München - Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Münchner S-Bahn im Altbestand der Kollegen in andere Ballungsräumen bedient. Alte Stuttgarter S-Bahnen hört man immer mal wieder als Fremdkörper durch die Stammstrecke schnauben. Doch wenn die Münchner nun Zuwachs aus Hannover kriegen, wird es deutlich weniger auffallen. Weil der Laie zumindest aus der Ferne kaum sieht, dass es sich um andere als die Münchner Standard-S-Bahn-Züge handelt.

Ab dieser Woche können Fahrgäste mit den ersten von 16 Zügen der Baureihe ET 424 fahren, die die S-Bahn-Flotte sukzessive verstärken, so teilte es die Deutsche Bahn am Dienstag mit. Dass es sich um Altbestand handelt, soll kein Problem sein. Die aus Hannover stammenden Fahrzeuge kämen direkt aus einer "umfangreichen Modernisierung", heißt es von der Bahn. Der Flottenausbau soll die Zuverlässigkeit der S-Bahn erhöhen und helfen, "die Basis für mögliche Angebots- und Kapazitätserweiterungen in der Zukunft" zu schaffen. Der Freistaat Bayern beteiligt sich laut Deutscher Bahn an der Beschaffung und Modernisierung mit rund 32 Millionen Euro.

Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte am Dienstag: "Wir satteln bei den Münchner S-Bahn-Fahrzeugen drauf. Damit stehen im dortigen S-Bahn-Verkehr insgesamt nun rund 3000 Sitzplätze und rund 4500 Stehplätze zusätzlich zur Verfügung." Bernreiter verweist auf die Sorgen der Fahrgäste im oft überlasteten Netz. "Angesichts der Wachstumsprognosen im Raum München und den Auswirkungen des Deutschlandtickets" sei die Anschaffung der neuen, alten Züge "wichtiger denn je".

Die Fahrgäste profitierten von einer "schnellen Verbesserung noch deutlich, bevor dann die Neufahrzeuge der S-Bahn kommen werden", heißt es von der Bahn. Die Investition und die Förderung seien "gut angelegt, um die Münchner S-Bahn noch attraktiver zu machen".

Auch S-Bahn-Chef Heiko Büttner ist begeistert. "Mit den ET 424 wächst unsere Flotte spürbar und sorgt mit mehr Fahrzeugreserven für einen robusteren S-Bahn-Betrieb. Dank der größeren Flotte können wir auch zusätzliche Fahrzeuge für mehr Zuverlässigkeit einsetzen und beispielsweise durch längere Wendezeiten Verspätungen reduzieren", sagte er.

Nach eigenen Angaben hat die Bahn die Züge innen umfangreich modernisiert. Eingesetzt werden sollen sie bei den Pendelzügen der S2 zwischen Dachau und Altomünster, bei den Verstärkerzügen der S4 zwischen Geltendorf/Buchenau und Hauptbahnhof sowie auf der S20 zwischen Höllriegelskreuth und Pasing/Grafrath – also möglichst gar nicht auf der unterirdischen Stammstrecke.

Der Grund dafür ist auch der Grund, warum der Fahrgastverband Pro Bahn die ganze Aktion kritisch sieht. Auf der Stammstrecke sind die Züge nicht sinnvoll einsetzbar, weil sie niedriger sind als die Münchner S-Bahnen. Heißt: an den eigentlich barrierefreien Innenstadtbahnhöfen müsste man in den Zug eine Stufe hinuntersteigen. "Jetzt ist die Information besonders wichtig", sagte Pro-Bahn-Mann Andreas Barth der AZ. "Dass die Fahrgäste das auch wissen."

QOSHE - Neue Züge für die S-Bahn München – doch es gibt einen großen Haken - Felix Mã¼Ller
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Neue Züge für die S-Bahn München – doch es gibt einen großen Haken

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19.12.2023

München - Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Münchner S-Bahn im Altbestand der Kollegen in andere Ballungsräumen bedient. Alte Stuttgarter S-Bahnen hört man immer mal wieder als Fremdkörper durch die Stammstrecke schnauben. Doch wenn die Münchner nun Zuwachs aus Hannover kriegen, wird es deutlich weniger auffallen. Weil der Laie zumindest aus der Ferne kaum sieht, dass es sich um andere als die Münchner Standard-S-Bahn-Züge handelt.

Ab dieser Woche können Fahrgäste mit den ersten von 16 Zügen der Baureihe ET 424 fahren, die die S-Bahn-Flotte sukzessive verstärken, so teilte es die Deutsche Bahn am Dienstag mit. Dass es sich um Altbestand handelt, soll kein Problem sein. Die aus Hannover stammenden........

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