München - Athlete Investment. Was in den USA seit Jahren zum festen Bestandteil zahlreicher Profisportler gehört, schwappt langsam aber sicher über den Atlantik in die bayerische Landeshauptstadt. In den Vereinten Staaten sind es vor allem Super-Stars wie Basketballer LeBron James (38), Kevin Durant (35) und Football-Spieler Patrick Mahomes (28), die seit Jahren einen Teil ihres Gehalts in Unternehmen investieren.

Der Quarterback der Kansas City Chiefs, der im Jahr 2023 über 40 Millionen Dollar kassierte, steckte zuletzt einen Teil seines Einkommens in den Rennstall Alpine. Auch hat Mahomes Anteile am Fußballteam der Kansas City Currents und ist Investor der Baseballmannschaft Kansas City Royals. Abseits des Sports ist er unter anderem an der Fastfoodkette "Whataburger" und der Regnerationstechnikfirma "Hyperice" beteiligt.

Damit wurden Mahomes und Co. immer mehr zu Vorbildern, auch für die Spieler des FC Bayern. Denn auch die Stars des Rekordmeisters investieren immer mehr in Unternehmen. "In der Gesamtheit sind Investments unter Fußballern aber noch sehr wenig", sagt Christian Mees der AZ. Der Hamburger ist Geschäftsführer der Firma PlayersTech, die Profifußballer wie Dortmunds Mats Hummels (35) oder Alexander Hack (30) von Mainz 05 bei Investments in Startups unterstützt.

"Die Investorenlandschaft in den USA ist anders. Die Basketballer haben zum Teil eigene Investmentfirmen und mehrere Angestellte, um keine Werbe-Deals mehr machen zu müssen. Basketballer Kevin Durant hat den berühmten Satz gesagt, 'ich mache keine Gatorade-Deals (Sportgetränke Firma) mehr, ich mache nur noch Deals mit Firmen, die mir gehören'", erklärt Mees. "Wir haben keinen Durant in Deutschland, aber die Fußballer vom FC Bayern sind nah dran, das zu sein."

Urvater des bayerischen Investments war Klub-Patron Uli Hoeneß (71). Sechs Jahre nach seinem verletzungsbedingten Karriereende 1979 gründete der einstige Stürmer, der aus einer Metzgerfamilie stammt, zusammen mit Werner Weiß die "HoWe Wurstwaren KG" in Nürnberg. Das Hauptgeschäft macht die Fleischerei seither mit Nürnberger Bratwürstchen. Sagenhafte vier Millionen Hoeneß-Bratwürstchen stellt die Firma, die mittlerweile sein Sohn Florian Hoeneß leitet, jeden Tag her.

Doch das Geschäft hat sich geändert. Statt in Wurst-Fabriken investieren die Bayern-Spieler heutzutage vermehrt in Startups. "Was wir bei den Fußballern erkennen können, ist, dass Sachen, die nah am Athleten dran sind, beliebt sind, weil sie diese Sachen selbst testen können", erzählt Mees. So macht es auch Thomas Müller (34). Der ernährungsbewusste Stürmer investiert in gleich mehrere Startups, die gesunde und vegane Küche anbieten. Dazu gehören "Greenforce" und "Organic Garden".

Doch der tüchtige Geschäftsmann Müller investiert nicht nur in Lebensmittel-Startups. Zusammen mit seiner Frau Lisa Müller (34) züchtet der gebürtige Weilheimer Hengste. Dafür hat Müller Gut Wettlkam, ein Gestüt rund 30 Kilometer von München, gepachtet. Dass Pferde bei Bayern-Spielern wohl durchaus beliebt sind, zeigt Claudio Pizarro (45). Auch die ehemalige Nummer 14 des FC Bayern züchtet Prachthengste auf dem peruanischen Gestüt El Catorze.

Doch dass Investments selbst für begnadete Fußballer, die Millionen verdienen, immer ein gewisses Risiko darstellen und durchaus schief gehen können, zeigt das Beispiel Philipp Lahm (40). Der ehemalige Bayern-Kapitän musste gleich mehrmals Lehrgeld zahlen. Lahm erwarb 2016 rund 40 Prozent am fränkischen Gesundheitsstartup Canova, zog sich aber wenig später schon wieder zurück. Auch die Übernahme von Pflegeprodukthersteller Sixtus scheiterte. Der Turnierdirektor der Heim-EM verkaufte das Unternehmen 2021 pleite weiter.

