Das Leben in Deutschland hat sich im abgelaufenen Jahr erneut deutlich verteuert. Laut erster Schätzung des Statistischen Bundesamts betrug die Teuerung im Jahresdurchschnitt 5,9 Prozent. Damit fiel die Inflationsrate zwar unter den Stand des Vorjahres 2022, die seinerzeit mit 6,9 Prozent im Jahresschnitt den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung markierte. Allerdings war die Abschwächung weit geringer als erhofft.

In Berlin lag die Teuerung sogar noch etwas höher. Hier stiegen die Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent, im Land Brandenburg um ebenfalls überdurchschnittliche 6,5 Prozent. 2022 betrug die Teuerung in beiden Ländern 7,1 Prozent. „Wir bleiben auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Katrin Schoenecker, Co-Chefin des Referats Preise im Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, und liefert einen Vergleich. „Im Jahr 2019 lag die Teuerung in Berlin im Jahresdurchschnitt noch bei 1,3 Prozent.“

Exklusiv: Studie zu Inflation zeigt, wie Unternehmen Preise in die Höhe treiben

01.10.2023

Inflation: Warum die Preise wirklich steigen – und wer davon profitiert

24.03.2023

02.01.2024

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Allein die Preise für Haushaltsenergie kletterten im vergangenen Jahr in Berlin um 23,1 Prozent, wobei diese bereits 2022 um 34,4 Prozent nach oben gegangen waren. Zwar war 2023 für Heizöl gut ein Fünftel weniger zu zahlen als ein Jahr zuvor. Auch die Kraftstoffpreise lagen im vorigen Jahr im Schnitt um 5,3 Prozent unter denen des Vorjahres. Dafür war Strom für die Berliner 29,2 Prozent teurer, für Gas mussten 11,2 Prozent mehr gezahlt werden.

Zudem wurden Lebensmittel auch in Berlin im zu Ende gegangenen Jahr nochmals teurer. „Im Jahresdurchschnitt stiegen die Preise um 12,2 Prozent“, sagt Katrin Schoenecker. Insbesondere Brot und Getreideerzeugnisse, Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren sowie Molkereiprodukte und Eier verteuerten sich in der Stadt um mehr als 15 Prozent. Und hier war das Ausgangsniveau hoch. Denn bereits 2022 waren die Nahrungsmittelpreise um 14,4 Prozent gestiegen. Lebensmittel sind in dieser Stadt somit heute fast 30 Prozent teurer als vor zwei Jahren.

Überdurchschnittlich stiegen darüber hinaus die Preise für sogenannte Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen in der Hauptstadt. Hier beträgt das Plus 7,5 Prozent. Ebenfalls alkoholische Getränke und Tabakwaren wurden 2023 überdurchschnittlich teurer. Für Alkohol mussten 9,3 Prozent mehr gezahlt werden. Die Preise für Tabakwaren stiegen um 8,0 Prozent.

Auslöser für die gestiegene Inflationsrate war vor allem der russische Angriff auf die Ukraine im Februar 2022. Danach verteuerten sich Energie und Lebensmittel sprunghaft. Zuletzt schwächte sich die Inflationsrate fünf Monate in Folge ab. Im Oktober und November 2023 waren nach Erkenntnissen des Bundesamtes insbesondere viele Energieprodukte günstiger als ein Jahr zuvor. Im Dezember betrug die Teuerungsrate in Deutschland 3,7 Prozent, 3,9 Prozent waren es in Berlin. Der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln schwächte sich ebenfalls ab, lag aber weiterhin deutlich über der Gesamtteuerung.

Mit Preisbremsen für Strom und Gas hat die Bundesregierung versucht, die Folgen der gestiegenen Kosten für Verbraucher und Unternehmen abzufedern. Die Bremsen für Strom und Gas waren im März 2023 eingeführt worden und galten rückwirkend auch für Januar und Februar. Geplant war eine Verlängerung bis Ende März 2024, doch das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November machte der Bundesregierung einen Strich durch die Rechnung: Die Preisbremsen liefen daher zum Jahresende 2023 aus.

Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflation sowohl in Deutschland als auch im Euroraum insgesamt weiter sinken wird. Für Deutschland erwartet beispielsweise der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für 2024 eine Teuerungsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent. Das Ifo-Institut rechnet mit 2,2 Prozent im Durchschnitt dieses Jahres.

Ekel-Wurst und Gammel-Döner? Berlin testet Gaststätten kaum auf Hygiene

vor 3 Std.

EZB lässt Leitzins im Euroraum erneut unverändert

14.12.2023

Um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen, haben die Währungshüter der Europäischen Zentralbank im Sommer 2022 ihren Kurs geändert: Null- und Negativzinsen wurden abgeschafft, seither hat die EZB zehnmal in Folge die Leitzinsen im Euroraum erhöht. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Die EZB strebt für den Währungsraum der 20 Staaten mittelfristig stabile Preise bei einer Inflation von 2,0 Prozent an. Inzwischen scheint der Zinsgipfel erreicht: Der EZB-Rat ließ bei seinen Sitzungen im Oktober und Dezember die Zinsen unverändert. Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, beträgt aktuell 4,5 Prozent. Parken Geldhäuser Geld bei der EZB, erhalten sie auf diese Einlagen 4,0 Prozent Zinsen.

Dank der gestiegenen Leitzinsen gibt es für Tages- und Festgeld auch wieder höhere Zinsen. Allerdings liegt der Ertrag nicht in jedem Fall über der Inflation. Häufig ist der Realzins, also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate, noch negativ.

Auch bei den Löhnen bewegte sich die Bilanz im roten Bereich, da die Einkommen in der Regel langsamer gestiegen sind als die Preise. Der Nachholbedarf sei immens, sagt der Leiter des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, Thorsten Schulten: Nach drei Jahren mit Reallohnverlusten stehe die Kaufkraft derzeit auf dem Stand des Jahres 2016. Gewerkschaften gehen daher oft mit Forderungen im zweistelligen Prozentbereich in die Tarifverhandlungen. (mit dpa)

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Inflation in Berlin: Lebensmittel in zwei Jahren fast 30 Prozent teurer

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04.01.2024

Das Leben in Deutschland hat sich im abgelaufenen Jahr erneut deutlich verteuert. Laut erster Schätzung des Statistischen Bundesamts betrug die Teuerung im Jahresdurchschnitt 5,9 Prozent. Damit fiel die Inflationsrate zwar unter den Stand des Vorjahres 2022, die seinerzeit mit 6,9 Prozent im Jahresschnitt den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung markierte. Allerdings war die Abschwächung weit geringer als erhofft.

In Berlin lag die Teuerung sogar noch etwas höher. Hier stiegen die Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent, im Land Brandenburg um ebenfalls überdurchschnittliche 6,5 Prozent. 2022 betrug die Teuerung in beiden Ländern 7,1 Prozent. „Wir bleiben auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Katrin Schoenecker, Co-Chefin des Referats Preise im Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, und liefert einen Vergleich. „Im Jahr 2019 lag die Teuerung in Berlin im Jahresdurchschnitt noch bei 1,3 Prozent.“

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