Auf den ersten Blick wirkt es ein bisschen wie aus dem Film „Das Leben des Brian“: Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Fabrik bei Grünheide reklamiert nun die Gruppierung „Switch Off“ die Tat für sich. Zuvor hatten sich die „Vulkangruppe“ auf der linksextremistischen Seite Indymedia zu dem Anschlag auf einen Strommast in der Nähe von Grünheide, südlich von Berlin, bekannt. Im Film rivalisiert die „Befreiungsfront von Judäa“ mit der verfeindeten „Judäischen Befreiungsfront“.

Auf der Seite switchoff.noblogs.org haben Linksextreme denselben Text veröffentlicht, allerdings mit Fotos der Tat versehen. Diese zeigen den lichterloh in Flammen stehenden Strommasten, der nicht nur das Tesla-Werk versorgte, sondern auch Zehntausende Menschen in den umliegenden Ortschaften wie Erkner und der Köpenicker Ortsteile Müggelheim und Rahnsdorf.

Allerdings ist bislang unklar, ob es sich bei der „Vulkangruppe“, die früher schon Brandstiftungen, etwa an Bahnanlagen begangen haben, und bei „Switch Off“ um dieselben Täter handelt. Die Berliner Zeitung hatte im vergangenen Monat über das Phänomen berichtet, dass unter dem Label „Switch Off“ seit dem vergangenen Sommer bundesweit Anschläge auf Unternehmen und die Infrastruktureinrichtungen wie Bahnanlagen verübt werden. So wurden immer wieder, zuletzt im Februar in Berlin-Rummelsburg, Tesla-Fahrzeuge und Ladesälen durch Feuer zerstört.

In inhaltlich ähnlichen Bekennerschreiben, die danach veröffentlicht wurden, wird die gesamte Palette des antikapitalistischen Kampfes bemüht. Vom Kampf gegen das Patriarchat, dem der jüngste Tesla-Anschlag galt, über die Umweltzerstörung bis hin zu Elon Musks Starlink-Satelliten. Und bei vielen Schreiben, so auch diesmal, geht es gegen Israel. Den Anschlag bei Grünheide begründen die Urheber mit der Behauptung, dass Israel das Starlink-System „zum Mord in Gaza“ nutze. Auch in dem aktuellen 2495 Wörter langen Pamphlet wird kaum ein Thema ausgelassen – vom Klimawandel bis zu „starken außerplanetarischen Verbündeten“ und Sonnenstürmen, die Tesla-Gründer Elon Musk erwarten würden.

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04.03.2024

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„Switch Off“: Klimaterroristen verüben Anschläge in Berlin und bundesweit

18.02.2024

Brandanschlag in Kreuzberg: Wie Linksextremisten in Berlin Arbeitsplätze vernichteten

04.01.2024

Auch ein Brandanschlag unter dem Label „Switch Off“ auf die Betonfirma Cemex in Berlin-Kreuzberg im Dezember wurde unter anderem damit begründet, dass der Konzern mit Hauptsitz in Mexiko Beton für Israel liefere. Getroffen haben die Brandstifter aber vor allem einen mittelständischen Transportunternehmer aus Treptow-Köpenick, der vier seiner Mischfahrzeuge verlor.

Die Sicherheitsbehörden wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben. Weder nach den Anschlägen der „Vulkangruppe“ noch nach denen unter der Rubrik „Switch Off“. Verdächtige konnte die Polizei bislang nicht identifizieren. Berliner Ermittler gehen davon aus, dass der Täterkreis nicht aus einer festen Gruppe besteht, auch wenn die Brandstiftungen in der Regel professionell erfolgen und auf das Vermeiden von Spuren geachtet wird. Vielmehr glaubte man schon bei den früheren Attacken der „Vulkangruppe“ an eine Mitmach- beziehungsweise Franchise-Kampagne. So dürfte es auch bei den „Switch Off“-Tätern sein, die möglicherweise dieselben sind.

QOSHE - Nach dem Brandanschlag auf Tesla in Grünheide: Ja, wer war es denn nun? - Andreas Kopietz
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Nach dem Brandanschlag auf Tesla in Grünheide: Ja, wer war es denn nun?

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06.03.2024

Auf den ersten Blick wirkt es ein bisschen wie aus dem Film „Das Leben des Brian“: Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Fabrik bei Grünheide reklamiert nun die Gruppierung „Switch Off“ die Tat für sich. Zuvor hatten sich die „Vulkangruppe“ auf der linksextremistischen Seite Indymedia zu dem Anschlag auf einen Strommast in der Nähe von Grünheide, südlich von Berlin, bekannt. Im Film rivalisiert die „Befreiungsfront von Judäa“ mit der verfeindeten „Judäischen Befreiungsfront“.

Auf der Seite switchoff.noblogs.org haben Linksextreme denselben Text veröffentlicht, allerdings mit Fotos der Tat versehen. Diese zeigen den lichterloh in Flammen stehenden Strommasten, der nicht nur das Tesla-Werk versorgte, sondern auch Zehntausende Menschen in den umliegenden Ortschaften wie Erkner und der Köpenicker........

© Berliner Zeitung


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