Westend - Es ist schon was dran: Wer keinen Alkohol trinkt, gilt als Spaßbremse und muss sich dafür auch noch rechtfertigen. Abgesehen davon sind Spezi, Cola und zusammengeschüttete Saft-Cocktails einfach zu süß, um sie den ganzen Abend lang zu trinken. Und literweise Wasser macht überhaupt keinen Spaß. Das hat die beiden Kumpels Leonard Vinçon und Paul-Georg Martin aus Tübingen schon lange genervt. Vor fünf Jahren sind sie nach München gekommen und wollten sich ins Berufsleben stürzen. Aber das Thema hat sie nicht losgelassen.

Denn auf ihren Reisen haben sie kreative alkoholfreie Drinks kennengelernt und beschlossen: Das braucht Deutschland auch. Da Vinçon aus einer Getränke-Hersteller-Familie kommt, war das nötige Know-how vorhanden und die beiden fingen an, sich in die Welt der Kräuter und Gewürze einzuarbeiten. Und dann haben sie einfach mal ausprobiert, was man mit natürlichen, aber kräftig konzentrierten Aromen so alles anstellen kann.

Herausgekommen sind zwei unterschiedliche Aperitifs, Rubin und Bernstein, mit natürlichen Zutaten wie Bio-Früchten und konzentrierten Kräutern, Blüten und Gewürzen, sogenannten Botanicals. Diese verleihen den Mischungen eine Bitternote. So bekommen die beiden Drinks nur mit Sprudelwasser gemischt geschmackliche Tiefe, ganz ohne die Zugabe weiterer süßer Getränke. Mischt man jedoch noch einen Schuss Tonic Water dazu, hat man eine Alternative zum Spritz, die weder zu süß noch wässrig schmeckt.

Rubin schmeckt zitrisch-fruchtig und kann verwendet werden wie Campari. Der rote Drink hat Noten von Wacholder, Hibiskusblüten und Zitrone, kommt aber ohne künstliche Aromen und Farbstoff aus. "Bernstein schmeckt wie ein Spaziergang durch die Provence", beschreibt Martin den gelben Drink. Er schmeckt nach Lavendel, Rosmarin und Orange und ist herber als Rubin. Beide lassen sich auch wunderbar mit Prosecco mischen.

Eines der ersten Lokale, die damit experimentiert haben, war das L'Oca Bianca im Westend. Anfangs, 2019, waren die Gäste noch ziemlich überrascht über die Idee, ein alkoholfreies Getränk auf den Markt zu bringen. In den vergangenen Jahren ist das Interesse jedoch gewachsen.

Inzwischen haben viele Restaurants und Bars die Franz-von-Fein-Drinks im Angebot, unter anderem das Café Roma, die Bar Flushing Meadows, das Restaurant Gabelspiel, die Frau im Mond, Le Stollberg, La Kaz und viele mehr. Auch Wein- und Lebensmittelgeschäfte verkaufen Franz von Fein, zum Beispiel "Walter und Benjamin" und "Käthe und Luzia".

Wer noch mehr über Rubin und Bernstein erfahren will, der kommt einfach direkt in den Tasting Room von Franz von Fein ins Westend. Der Laden mit seinem Apotheker-Regal ist ein Hingucker. "Viele Leute bleiben vor dem Fenster stehen, werden neugierig und kommen herein", erzählt Vinçon.

Hier kann man die beiden Drinks kaufen und probieren. Die kleine Flasche (200 ml) kostet 14 Euro, die große (500 ml) 23 Euro. Auf Anfrage gibt es auch Verkostungen. Geöffnet ist der Tasting Room donnerstags bis samstags, in der Woche vor Weihnachten die ganze Woche. Als Extra-Schmankerl wird dann Glüh-Fein ausgeschenkt, eine heiße Mischung aus Rubin, Orangensaft und Wasser. Klingt – nüchtern betrachtet – ganz fein.

Schwanthalerstr. 141
Do: 16-20 Uhr, Fr: 15-20 Uhr, Sa: 12-19 Uhr, in der Woche vom 18. bis 23.12 schon ab Montag geöffnet

www.franzvonfein.de

QOSHE - "Viele bleiben vor dem Fenster stehen": Wie zwei Schwaben die ... - Ruth Frã¶Mmer
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"Viele bleiben vor dem Fenster stehen": Wie zwei Schwaben die ...

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03.12.2023

Westend - Es ist schon was dran: Wer keinen Alkohol trinkt, gilt als Spaßbremse und muss sich dafür auch noch rechtfertigen. Abgesehen davon sind Spezi, Cola und zusammengeschüttete Saft-Cocktails einfach zu süß, um sie den ganzen Abend lang zu trinken. Und literweise Wasser macht überhaupt keinen Spaß. Das hat die beiden Kumpels Leonard Vinçon und Paul-Georg Martin aus Tübingen schon lange genervt. Vor fünf Jahren sind sie nach München gekommen und wollten sich ins Berufsleben stürzen. Aber das Thema hat sie nicht losgelassen.

Denn auf ihren Reisen haben sie kreative alkoholfreie Drinks kennengelernt und beschlossen: Das braucht Deutschland auch. Da Vinçon aus einer Getränke-Hersteller-Familie kommt, war das nötige Know-how vorhanden und die beiden fingen an, sich in die Welt der Kräuter und Gewürze einzuarbeiten.........

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