Nach dem AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl steht nun auch einer seiner Mitarbeiter unter Verdacht. Alte Taktiken der Partei könnten nun an ihre Grenzen stoßen.

Die AfD hat den Umgang mit Extremisten, Kriminellen oder sonst irgendwie ins Zwielicht geratenen Parteifreunden seit Langem perfektioniert. Erst wird der zur Last gelegte Sachverhalt geleugnet. Dann werden "die Mainstream-Medien" bezichtigt, eine Kampagne zu fahren, um der AfD zu schaden. Die Meinungs-Maschinerie in den sozialen Netzwerken strickt derweil an der Opferlegende und wittert mal wieder die große Verschwörung. Während die Parteispitze versucht, Zeit zu gewinnen, bis endlich andere Schlagzeilen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Und wenn die Beweislage zu erdrückend wird, bleibt immer noch der letzte Joker, sich öffentlich halbherzig oder sogar mit einem Augenzwinkern von den Schwarzen Schafen zu distanzieren – ohne dass dies intern ernsthafte Konsequenzen nach sich zieht. Als ginge es um einen Klassenausflug, wo eben mal einer ein bisschen über die Stränge geschlagen hat.

So hat es AfD-Chef Tino Chrupalla dieser Tage erst wieder in der Talkshow von Caren Miosga versucht, als die Sprache auf Maximilian Krah kam. Der AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl steht, genauso übrigens wie der zweite Mann auf der Wahlliste, Petr Bystron, unter Verdacht, Propaganda für Russland gemacht zu haben. Womöglich wurden die beiden sogar dafür aus russischen Quellen bezahlt.

Korruption gebe es doch in allen Parteien, winkte Chrupalla ab, als sei es das Normalste der Welt, wenn deutsche Politiker sich von einem Regime kaufen lassen, das einen Krieg in Europa entfacht hat. Stößt die hundertfach erprobte Taktik der AfD jetzt an ihre Grenzen?

Es sind schließlich nicht irgendwelche Leute, die da unter Verdacht stehen. Und nun wurde auch noch ein Mitarbeiter von Krah verhaftet, der seit Jahren im Auftrag Chinas spioniert haben soll. Petitessen? Eben nicht! Zumal nicht für eine Partei, die von sich behauptet, als einzige politische Kraft ausschließlich deutsche Interessen im Sinn zu haben. Stattdessen: Verrat am Vaterland, gesteuert aus dem Ausland.

Tatsächlich in deutschem Interesse ist es, dass die dubiosen Machenschaften innerhalb der AfD aufgedeckt werden. Es stimmt ja, dass es auch in anderen Parteien Skandale und Verfehlungen gibt, nur: Dort kosten Vorwürfe, wie sie gegen Krah, Bystron und deren Umfeld im Raum stehen, Karrieren. In der AfD hingegen: Schulterzucken und weitermachen, als sei nichts gewesen.

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Den Skandal um Maximilian Krah kann die AfD nicht mehr weglächeln

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23.04.2024

Nach dem AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl steht nun auch einer seiner Mitarbeiter unter Verdacht. Alte Taktiken der Partei könnten nun an ihre Grenzen stoßen.

Die AfD hat den Umgang mit Extremisten, Kriminellen oder sonst irgendwie ins Zwielicht geratenen Parteifreunden seit Langem perfektioniert. Erst wird der zur Last gelegte Sachverhalt geleugnet. Dann werden "die Mainstream-Medien" bezichtigt, eine Kampagne zu fahren, um der AfD zu schaden. Die Meinungs-Maschinerie in den sozialen Netzwerken strickt derweil an der Opferlegende und wittert mal wieder die große Verschwörung. Während die Parteispitze versucht, Zeit zu gewinnen, bis endlich andere Schlagzeilen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

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