Nachdem die Kriminalität in Berlin 2016 einen Höchststand erreicht hatte, folgte sie einem bundesweiten Trend: Sie sank bis 2021 um einige Prozentpunkte. Doch seit dem Ende der Corona-Pandemie, seit 2022, geht es mit der Kriminalität wieder aufwärts. Und der Trend hat sich verfestigt. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl registrierter Straftaten laut einem Bericht der Welt um 5,5 Prozent auf fast sechs Millionen. Die Zeitung zitiert aus der bundesweiten Kriminalstatistik, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an diesem Dienstag offiziell vorstellen will.

Auffällig ist, dass die Hemmschwelle für Gewalt sinkt. Demnach gab es bei der Gewaltkriminalität so viele Fälle wie seit 15 Jahren nicht mehr. So sei die Zahl gefährlicher und schwerer Körperverletzung um 6,8 Prozent auf 154.541 Fälle gestiegen – ein Höchststand.

Bereits aus der Berliner Statistik, die kurz vor Ostern präsentiert wurde, ergab sich Erschreckendes: Die Zahl der im vergangenen Jahr erfassten Rohheitsdelikte wie Raub oder Körperverletzung stieg um 7534 auf 77.908 Fälle (!) beziehungsweise um 10,7 Prozent.

77.908 geteilt durch 365 Tage – man kann sich ausrechnen, was jeden Tag auf Berlins Straßen, in Bussen oder Bahnen und hinter Wohnungstüren los ist.

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Fast 50.000 Körperverletzungen: Höchststand in zehn Jahren

27.03.2024

Immer öfter werden bei den Raub- und Körperverletzungsdelikten zudem Messer eingesetzt. Allein in Berlin passierte das 165-mal häufiger als im vergangenen Jahr, nämlich 3482 Mal. Messer sitzen vor allem bei jungen Männern locker. Für viele Jugendliche und Heranwachsende ist es normal und auch cool geworden, bewaffnet zu sein.

In den Zahlenwerken fällt auf, dass der Anteil der Ausländer bei Straftaten überproportional hoch ist. Laut der Berliner Statistik hat sich in der Hauptstadt der Anteil der nicht deutschen Tatverdächtigen an allen Tatverdächtigen von 41,9 auf 43,2 Prozent erhöht. Herausgerechnet sind bereits die ausländerrechtlichen Verstöße. Ähnlich hohe Zahlen zu Tatverdächtigen ohne deutschen Pass nennt auch die Bundesstatistik. Von 190.605 in der Statistik aufgeführten Tatverdächtigen sind 79.088 „Nichtdeutsche“ und 25.732 Zuwanderer.

06.04.2024

gestern

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05.04.2024

heute

Berlin führt auch die Statistik bei den Wohnungseinbrüchen an – mit 8323 Fällen beziehungsweise einem Plus von 35,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Corona-Pandemie hatte es einen deutlichen Rückgang bei den Einbrüchen gegeben. Jetzt liegen die Zahlen fast wieder so hoch wie 2017. Auch hier wird ein großer Teil durch „reisende Täter“ begangen, durch Banden, die durch Europa ziehen und sich in Villen, Einfamilienhäusern und Wohnungen bedienen.

Relativierer sind auch dieses Mal wieder ziemlich laut am Werk: Von einer alarmistischen Interpretation schreibt etwa eine Hamburger Wochenzeitung. Oft tauchten Ausländer in der Statistik nur wegen Vergehen auf, die Deutsche gar nicht begehen könnten: illegal ins Land einreisen beispielsweise. Rechne man solche ausländerrechtlichen Verstöße heraus, liege der Anstieg nicht mehr bei 17,8 Prozent, sondern noch bei 13,5 Prozent. Ach so.

Mit Konflikten, die aus beengter Unterbringung in Flüchtlingsunterkünften herrühren, ist der überproportionale Anstieg ebenfalls nicht allein zu erklären. Auch nicht mit einer hohen Zuwanderung aus Armuts- und Krisengebieten und eigenen Gewalterfahrungen, wie es das Bundesinnenministerium von Nancy Faeser (SPD) versucht.

In den vergangenen Jahren hat Deutschland Millionen Menschen ins Land gelassen, von denen die meisten junge Männer sind. Junge Männer neigen eher zu Straftaten als ältere Männer oder Frauen, wie Statistiken zeigen.

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Jenseits moralisierender Debatten über das Elend in der Welt müssen die Probleme klar benannt werden, ohne dass Kritiker sofort als „rechts“ abgestempelt werden. Es braucht einen funktionierenden Staat, eine funktionierende EU, die ihre Außengrenzen zu schützen weiß und sich nicht in lähmenden Dublin-III-Abschiebedebatten verhakt. Es braucht Kontrolle, wer nach Deutschland kommt, und schnellere Asylverfahren. Es braucht eine Absenkung der Anreize, die Deutschland für Armutsflüchtlinge aus aller Welt zum „Gelobten Land“ machen.

Geradezu belustigend wirkt jetzt die Forderung der Union nach einer Kehrtwende bei der Migration. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk nannte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Alexander Throm, die Zahlen der aktuellen Kriminalstatistik „alarmierend“ und wies in diesem Zusammenhang auf das „deutlich gestiegene Migrationsgeschehen“ hin. Man müsse den Zuzug begrenzen, Kontrollen erhöhen, Sozialleistungen reduzieren und Aufenthaltsrechte einschränken.

Dem kann man nur zustimmen. Aber wer hat denn im Herbst 2015 die Grenzen nicht geschlossen?

QOSHE - Höchststand der Kriminalität: Es braucht endlich einen funktionierenden Staat - Andreas Kopietz
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Höchststand der Kriminalität: Es braucht endlich einen funktionierenden Staat

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08.04.2024

Nachdem die Kriminalität in Berlin 2016 einen Höchststand erreicht hatte, folgte sie einem bundesweiten Trend: Sie sank bis 2021 um einige Prozentpunkte. Doch seit dem Ende der Corona-Pandemie, seit 2022, geht es mit der Kriminalität wieder aufwärts. Und der Trend hat sich verfestigt. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl registrierter Straftaten laut einem Bericht der Welt um 5,5 Prozent auf fast sechs Millionen. Die Zeitung zitiert aus der bundesweiten Kriminalstatistik, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an diesem Dienstag offiziell vorstellen will.

Auffällig ist, dass die Hemmschwelle für Gewalt sinkt. Demnach gab es bei der Gewaltkriminalität so viele Fälle wie seit 15 Jahren nicht mehr. So sei die Zahl gefährlicher und schwerer Körperverletzung um 6,8 Prozent auf 154.541 Fälle gestiegen – ein Höchststand.

Bereits aus der Berliner Statistik, die kurz vor Ostern präsentiert wurde, ergab sich Erschreckendes: Die Zahl der im vergangenen Jahr erfassten Rohheitsdelikte wie Raub oder Körperverletzung stieg um 7534 auf 77.908 Fälle (!) beziehungsweise um 10,7 Prozent.

77.908 geteilt durch 365 Tage – man kann sich ausrechnen, was jeden Tag auf Berlins Straßen, in Bussen oder Bahnen und hinter Wohnungstüren los ist.

Minderjährige........

© Berliner Zeitung


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