen-Stadträtin Almut Neumann am Montag Bilanz, und das Straßen- und Grünflächenamt wird weitere Kreuzungen sicherer machen. „Uns wäre es natürlich lieber, wenn das durch einfache Beschilderung und Bodenmarkierungen möglich wäre“, so ein Sprecher. Solange das nicht ausreiche, müssten weitere Poller gesetzt werden.

Das neuste Meisterwerk der #Pressestelle des @BA_Mitte_Berlin: Unsere druckfrischen Infoplakate zu unseren verschiedenen Projekten in Sachen #Verkehrswende und #Stadtgrün! 🙌
Bald in echt zu sehen an den Parkscheinautomaten des Bezirks.#bürgerbeteiligung #beteiligung pic.twitter.com/jYOIvCops6

Die SPD-Fraktion in der BVV Mitte befürwortet Poller dort, wo sie schwächere Verkehrsteilnehmende schützt. Insbesondere auf Kindergarten- und Schulwegen helfen sie, die Kieze vom Durchgangsverkehr zu bewahren und tragen zur Mobilitätswende in der Innenstadt bei, so ein Verkehrssprecher der SPD im Bezirk. Die FDP- und AfD-Fraktion äußerten sich auf Anfrage der Berliner Zeitung nicht.

Weniger Verkehrslärm, mehr Platz auf den Straßen und sichere Kreuzungen: Für die Grünen in Berlin-Mitte steht fest, dass die Anwohnerinnen und Anwohner von den Kiezblocks am meisten profitieren. Die Fraktion Die Linke Berlin-Mitte teilt diese Meinung. Von der Verkehrsbelastung seien die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen besonders schlimm betroffen. „Jeder Mensch, unabhängig vom Geldbeutel, hat verdient, in einem Umfeld zu leben, das nicht durch Lärm und Abgase gestört wird“, sagt eine Sprecherin. Für Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl, die sich sicherer im Kiez bewegen und Anwohnende, die in den Abendstunden sitzen und die Sonne genießen können, seien die Kiezblöcke jedenfalls ein Gewinn.

QOSHE - Nein zu „Pollerbü“: CDU Berlin-Mitte kritisiert Grüne als „Kiezblock-Romantiker“ - Jule Damaske
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Nein zu „Pollerbü“: CDU Berlin-Mitte kritisiert Grüne als „Kiezblock-Romantiker“

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12.04.2024

Plakate in den Sozialen Netzwerken und bald auch an Parkscheinautomaten bezeichnen Berlin-Mitte als „Pollerbü“. „Ruhe im Kiez – Willkommen in Pollerbü“ oder „Hier ist Berlin nicht mehr kreuzgefährlich“ steht auf den Plakaten, die die Pressestelle des Berliner Zentrumsbezirks im Auftrag der Grünen designen ließ. Entstanden sind sie in Anlehnung an der Kritik, dass die Grünen Berlin in Bullerbü verwandeln.

Mehr als tausend Pollern hat das Straßen- und Grünflächenamt Mitte in den vergangenen Jahren aufgestellt. So entstanden mehrere Kiezblöcke – autofreie Abschnitte mitten in Mitte für Kinder und Familien, Anwohnende und Radfahrende. Die CDU-Fraktionen Neukölln und Mitte haben damit ein Problem.

Christopher Förster, CDU-Vorsitzender der Gropiusstadt-Britz, sorgt sich um Autofahrerinnen und -fahrer, insbesondere Unternehmer. Im Reuterkiez in Berlin-Neukölln, wo es die Poller ebenfalls gibt, seien die Folgen schon jetzt zu sehen. Der Verkehr werde wegen der Poller unterbrochen und........

© Berliner Zeitung


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