Um weniger Risiko bei den Investitionen zu haben, empfiehlt Mees den Fußballern vor allem eines: "Man sollte kleine Summen investieren, ein Portfolio aufbauen und vor allem aus vielen Investmentmöglichkeiten auswählen. Wir als Unternehmer, die teilweise sogar mehr Kapital zur Verfügung haben als Fußballer, wundern uns, mit wie viel Risiko manche Fußballer in Startups reingehen. Die Gründer kommen irgendwie durch die Firewall der Berater und schaffen es dann, die Sportler zu überzeugen, hohe Summen in Startups zu investieren."

Um genau so etwas zu verhindern, hat Mees PlayersTech gegründet. Der Geschäftsmann schaut sich im Jahr rund 2.000 Startups an und wählt anschließend die besten Firmen aus. "Wenn wir meinen, ein gutes Startup gefunden zu haben, dann gilt bei uns das Motto: immer gemeinsam investieren", erklärt Mees der AZ. Bevor aber Geld fließt, werden die Gründer des Startups zu einer Video-Konferenz eingeladen. Neben den Fußballern ist bei diesem Treffen auch ein externer Unternehmer dabei.

Grund: Der Hamburger will möglichst wenig dem Zufall überlassen." Wir bewerten anschließend das Startup und entscheiden, ob wir uns intensiver damit beschäftigen", so Mees. "Dann geht es in die Verhandlungen und währenddessen kann sich jeder Fußballer melden." Dadurch kommt es vor, dass bis zu 15 Spieler in ein Startup investieren.

Dass Athlete Investments aber durchaus auch ohne eine solche Vermittlung Früchte tragen können, zeigt Serge Gnabry (28). Der Flügelflitzer des FC Bayern investiert seit Kurzem in das Kölner Startup "Prematch". "Wir sind eine Community Plattform für aktive Amateurfußballer, Trainer und Fans. Jeder Spieler bekommt ein eigenes Profil mit individuellen Statistiken", erklärt "Prematch"-CEO Lukas Röhle im Gespräch mit der AZ. Dadurch können sich Amateur-Kicker wie echte Profis auf ihre Spiele vorbereiten.

Doch Gnabry ist nicht der Einzige, der in das Startup investiert. Auch Leipzigs David Raum (25) und Liverpool-Coach Jürgen Klopp (56) sind Business Angels von "Prematch". Das bedeutet: Das Trio investiert nicht nur in das Unternehmen, sondern berät die Gründer und stellt wichtige Kontakte her. Genau so kam es auch zum Einstieg des Bayern-Spielers. "Serge haben wir über unser bestehendes Investorennetzwerk kennengelernt. Für uns waren Fußballpersönlichkeiten als Investoren natürlich sehr spannend", so Röhle.

Das Konzept ging auf. Mittlerweile gibt es "Prematch"-Daten für Amateurspieler aus ganz Deutschland. Wohl auch, weil sich das Trio um Gnabry ernsthaft mit dem Startup beschäftigt. "Wir updaten grundsätzlich jeden Investor sehr regelmäßig zu den aktuellen Entwicklungen. Natürlich ist ein Fußball-Kalender sehr voll, aber wenn es die Möglichkeit gibt, uns zu supporten, dann stehen sie uns zur Seite", sagt der CEO von "Prematch".

Ein ähnliches Model des Athlete Investments hat Bayern-Keeper Manuel Neuer (37) gewählt. Der ehemalige Welttorhüter investiert zusammen mit Tennisspielerin Angelique Kerber (35) in die Pflegeprodukt-Firma "newkee". Hintergrund des Investments in das Startup, das zur Deutschen Kosmetikwerke AG gehört, ist auch die Vorgeschichte von Neuer. Der Kapitän des FC Bayern musste wegen seiner Hautkrebserkrankung gleich dreimal operiert werden.

Das Besondere beim Investment von Neuer: Der Torhüter sitzt bei der Kosmetikwerke AG sogar im Aufsichtsrat. Eine ähnliche Position hat Neuer bei seinem zweiten Investment, der Deutschen Reinigungswerke AG, inne. Dort ist der 37-Jährige, der laut Handelsregister etwa 16,4 Prozent der Unternehmensanteile hält, sogar stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat. Seit Kurzem ist Neuer auch noch Gesellschafter der Münchner Kaffeemarke "ALRIGHTY Caretrade Coffee", die im Werksviertel jüngst eine Rösterei mit Coffeeshop eröffnete.

