Nicht geschimpft, ist gelobt genug? Von wegen! Joe Biden weiß, was sein Rivale braucht. Die hohe Kunst des Lobens und die Sache mit dem vergifteten Kompliment. Eine Glosse.

Die hohe Kunst des Lobens bleibt für die meisten Menschen ein Buch mit zahlreichen Siegeln. Der Bayer sagt zwar: Nicht geschimpft, ist gelobt genug. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese These zumindest umstritten ist.

Verbale Anerkennung – sei es im häuslichen Umfeld (Eltern, Ehepartner) oder im leistungsorientierten Kontext (Lehrer, Chefin) – ist schon wichtig. Sie dient schließlich nicht nur dem persönlichen Seelenheil, sondern auch zur Orientierung. Wenn also jemand hört, dass er etwas gut gemacht hat (oder auf Bayerisch: gar nicht schlecht), wird er es sinnvollerweise beim nächsten Mal wieder so machen.

Problematisch allerdings, wenn es gar nicht mehr darum geht, wofür, sondern nur, dass man überhaupt gelobt wird. Und damit wären wir bei Donald Trump. Der Mann ist süchtig nach Applaus. Um Entzugserscheinungen vorzubeugen, feiert er sich gerne auch mal selbst.

Nun werden wir Zeuge einer erneuten Spitzenleistung des „sehr stabilen Genies“, wie er sich selbst einst nannte. Nein, nicht in der Politik. Auf dem Golfplatz. Da gewann dieser Tausendsassa gleich zwei Turniere – im eigenen Golf Club – und fand es „very exciting“, also wahnsinnig aufregend.

Das musste natürlich umgehend der Weltöffentlichkeit verkündet werden, von ihm selbst und mit dem Zweck, sich allerseits loben zu lassen. Und siehe da: Anerkennung selbst von höchster Stelle.

Sogar der amtierende US-Präsident ließ es sich nicht nehmen, den epochalen Erfolg zu würdigen. „Herzlichen Glückwunsch, Donald. Das ist eine ziemliche Leistung“, schrieb Joe Biden und bewies, dass „nicht geschimpft, ist gelobt genug“ halt doch immer noch besser ist als ein vergiftetes Lob.

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Joe Biden lobt Donald Trump – und dann ist es auch wieder nicht recht

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25.03.2024

Nicht geschimpft, ist gelobt genug? Von wegen! Joe Biden weiß, was sein Rivale braucht. Die hohe Kunst des Lobens und die Sache mit dem vergifteten Kompliment. Eine Glosse.

Die hohe Kunst des Lobens bleibt für die meisten Menschen ein Buch mit zahlreichen Siegeln. Der Bayer sagt zwar: Nicht geschimpft, ist gelobt genug. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese These zumindest umstritten ist.

Verbale Anerkennung – sei es im häuslichen Umfeld (Eltern, Ehepartner) oder im leistungsorientierten Kontext (Lehrer, Chefin) – ist schon wichtig. Sie dient........

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