Giesing - Die Bürgermeisterin ist eine abwägende Frau – keine, die einfach öffentlich lospoltert. Umso bemerkenswerter, wie deutlich Verena Dietl im großen AZ-Interview zur Zukunft des Grünwalder Stadions den TSV 1860 kritisierte. "Wir brauchen klare Absprachen, um Entscheidungen treffen zu können", bemängelte die SPD-Politikerin. Dass die Geduld mit den Löwen langsam zu Ende gehe. Dass Sechzig-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer Dinge versprochen, aber nie vorgelegt habe. Und meint damit wohl, so liest sich das ganze Interview, dass der große Umbau ins Wanken gerät.

CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl kam bei der Lektüre des Interviews aus dem Kopfschütteln gar nicht heraus. "Das ist doch ein Schwarze-Peter-Spiel", sagte er am Dienstag im Gespräch mit der AZ. "Die Stadt München selbst hat etliche Versprechen nicht gehalten." Der TSV 1860 habe "sicher nicht alles richtig gemacht, aber als Stadt die Schuld jetzt alleine bei den Löwen zu sucht, ist absolut unangemessen."

Von Verena Dietl selbst lese er auch keine klaren Zusagen. "Schon seit Jahrzehnten macht die SPD den Löwen-Fans immer wieder Wahlversprechen - und immer wieder passiert einfach gar nichts." Verena Dietl stehe auch in der "Verantwortung, Lösungen zu finden".

Pretzl verteidigte auch 1860-Mann Pfeifer. "Wir hatten mit ihm sehr gute konstruktive Gespräche", sagte er. "Das ist nicht fair, so zu tun, als hätten die Löwen im Rathaus keine konkreten Vorschläge gemacht."

Verena Dietl hatte in dem Interview nicht nur schlechte Nachrichten für die Löwen und ihre Fans dabei. Sondern: auch konkete, überraschende, gute. Denn Dietl kündigte – selbst für absolute Stadion-Kenner im Löwen-Umfeld überraschend – an, dass die Kapazität schon vor dem Umbau im heutigen Bestand von 15.000 auf 17.000 erweitert werden könnte.

Dazu habe der TSV 1860 einen konkreten Vorschlag gemacht. "Wir haben signalisiert, dass wir uns das gerne anschauen", sagte sie. Es sei zwar eine Machbarkeitsstudie notwendig, sie werde aber versuchen, den Vorgang zu beschleunigen.

Und: Dietl erklärte, dass bald der Zaun vor der Stehhalle wegkommen könnte – eine ärgerliche Sichtbehinderung für die Fans, die von dort aus die Spiele verfolgen. "Es gibt erste Signale, dass das klappen könnte", sagte Dietl. "Wir brauchen aber Zusagen von allen Nutzern des Stadions."

Nachdem der Vorschlag ja von 1860 kommt, dürfte das wohl heißen, dass dieses Projekt weder an der Stadt noch an den Löwen hakt, sondern am FC Bayern, dessen zweite Mannschaft ebenfalls im städtischen Stadion kickt, meist nur vor wenigen hundert Interessierten.

QOSHE - Streit ums Löwen-Stadion: "SPD bricht Wahlversprechen an die Fans" - Felix Mã¼Ller
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Streit ums Löwen-Stadion: "SPD bricht Wahlversprechen an die Fans"

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28.11.2023

Giesing - Die Bürgermeisterin ist eine abwägende Frau – keine, die einfach öffentlich lospoltert. Umso bemerkenswerter, wie deutlich Verena Dietl im großen AZ-Interview zur Zukunft des Grünwalder Stadions den TSV 1860 kritisierte. "Wir brauchen klare Absprachen, um Entscheidungen treffen zu können", bemängelte die SPD-Politikerin. Dass die Geduld mit den Löwen langsam zu Ende gehe. Dass Sechzig-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer Dinge versprochen, aber nie vorgelegt habe. Und meint damit wohl, so liest sich das ganze Interview, dass der große Umbau ins Wanken gerät.

CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl kam bei der........

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