Rutschmadame

Mondlandung in den Alpen

Woche für Woche nimmt die Rutschmadame das regionale Geschehen aus dem Blickwinkel des nahen Elsass aufs Korn. Heute macht sie sich Gedanken über das unglückliche Timing der Ukraine-Konferenz.

Martina Rutschmann 27.04.2024, 05.00 Uhr

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Auf dem Bürgenstock sollen die Weichen für eine friedliche Zukunft in der Ukraine gestellt werden.

Bild: Michael Buholzer / KEYSTONE

Beat Jans’ kürzliches Innenminister-Treffen in der Rheingasse war so heimelig, dass der Bundesrat die Ukraine-Konferenz eigentlich dort abhalten wollte. Baustellen, Fluss – der Ort ist an Symbolik kaum zu übertreffen. Aus Respekt vor dem Basler Polizeikorps, das schrumpft wie Kaschmir in der Waschmaschine, sagte sich der Bundesrat aber: Belasten wir die Bebbi nicht zusätzlich, machen wir es an einem Ort, an dem sich Polizisten mangels Dealer-Gesindel langweilen.

Geben wir der Nidwaldner Polizei mal was zu tun und lassen sie ihr Berglein in Vollmontur sichern, wie das Cops in Megacitys wie Basel oder Olaf Scholz’ Berlin ständig tun. Der Bürgenstock im Herzen der Eidgenossenschaft strahlt zudem Unvergleichliches aus: Romantisch grasen Kühe unter Flaggen mit neutralen Kreuzen, der See vermittelt kantonsgrenzenlose Sicherheit.

Als Alpenzwerg steht der Bürgenstock für die Schweiz in der Welt: teuer, aber unbedeutend. An einem solchen Austragungsort muss der magistrale Schachzug von Amherd, Cassis & Co. einfach zum historischen Schritt für die Menschheit werden! Die Nidwaldner Friedenskonferenz wird die Welt vor den TV locken wie seinerzeit, als die Amis auf dem Mond landeten.

Das Ganze hat allerdings einen Haken: das Datum! An den Konferenztagen Mitte Juni spielen an der Fussball-EM allesamt Mannschaften, deren Länder als gewichtige Nato-Mitglieder nicht unbedeutend sein dürften, wenn im helvetischen Idyll über Krieg und Frieden gerätselt wird. Hätte man die Amis mitreden lassen, wäre dieser Fauxpas nicht passiert: Sie haben für die Mondlandung 1969 ein EM- und WM-freies Jahr gewählt.

Noch hat Viola Amherd nicht alle Briefmarken auf die Einladungen geklebt. Mithilfe von Tipp-Ex lässt sich das Datum ändern. Wobei ein Termin vor der EM unrealistisch wäre. Und danach wäre es wohl zu spät. Es muss ein Tag her, an dem belanglose Teams aufeinandertreffen. Mit dem Schweiz-Ungarn-Match am 14. Juni wäre das gewährleistet. Der SVP, der ungarnfreundlichen Hausmacht der Innerschweiz, ist ein Sieg beider Teams recht – der Konferenzsegen kann also nicht getrübt werden. Und falls doch, feiern die Staatschefs eben Olaf Scholz’ Geburtstag. Oder schicken ihn auf den Mond – je nachdem, was die deutsche Nati gegen Schottland am gleichen Tag anstellt.

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Martina Rutschmann 27.04.2024, 05.00 Uhr

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Bild: Michael Buholzer / KEYSTONE

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Als Alpenzwerg steht der Bürgenstock für die Schweiz in der Welt: teuer, aber unbedeutend. An einem solchen Austragungsort........

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