München - Viele Jahre betrieb Maredo am Rindermarkt ein Steakhaus, bis die Kette in der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden musste. Nun gibt es eine Nachfolgegastronomie. Die Block-Gruppe hat das Lokal übernommen, aufwendig saniert, am Donnerstag eröffnet – und sogar von Domkapitular Hans-Georg Platschek feierlich segnen lassen.

1968 hat Eugen Block in Hamburg das erste Block House, ein Steakhaus nach amerikanischem Vorbild, gegründet. Inzwischen gibt es die Restaurants in ganz Europa. Das Lokal am Rindermarkt ist in Deutschland die Nummer 46 und in München die Nummer drei. Das Konzept: hochwertiges Rindfleisch und in jedem Restaurant die gleiche Speisekarte und Einrichtung. Das klingt fast fad. Die AZ hat versucht herauszufinden, was den Erfolg der Systemgastronomie trotz Krise ausmacht und mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Block House Restaurantbetriebe AG gesprochen.

AZ: Es gibt schon zwei Block-House-Restaurants in München. Warum noch eines?
STEPHAN VON BÜLOW: Weil die zwei, die wir haben, hervorragend laufen. Da bietet sich ein drittes geradezu an.

Corona, Inflation, Fachkräftemangel: die Zeiten für die Gastronomie sind angespannt. Ist es in der Systemgastronomie anders?
Nein. Wir sind davon genauso betroffen wie andere. Ich finde es schade, dass die Vielfalt in der Gastronomie so zerstört wird. Gerade die kleinen, die nicht die Finanzkraft im Rücken haben, sind gezwungen, aufzugeben. Die Abschaffung der Mehrwertsteuer-Absenkung trifft die Branche sehr massiv.

Wie ist Block House durch die Krise gekommen? Mussten Sie Restaurants schließen?
Nein. Wir haben die meisten Mitarbeiter behalten. Aber natürlich hat Corona auch bei uns Spuren hinterlassen. Danach kam der Ukraine-Krieg mit den daraus resultierenden Preissteigerungen. Wir verstehen uns als Gastronomie für jedermann, damit das auch in Zukunft so bleibt, haben wir die Kosten nur teilweise weitergegeben. Aber es ist eine harte, harte Zeit und die ist noch nicht vorbei.

Wie geht ein Steakhaus mit dem Trend Richtung vegane Ernährung um?
Wir kümmern uns um alle Ernährungstrends. Wir stellen fest, dass nur zwei Prozent der Bevölkerung echte Veganer und 15 Prozent Vegetarier sind. Wenn man in die Medien schaut, hat man oft das Gefühl, dass ein Großteil sich nur noch vegan ernährt.

Also hat sich eigentlich gar nichts verändert?
Was sich massiv verändert hat, sind die Flexitarier, die mal Fleisch, mal Fisch essen und sich bewusst abwechslungsreich ernähren. Das ist das, was wir sagen: Man muss nicht täglich Fleisch essen, das ist gar nicht gesund. Aber wenn man Fleisch isst, dann sollte man darauf achten, wo es herkommt.

Haben Sie in den letzten Jahren Ihr Konzept verändert?
Wir beziehen nach wie vor 95 Prozent unserer Steaks aus Südamerika. Dort stehen die Rinder 365 Tage im Jahr auf der Weide. Tierwohl war für uns das wichtigste Thema, als wir 2014 angefangen haben, unsere eigene Rinderaufzucht in Mecklenburg-Vorpommern aufzubauen. Die Tiere sind ein halbes Jahr auf der Weide. Im Winter stehen sie bei uns im Stall auf Stroh und haben die Möglichkeit rauszugehen. Die Rinder fressen ausschließlich Gras und regionales Futter. Die Kälber bleiben ein halbes Jahr lang beim Muttertier.

Also nichts Veganes auf der Speisekarte?
Doch. Zu uns kommen viele Gruppen. Da ist immer jemand dabei, der sich vegetarisch oder vegan ernährt und der wird auf unserer Speisekarte auch fündig. Aber unser Markenkern ist und bleibt Rindfleisch.

Systemgastronomie steht für Einheitlichkeit. Ist der Gast tatsächlich so berechenbar?
Der Gast weiß, was er bei Block House bekommt. Ob auf Sylt oder Mallorca, bei uns bekommt der Gast genau die hohe Produktqualität und den guten Service wie in all unseren Block House Restaurants. Auch die Einrichtung hat Wiedererkennungswert und das zahlt sich aus.

Was entgegnen Sie dem Vorwurf, dass die Individualität in den Innenstädten durch die Systemgastronomie verloren geht?
Es ist in der Tat ein Problem, dass man in einem Einkaufszentrum manchmal gar nicht mehr weiß, in welcher Stadt man ist, weil es überall die gleichen Marken gibt. Das darf uns in der Gastronomie nicht passieren. Wir arbeiten in Verbänden hart daran, dass wir die Vielfalt erhalten. Das Problem: Die Mieten in den Innenstädten sind so teuer und das Investitionsvolumen aufgrund der behördlichen Auflagen extrem hoch. Ein kleiner Gastronom steht vor großen Herausforderungen, um sein eigenes Restaurant zu eröffnen.

