München - Mit der Causa um Jérôme Boateng, dessen ausgesetztes Gerichtsverfahren wegen Körperverletzung er als "private Geschichte und kein großes Thema für uns" bezeichnete, bekam Christoph Freund erstmals die Härte des Sportdirektorenjobs beim FC Bayern zu spüren.

Und das könnte nur der Anfang gewesen sein. Am Horizont braut sich bereits ein amtliches Gewitter zusammen. Die ersten Blitze gab es erst kürzlich: Leroy Sané wird vom Liverpool FC umworben. Nedal Huoseh, der Berater von Alphonso Davies, flirtet bereits seit Monaten, mal mehr, mal weniger offen, mit Real Madrid. Beide Verträge laufen 2025 aus.

Sowohl Davies als auch Sané gehören zu den Eckpfeilern des Teams und sollen den FC Bayern wieder an Europas Spitze führen. Im Sommer ist der letzte Champions-League-Sieg auch schon wieder vier Jahre her – und die nächsten beiden Finals finden an Orten statt, die einen besonderen Platz in der Historie des FC Bayern haben: Wembley sowie die Allianz Arena. Dafür braucht es die aktuelle Generation, mit allen Schlüsselspielern.

In dieser Hinsicht ist Freund besonders gefordert, das Team zusammenzuhalten. Jeder Abgang könnte eine Kettenreaktion nach sich ziehen: Davies und Sané sind im Team die engsten Freunde von Jamal Musiala. 2026 läuft der Vertrag des Supertalents aus. Zwar gab es, nach AZ-Informationen, ein erstes Treffen zwischen Freund und den Beratern. Dieses diente jedoch nur zum Kennenlernen. Vertragsinhalte wurden nicht diskutiert.

Dass der Verein mit dem Youngster verlängern will, steht außer Frage. Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen würde sich einen lebenslangen Verbleib "sehr wünschen", erklärte der Vorstandschef kürzlich im "Blickpunkt Sport". Präsident Herbert Hainer blies auf AZ-Nachfrage ins gleiche Horn und betonte: "Er hat einen Vertrag bei uns bis 2026 und weiß, was er am FC Bayern hat, dass ihm hier alle Türen offenstehen." Allerdings sei "von beiden Seiten keine Eile da".

Gleichwohl ist sich Hainer auch bewusst: "Wenn andere Vereine auf Jamal Musiala schauen, überrascht uns das überhaupt nicht, weil er ein überragender Spieler ist." In Musialas Fall hat sich vor allem Manchester City bereits in Stellung gebracht. Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola sieht im Nationalspieler den zukünftig besten Zehner der Welt und langfristigen Nachfolger von Kevin De Bruyne.

Zwar bleibt der FC Bayern für den 20-Jährigen der erste Ansprechpartner. Ein langfristiger Verbleib ist jedoch nur garantiert, wenn der deutsche Rekordmeister unter Beweis stellt, auch weiterhin zu Europas Elite zu gehören und Musialas großen Traum, den Ballon d'Or gewinnen zu können, erfüllen kann. Wenngleich nicht in erster Linie, geht es auch um eine Gehaltserhöhung. Rund acht Millionen Euro soll Musiala im Moment verdienen. Der Offensiv-Star will jedoch zu einem der Spitzenverdiener im Klub aufsteigen – in die Kategorie 20 Millionen Euro oder mehr.

Zusätzlichen Druck gibt es auch von Sponsor Nike, der jüngst begann, Musiala, als Teil des "Magic Triangle", zusammen mit Kylian Mbappé und Erling Haaland, in den Vordergrund zu rücken. Schon jetzt ist er das Gesicht der legendären Schuhlinie "Tiempo", die auch sein Idol Ronaldinho trug.

Bleibt Musialas Zukunft auch über den Sommer hinaus ungeklärt, droht die Lage, mit dem öffentlichen Druck, der aus Musialas zweiter Heimat England kommt, schlimmstenfalls aus dem Ruder zu laufen. Abgänge seiner Kumpels Davies und/oder Sané würden es auch Musiala leichter machen, seine (langfristige) Zukunft in München zu überdenken. Daher steht Freund bei dieser Baustelle gleich doppelt unter Druck.

Oder vielmehr dreifach. Denn das alles gilt es zu moderieren, während auch noch Vertragsgespräche mit Joshua Kimmich (bis 2025), Thomas Müller, Manuel Neuer sowie Sven Ulreich (jeweils bis 2024) anstehen – und Korrekturarbeiten am Kader, in Form von defensiven Mittelfeldspielern und Innenverteidigern, die sich Trainer Thomas Tuchel wünscht.

Reichlich Arbeit also für den neuen Sportdirektor in München: Christoph Freund ist beim FC Bayern angekommen und muss gleich beweisen, wie wetterfest er ist.

QOSHE - Vertragsgespräche beim FC Bayern: Sportdirektor Freund droht ... - Victor Catalina
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Vertragsgespräche beim FC Bayern: Sportdirektor Freund droht ...

3 6
06.11.2023

München - Mit der Causa um Jérôme Boateng, dessen ausgesetztes Gerichtsverfahren wegen Körperverletzung er als "private Geschichte und kein großes Thema für uns" bezeichnete, bekam Christoph Freund erstmals die Härte des Sportdirektorenjobs beim FC Bayern zu spüren.

Und das könnte nur der Anfang gewesen sein. Am Horizont braut sich bereits ein amtliches Gewitter zusammen. Die ersten Blitze gab es erst kürzlich: Leroy Sané wird vom Liverpool FC umworben. Nedal Huoseh, der Berater von Alphonso Davies, flirtet bereits seit Monaten, mal mehr, mal weniger offen, mit Real Madrid. Beide Verträge laufen 2025 aus.

Sowohl Davies als auch Sané gehören zu den Eckpfeilern des Teams und sollen den FC Bayern wieder an Europas Spitze führen. Im Sommer ist der letzte Champions-League-Sieg auch schon wieder vier Jahre her – und die nächsten beiden Finals finden an Orten statt, die einen besonderen Platz in der Historie des FC Bayern haben: Wembley sowie die Allianz Arena. Dafür braucht........

© Abendzeitung München


Get it on Google Play