Solange die Kinder ihre Wissbegierde den Eltern noch offen zeigen, sollten Urlaube nicht nur der reinen Erholung und dem Müßiggang dienen, sondern auch der Bildung. Zum Beispiel können seltene Wetterphänomene erfahrbar gemacht werden. Derzeit ist das Phänomen des Regens in Berlin sehr ausführlich zu besichtigen. Der Regen fiel so reichlich, dass er längst nicht mehr als selten bezeichnet werden kann wie in den Sommern der vergangenen Jahre, als wochenlange Dürren Mensch und Natur plagten.
Wenn Regen im Winter bei Minustemperaturen fällt, nennt sich das übrigens Schnee – nur zur Erinnerung. Schnee ist hierzulande ein solch seltenes Phänomen geworden, dass wir gern eine Urlaubswoche opfern, um dem Kinde mal ganz schneeballweiß klarzumachen, was alles so verloren geht, wenn es immer wärmer wird. Zum Beispiel Schnee.
Also ab nach Tschechien, ins nächstgelegene schneesichere Gebirge, ab nach Harrachov. Dort steht immerhin eine von nur sechs Skiflugschanzen dieser Welt, und die werden nur dort gebaut, wo auch Schnee fällt. Soweit die Theorie; die Praxis sieht anders aus: Die Schanze ist längst dicht und auch der Schnee ist im Winter kein sicherer Gast mehr in den Weiten des Riesengebirges.
Wir wissen das, weil wir es schon im vergangenen Jahr probiert haben. Damals schauten wir in den Winterwochen vor der Abreise ganz oft auf die Webcams im Internet und sahen: kein Schnee, nirgends. Aber wir hatten gebucht, und am Tag vor der Abreise fiel dann tatsächlich doch noch Schnee. Der Wettergott des Riesengebirges war im Vorjahr ein Berliner, besser gesagt, jemand, der den Berlinern in den Winterferien Schnee bescherte.
gestern
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21.02.2024
20.02.2024
21.02.2024
Dieses Mal lag so gut wie kein Schnee in Harrachov. Unser kleiner Rodelhang war zwar noch ein wenig weiß, aber dieser Schneematsch war unrodelbar.
Das sorgte für verdrießliche Stimmung, aber dann machten wir wunderbare Regenwanderungen, fuhren ins frühlingshafte Prag, aßen an einem Nachmittag das perfekte Gulasch mit Knedliky und an einem Abend einen wunderbaren Hirschrücken. Und schließlich stiegen wir ins Auto und fuhren an zwei Tagen einfach noch viel höher in die Berge. Und siehe da: Dort oben gab es so viel von dem seltenen Weiß, dass es für ordentliche Schneeballschlachten reichte – und für wilde Rodelabfahrten, die zwei Kilometer ins Tal hinab führten.
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Diese Reise machte uns noch klarer, wie selten das Wetterphänomen Schnee inzwischen geworden ist. Selbst in hohen Gebirgen. Zurück in Berlin erzählte mir eine Kollegin, dass sie nach dem Ende der Winterferien ebenfalls zum Langlauf ins Riesengebirge gereist war. Ihre Bilanz ist eine ganz andere: Der Schnee lag einen Meter hoch, es gab schöne Loipen, und alle Abfahrtspisten waren geöffnet.
In diesem Jahr war der Wettergott des Riesengebirges kein Berliner, sondern jemand, der dieses Mal eben den Sachsen, Thüringern und Bayern in deren Ferienzeit ordentlich Schnee bescheren wollte. Auch wenn wir mit unserem Ferienwetter nicht ganz glücklich waren, ist das doch nur fair. Denn auch Eltern aus Sachsen und Thüringen müssen ihren Kindern irgendwann mal vorführen, was echter Schnee ist.