Wieviel haben Sie in das neue Block House investiert?
Drei Millionen Euro. Das kann sich ein Start-up-Gründer in der Gastronomie nicht leisten. Deshalb müssen wir mit der Politik daran arbeiten, dass es einfacher wird, eine Gastronomie zu gründen. Bürokratische Auflagen müssen abgeschafft werden. Die sind zum Teil völlig überflüssig, aber extrem teuer.

Was investieren Sie in Ihre Mitarbeiter?
Wir legen großen Wert darauf, eine gute und verlässliche Arbeitgebermarke zu sein und haben eine lange Betriebszugehörigkeit, was in der Gastronomie nicht selbstverständlich ist. Manche sind seit über 30 Jahren bei uns. Zudem binden wir unsere Mitarbeiter in Entscheidungen mit ein, tauschen uns aus und nehmen sie bei Entscheidungen mit. Zehn Prozent unseres Jahresgewinns gehen zurück an die Mitarbeiter. Und Essen und Trinken ist für sie kostenlos.

Andere Systemgastronomien wie McDonald's, Hans im Glück und L'Osteria expandieren gerade massiv. Sie auch?
Nein. Unsere Strategie ist, mit ein bis zwei Restaurants pro Jahr zu wachsen. Wir wollen bedachtes Wachstum. Wenn man 20 Restaurants auf einen Schwung eröffnet, muss man auch das Kapital dafür haben. Das Geld muss man sich ja irgendwo besorgen, sich verschulden. In einer Krise, wie wir sie gerade haben, ist es schwer, die Schulden zu bedienen. Deshalb wachsen wir gesund, organisch und stabil. Die Restaurants, die wir aufmachen, haben wir uns sehr genau ausgesucht.

Apropos Geld: viele Wirte berichten, dass ihre Lokale zwar gut besucht sind, aber pro Kopf weniger konsumiert wird. Bei Ihnen auch?
Das kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil: der Durchschnitts-Bon ist gestiegen.

Wer geht in einem Block House essen?
Alle. Handwerker, Vorstandsvorsitzende, Kaufleute, Familien, Sportgruppen und Kindergeburtstage. Und das soll auch so bleiben. Deshalb bereitet es uns extreme Kopfschmerzen, dass die Steuersenkung wegfällt. Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht man mit den Preisen um? Wir wollen, dass sich alle unsere Gäste auch weiterhin einen Block-House-Besuch leisten können.

Sind die Münchner Gäste anders als die in Hamburg?
In Hamburg sind wir ein Stadtteil-Versorger. Da essen die Leute mittags unser Lunch-Angebot und kommen abends mit der Familie. In München sind wir das Steakhaus, hier essen die Leute die großen Steaks. Deshalb liegt der Durchschnittsbon in München höher als in Hamburg.

Sie betreiben auch die Burger Kette Jim Block. Warum nicht in München?
Block House war bisher immer unser Kerngeschäft und Jim Block lief nebenbei, aber sehr erfolgreich. Die gute Nachricht ist: Wir arbeiten daran, auch nach München zu kommen.

QOSHE - Gastro-Kette expandiert in München: Drittes Lokal am Rindermarkt eröffnet - Ruth Frã¶Mmer
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Gastro-Kette expandiert in München: Drittes Lokal am Rindermarkt eröffnet

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27.11.2023

München - Viele Jahre betrieb Maredo am Rindermarkt ein Steakhaus, bis die Kette in der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden musste. Nun gibt es eine Nachfolgegastronomie. Die Block-Gruppe hat das Lokal übernommen, aufwendig saniert, am Donnerstag eröffnet – und sogar von Domkapitular Hans-Georg Platschek feierlich segnen lassen.

1968 hat Eugen Block in Hamburg das erste Block House, ein Steakhaus nach amerikanischem Vorbild, gegründet. Inzwischen gibt es die Restaurants in ganz Europa. Das Lokal am Rindermarkt ist in Deutschland die Nummer 46 und in München die Nummer drei. Das Konzept: hochwertiges Rindfleisch und in jedem Restaurant die gleiche Speisekarte und Einrichtung. Das klingt fast fad. Die AZ hat versucht herauszufinden, was den Erfolg der Systemgastronomie trotz Krise ausmacht und mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Block House Restaurantbetriebe AG gesprochen.

AZ: Es gibt schon zwei Block-House-Restaurants in München. Warum noch eines?
STEPHAN VON BÜLOW: Weil die zwei, die wir haben, hervorragend laufen. Da bietet sich ein drittes geradezu an.

Corona, Inflation, Fachkräftemangel: die Zeiten für die Gastronomie sind angespannt. Ist es in der Systemgastronomie anders?
Nein. Wir sind davon genauso betroffen wie andere. Ich finde es schade, dass die Vielfalt in der Gastronomie so zerstört wird. Gerade die kleinen, die nicht die Finanzkraft im Rücken haben, sind gezwungen, aufzugeben. Die Abschaffung der Mehrwertsteuer-Absenkung trifft die Branche sehr massiv.

Wie ist Block House durch die Krise gekommen? Mussten Sie Restaurants schließen?
Nein. Wir haben die meisten Mitarbeiter behalten. Aber natürlich hat Corona auch bei uns Spuren hinterlassen. Danach kam der Ukraine-Krieg mit den daraus resultierenden Preissteigerungen. Wir verstehen uns........

© Abendzeitung München


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