München - AZ-Interview mit Julian Weigl. Der 28-jährige Oberbayer kam über den TSV 1860 ins Profigeschäft, spielte danach für den BVB und Benfica Lissabon. Seit 2022 ist er bei Bayern-Gegner Borussia Mönchengladbach.

AZ: Herr Weigl, am Samstag gastieren sie mit Borussia Mönchengladbach beim FC Bayern. Gehen Sie als Ex-Löwe mit einer Extraportion Motivation ins Spiel gegen die Bayern?
JULIAN WEIGL: Natürlich liegt das schon lange zurück, aber ich komme aus der Löwen-Jugend und da hast du das einfach so drin, dass das Spiel wichtig für dich ist. Es war damals in den Jugendderbys schon so, dass diese Duelle für uns Löwen immer nochmal mehr Bedeutung hatten als für die Bayernspieler. Wir haben gesagt, die Jungs da drüben haben alles, die Bedingungen sind nahezu optimal. Wir können sie aber in diesem einen Spiel, auch wenn wir vielleicht einen Tick weniger Talent haben, mit Herz und Leidenschaft schlagen. Das hat immer geholfen. Das habe ich natürlich noch in mir.

Sie wurden zu Ihrer Zeit beim TSV 1860 auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Wie konkret war das Interesse der Bayern damals?
Nicht sehr konkret.

Wie sehr sind Sie den Löwen noch verbunden?
Schon noch. Dadurch, dass fast keine Jungs mehr dort spielen, mit denen ich zusammengespielt haben, schaue ich nicht jedes Spiel. Aber ich habe natürlich auf Instagram und Facebook die ganzen Löwen-News aktiviert und erkundige mich. Und ich habe noch ein, zwei Leute wie den Zeugwart, zu denen ich ab und zu mal Kontakt habe.

Wie sehr blutet da Ihr Löwen-Herz, wenn Sie auf die Geschehnisse der letzten Monate schauen?
Einerseits blutet das Herz sehr, andererseits überrascht dich auch nichts mehr, wenn du bei Sechzig warst und das alles selbst durchlebt hast. Eine gewisse Grundunruhe ist man im Löwenumfeld gewohnt. Aber natürlich sehnt man sich nach Kontinuität, und dass irgendwann einfach auch die richtigen Lösungen gefunden werden können. Ich kann nicht beurteilen, ob es der richtige Präsident ist, ob es der richtige Geschäftsführer ist oder ob das der richtige Trainer ist, aber das ganze Konstrukt müsste meiner Meinung nach aufgebrochen werden.

Inwiefern?
Es ist immer die eine Seite gegen die andere Seite. Da muss eine Lösung gefunden werden und gesagt werden, das sind die Leute, auf die wir setzen. Ich würde mir Fußballkompetenz und Ex-Löwen, die das machen wollen, ins Boot holen. Nicht um künstlich etwas zu erwirken, sondern es gibt wirklich Leute, die etwas bewegen könnten. In meiner Reha-Zeit war ich im Grünwalder Stadion und habe mir ein Spiel angeschaut und saß danach noch in der Alm. Dort trifft man den einen oder anderen Ex-Löwen. Zum Beispiel würde ich einen Benjamin Lauth da einplanen. Er ist keiner, der sagt, mir geht es um das Geld, sondern dem liegt etwas am Verein. Wenn man davon ein bis zwei Leute einbaut mit einem Plan dahinter, wäre das meiner Meinung nach optimal. Aber aus irgendwelchen Gründen kommt das nicht zustande.

War auch der Trainerwechsel wichtig, um einen Ruck in die Mannschaft zu bringen?
Das ist für mich schwierig zu beurteilen, dafür bin ich zu weit weg. Aber es wühlt in einem immer etwas auf, wenn man an Sechzig München denkt. Irgendwie liebt man den Verein auch für das Chaos rund um die Grünwalder Straße. Das ist manchmal auch schön. Auch für die Leute, die du triffst. Jeder ist dem Verein so verbunden, trotz des ganzen Niedergangs der letzten Jahre. Aber man hat irgendwann auch immer mehr Leute, die sagen, es reicht, wir gehen nicht mehr hin.

Sie haben bei der Borussia noch einen langfristigen Vertrag. Aber können Sie sich irgendwann ein Karriereende bei den Löwen vorstellen?
Das ist immer, wenn ich mit meiner Frau oder meiner Familie darüber spreche, wie die nächsten Jahre aussehen sollen und was ich mir am Ende meiner Karriere vorstelle, eine Option. Definitiv. Auch, weil ich mir vorstellen kann, dort nach der Karriere etwas zu machen. Ich kann zwar noch nicht sicher sagen, in welche Richtung ich nach der Karriere gehen will, aber das ist ein Verein und ein Ort, mit dem ich mich verbunden fühle und sage, das würde passen. Natürlich möchte ich auch so lange es mir Spaß macht und ich fit bin, spielen. Deswegen würde ich das nie ausschließen zu Sechzig München zurückzugehen.

QOSHE - Ex-Löwe Julian Weigl bestätigt: TSV-1860-Rückkehr ist eine Option – ... - Kilian Kreitmair
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Ex-Löwe Julian Weigl bestätigt: TSV-1860-Rückkehr ist eine Option – ...

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03.02.2024

München - AZ-Interview mit Julian Weigl. Der 28-jährige Oberbayer kam über den TSV 1860 ins Profigeschäft, spielte danach für den BVB und Benfica Lissabon. Seit 2022 ist er bei Bayern-Gegner Borussia Mönchengladbach.

AZ: Herr Weigl, am Samstag gastieren sie mit Borussia Mönchengladbach beim FC Bayern. Gehen Sie als Ex-Löwe mit einer Extraportion Motivation ins Spiel gegen die Bayern?
JULIAN WEIGL: Natürlich liegt das schon lange zurück, aber ich komme aus der Löwen-Jugend und da hast du das einfach so drin, dass das Spiel wichtig für dich ist. Es war damals in den Jugendderbys schon so, dass diese Duelle für uns Löwen immer nochmal mehr Bedeutung hatten als für die Bayernspieler. Wir haben gesagt, die Jungs da drüben haben alles, die Bedingungen sind nahezu optimal. Wir können sie aber in diesem einen Spiel, auch wenn wir vielleicht einen Tick weniger Talent haben, mit Herz und Leidenschaft schlagen. Das hat immer geholfen. Das habe ich natürlich noch in mir.

Sie wurden zu Ihrer Zeit beim TSV 1860 auch mit dem FC........

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