Auch Neuzugang Harry Kane (30) ist ein großer Fan von Investments. Zwar ist der Brite mittlerweile aus dem Hotel ausgezogen, doch hat seine Wohnungssuche bekanntlich etwas gedauert. Und das, obwohl sich Mister Kane eigentlich mit Immobilien auskennt. Dem Bayern-Stürmer gehört seit 2015 das Londoner Immobilienunternehmen "Edward James Investment".

Zusammen mit seinem älteren Bruder und Berater Charlie Kane, seinem Vater Patrick James Kane und seiner Mutter Kim Elizabeth Kane leitet er das Familienunternehmen. AZ-Recherchen ergaben, dass die Kanes im Geschäftsjahr bis März 2023 Immobilien im Wert von über 14 Millionen Pfund besaßen - Tendenz steigend. Daneben ist er mit seiner "The Harry Kane Company" beim britischen Audio-Unternehmen "Our Pure Planet" eingestiegen.

"Die Fußballer sind schlau und wissen inzwischen genau, wie man das Geld behält. Die schauen sich die Negativbeispiele an, die sie aus der Kabine oder den Medien kennen", weiß Mees. Deshalb müsse man in Zukunft noch mehr Spieler aus der Reserve locken, Athlete Investment zu betreiben. Denn dass die richtige Investition nicht nur für die Bayern-Spieler, sondern auch Unternehmer einen großen Mehrwert bieten kann, ist klar.

QOSHE - Wurst-Uli bis Startup-Serge: Die Geschäfte der Bayern-Star neben dem Feld - Kilian Kreitmair
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Wurst-Uli bis Startup-Serge: Die Geschäfte der Bayern-Star neben dem Feld

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29.01.2024

München - Athlete Investment. Was in den USA seit Jahren zum festen Bestandteil zahlreicher Profisportler gehört, schwappt langsam aber sicher über den Atlantik in die bayerische Landeshauptstadt. In den Vereinten Staaten sind es vor allem Super-Stars wie Basketballer LeBron James (38), Kevin Durant (35) und Football-Spieler Patrick Mahomes (28), die seit Jahren einen Teil ihres Gehalts in Unternehmen investieren.

Der Quarterback der Kansas City Chiefs, der im Jahr 2023 über 40 Millionen Dollar kassierte, steckte zuletzt einen Teil seines Einkommens in den Rennstall Alpine. Auch hat Mahomes Anteile am Fußballteam der Kansas City Currents und ist Investor der Baseballmannschaft Kansas City Royals. Abseits des Sports ist er unter anderem an der Fastfoodkette "Whataburger" und der Regnerationstechnikfirma "Hyperice" beteiligt.

Damit wurden Mahomes und Co. immer mehr zu Vorbildern, auch für die Spieler des FC Bayern. Denn auch die Stars des Rekordmeisters investieren immer mehr in Unternehmen. "In der Gesamtheit sind Investments unter Fußballern aber noch sehr wenig", sagt Christian Mees der AZ. Der Hamburger ist Geschäftsführer der Firma PlayersTech, die Profifußballer wie Dortmunds Mats Hummels (35) oder Alexander Hack (30) von Mainz 05 bei Investments in Startups unterstützt.

"Die Investorenlandschaft in den USA ist anders. Die Basketballer haben zum Teil eigene Investmentfirmen und mehrere Angestellte, um keine Werbe-Deals mehr machen zu müssen. Basketballer Kevin Durant hat den berühmten Satz gesagt, 'ich mache keine Gatorade-Deals (Sportgetränke Firma) mehr, ich mache nur noch Deals mit Firmen, die mir gehören'", erklärt Mees. "Wir haben keinen Durant in Deutschland, aber die Fußballer vom FC Bayern sind nah dran, das zu sein."

Urvater des bayerischen Investments war Klub-Patron Uli Hoeneß (71). Sechs Jahre nach seinem verletzungsbedingten Karriereende 1979 gründete der einstige Stürmer, der aus einer Metzgerfamilie stammt, zusammen mit Werner Weiß die "HoWe Wurstwaren KG" in Nürnberg. Das Hauptgeschäft macht die Fleischerei seither mit Nürnberger Bratwürstchen. Sagenhafte vier Millionen Hoeneß-Bratwürstchen stellt die Firma, die........

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