Der DFB ersetzt Adidas durch Nike und beendet damit eine Geschichte, die den Fans die Hoffnung ließ, dass es im Fußball doch nicht ausschließlich um Geld geht.

Fußball ist immer auch die Erinnerung an Fußball. Die Geschichten von früher sind, zumindest für viele Fans, fast genauso wichtig wie die Tore von heute. Die Geschichte der deutschen Nationalmannschaft und Adi Dassler beginnt in Schwarz-Weiß. Der Fußballschuh-Tüftler aus Herzogenaurach soll sogar seinen Anteil am legendären Wunder von Bern gehabt haben, als Helmut Rahn aus dem Hintergrund schießen musste und den Deutschen 1954 ihren ersten gemeinsamen Moment nach dem Zweiten Weltkrieg bescherte. In Adidas-Schuhen. So erzählt es die Legende, so will man das glauben.

Das alles ist natürlich gefühlsduselig und hat mit dem großen Fußball-Geschäft von heute rein gar nichts mehr zu tun. Doch gerade deshalb, weil sich heute sowieso alles ums Geld dreht, Fußball-Weltmeisterschaften in der Wüste stattfinden und alternde Stars Trilliardensummen in irgendwelchen Plastikligen kassieren, sind viele Fußball-Anhänger so fassungslos, dass der Deutsche Fußball-Bund die Geschichte der Nationalmannschaft und den drei Streifen so schnöde mit einer Pressemitteilung beendet.

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Der US-Konzern Nike soll also ab 2027 die deutschen Fußballer einkleiden. Das kann man machen. So ist der Markt. Aber Fußball ist mehr als der Markt. Fußball ist Emotion, Fußball sind Erinnerungen. Die alten Storys, die Opas ihren Enkeln erzählen. Von Gerd Müller und Franz Beckenbauer 1974 in München, von Rudi Völler und Andreas Brehme 1990 in Schwarz-Rot-Gold, von Mario Götze und dem einen Moment im Finale von Brasilien. An Stoff gewordene Fußballgeschichte mit drei Streifen. Das Spiel ist aus, vorbei, Strich drunter. Nach sieben Jahrzehnten.

Es mutet ein bisschen kurios an, dass ausgerechnet Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sich einschaltet und den spektakulären Trikottausch als Ausdruck von fehlendem „Standortpatriotismus“ beklagt. Weil freier Markt und so. Und doch drückt der Vizekanzler ein Gefühl aus, das viele Fans nun fühlen: So eine einzigartige Geschichte wie die von Adidas und dem deutschen Fußball verbindet Generationen, sie hätte es verdient gehabt, weitergeschrieben zu werden.

Natürlich ist auch der DFB nur ein Wirtschaftsunternehmen, natürlich kann man sich von Nostalgie nichts kaufen, natürlich kriegt den Auftrag derjenige, der das beste Angebot gemacht hat, natürlich braucht der Fußball-Verband das Geld für Sportplätze, Jugendförderung und all diese Sachen. Aber Geld ist nicht alles, nicht einmal im großen Milliardengeschäft namens Fußball.

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Nationalmannschaft ohne Adidas? Warum der Trikottausch ein Fehler ist

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22.03.2024

Der DFB ersetzt Adidas durch Nike und beendet damit eine Geschichte, die den Fans die Hoffnung ließ, dass es im Fußball doch nicht ausschließlich um Geld geht.

Fußball ist immer auch die Erinnerung an Fußball. Die Geschichten von früher sind, zumindest für viele Fans, fast genauso wichtig wie die Tore von heute. Die Geschichte der deutschen Nationalmannschaft und Adi Dassler beginnt in Schwarz-Weiß. Der Fußballschuh-Tüftler aus Herzogenaurach soll sogar seinen Anteil am legendären Wunder von Bern gehabt haben, als Helmut Rahn aus dem Hintergrund schießen musste und den Deutschen 1954 ihren ersten gemeinsamen Moment nach dem Zweiten Weltkrieg bescherte. In Adidas-Schuhen. So erzählt es die Legende, so will man das glauben.

Das alles ist natürlich gefühlsduselig und hat mit dem großen Fußball-Geschäft von heute rein gar nichts mehr zu tun. Doch gerade deshalb, weil sich heute sowieso alles ums Geld dreht, Fußball-Weltmeisterschaften in der Wüste stattfinden und alternde Stars Trilliardensummen in irgendwelchen Plastikligen kassieren, sind viele........

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