München - Die SPD ringt um einen Markenkern, um Alleinstellungsmerkmale, ja, um ihre Daseinsberechtigung. Und das nicht nur im Bund. Sondern sogar in München. Hier, wo man sich vor wenigen Jahren noch selbstverständlich-selbstbewusst als "Die München-Partei" bezeichnete, ist die Verzwergung voll im Gange.

Etliche Wahlen auf allen Ebenen sind die Grünen inzwischen auf Platz 1. Ob ihnen nochmal eine Partei gefährlich werden kann? Wenn, dann wäre auf jeden Fall nur eine in Sicht – und die fängt mit C an und hört mit U auf. Für die Münchner Genossen ist es mit eigenem überraschenden Kanzler sogar schwieriger geworden. Gerade bei Münchens größtem Problem, den bezahlbaren Mieten, zeigt man weiter nach Berlin. Aber wen soll man am Infostand überzeugen, SPD zu wählen, mit dem Argument, man sei die Mieterpartei – wenn man doch selbst einräumt, der eigene Kanzler setze in Berlin keinen brauchbaren Mieterschutz um?

Bleibt der Pragmatismus, die hiesigen Sorgen kleiner zu machen, wo die Stadt Spielräume hat. Für die Münchner SPD ist das, wenn es konkret wird, oft eine schwierige Gratwanderung. Das merkt man häufig, etwa, wenn sie immer und immer wieder auf die Sorgen der vermeintlich "normalen Leute" verweist, aber vergisst, wie sehr sich auch diese Stadt verändert hat, was man nicht nur an der verstetigten schwarz-grünen Mehrheit bei Wahlen sieht.

Wenn viele Münchner wenig Geld und gezwungenermaßen oder ganz bewusst kein Auto mehr haben, reicht es nicht, immer nur den armen Dieselfahrer zu beschwören. Wenn immer weniger Menschen im Tarif arbeiten, muss man den Blick weiten hin zu Pizzaboten und Co. Eine gute Idee ist es in dieser Gemengelage, für kostenlose Kitaplätze zu kämpfen. Dass das wohl nun für sehr viele zum Erfolg geführt hat ist vor allem ein Erfolg der in dieser Sache beharrlichen SPD mit ihrer Bürgermeisterin Verena Dietl. Für sehr viele Familien sind die (fast) kostenlosen Plätze im Wortsinne existenziell, um überhaupt in der Stadt bleiben zu können.

Die Grünen? Waren da lange gar nicht klar. Die CSU? Meckert immer noch ohne eigenes Konzept. Nun muss die SPD aber auch liefern. Dass es wirklich kostenlose Plätze für alle gibt – und wenn dafür beim Wegfall günstiger privater Plätze mehr städtische geschaffen werden müssen als bisher gedacht. Es wäre sehr wichtig. Für die Familien, für eine gute Münchner Mischung, eine Stadt, in der auch Kinder von Normalverdienern noch leben können. Und: für die Zukunft der hiesigen SPD.

QOSHE - Kita-Entscheidung in München: Für die SPD geht es auch um ihre Wahl-Chancen - Felix Mã¼Ller
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Kita-Entscheidung in München: Für die SPD geht es auch um ihre Wahl-Chancen

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06.02.2024

München - Die SPD ringt um einen Markenkern, um Alleinstellungsmerkmale, ja, um ihre Daseinsberechtigung. Und das nicht nur im Bund. Sondern sogar in München. Hier, wo man sich vor wenigen Jahren noch selbstverständlich-selbstbewusst als "Die München-Partei" bezeichnete, ist die Verzwergung voll im Gange.

Etliche Wahlen auf allen Ebenen sind die Grünen inzwischen auf Platz 1. Ob ihnen nochmal eine Partei gefährlich werden kann? Wenn, dann wäre auf jeden Fall nur eine in Sicht – und die fängt mit C an und hört mit U auf. Für die Münchner Genossen ist es mit eigenem überraschenden Kanzler sogar schwieriger........

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