München - Markus Söders Ankündigung war klar: "Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung untersagen", kündigte der CSU-Ministerpräsident im Landtag an. Eine populäre Meinung, glaubt man zumindest in der CSU. In der Stadtverwaltung aber wird wahrscheinlich eh weiter gegendert - und Gymnasiallehrer äußern sich kritisch hinsichtlich des Söder-Plans.

Sogar Demonstrationen gegen das Vorhaben könnten bald anstehen. "Die Leute werden das nicht auf sich sitzenlassen", sagte Iazana Florek (17) von der "Stadtschüler*innenvertretung München" im Gespräch mit der AZ. In ihrem Verband verstehe man den Aktionismus nicht. "Gezwungen wird doch eh keiner", sagte Florek. "Sprache verändert sich eben einfach." Die Schüler würden auf ihr "Recht auf freie Meinungsäußerung und Entfaltung" pochen. Söder habe das "Leben und leben lassen" aufgegeben.

Ihrer Einschätzung nach verfahren Schulen bisher sehr unterschiedlich. Es sei auch in München schon vorgekommen, dass Schüler schlechtere Noten bekamen, weil sie in Aufsätzen gegendert hatten. An ihrer eigenen Schule, der Montessori-Oberschule in Freimann, sei hingegen ganz normal, dass man den Genderstern benutzt.

Gegen den Ministerpräsidenten stellte sich am Dienstag auch der Philologenverband, die Vereinigung der bayerischen Gymnasiallehrer. Man sei "gegen die vorschnelle Einführung neuer Gender-Schreibweisen, die den Spracherwerb zusätzlich erschweren", hieß es in einer Mitteilung, in der auch darauf verwiesen wird, dass das oft für Kinder mit Migrationsgeschichte Probleme mache. Aber Philologenchef Michael Schwägerl sagte auch: "Ein hartes Verbot neuer Schreibweisen halte ich nicht für notwendig und zielführend."

Die Stadtverwaltung, die dem Freistaat nicht direkt unterstellt ist, wird sich wohl eh nicht nach Söders Plan richten, in den Bürgerbüros (die noch so heißen!) wird man sich also wahrscheinlich weiterhin an die "Kund*innen" wenden. Rathaus-Grünen-Chefin Mona Fuchs sagte der AZ, "selbstverständlich" wolle man alles wie bisher handhaben, jedes städtische Referat entscheide, wie es verfahren wolle, schließlich sein niemand gezwungen, Gendersterne zu setzen, argumentiert Fuchs (allerdings schon, dann Alternativen wie "Bürgerinnen und Bürger" zu nutzen, nicht nur den "Bürger"). Die CSU zeige "ihr wahres Gesicht als reaktionäre Verbotspartei", sagte Fuchs. "Wir Grüne halten es eher mit der bayerischen Lässigkeit: Reden und reden lassen, also jede*r wie er oder sie mag."

In der CSU, die im Rathaus nun mal in der Opposition ist, sieht man die Lage naturgemäß anders. "Sprache darf sich verändern - aber bitte nicht per städtischer Verordnung", sagte Stadtrat Hans Theiss. "Das ist grün-rote Spracherziehung durch die Hintertür."

Im Detail durchdacht scheint Söders Vorhaben ohnehin noch nicht zu sein. Das Kultusministerium konnte sich auf Medienanfragen nicht äußern. Und auch die Münchner Universitäten konnten der AZ noch nicht sagen, was das Ganze praktisch für sie bedeutet.

QOSHE - Geplantes Genderverbot von Markus Söder: So wütend reagieren Schüler in ... - Felix Mã¼Ller
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Geplantes Genderverbot von Markus Söder: So wütend reagieren Schüler in ...

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07.12.2023

München - Markus Söders Ankündigung war klar: "Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung untersagen", kündigte der CSU-Ministerpräsident im Landtag an. Eine populäre Meinung, glaubt man zumindest in der CSU. In der Stadtverwaltung aber wird wahrscheinlich eh weiter gegendert - und Gymnasiallehrer äußern sich kritisch hinsichtlich des Söder-Plans.

Sogar Demonstrationen gegen das Vorhaben könnten bald anstehen. "Die Leute werden das nicht auf sich sitzenlassen", sagte Iazana Florek (17) von der "Stadtschüler*innenvertretung München" im Gespräch mit der AZ. In ihrem Verband verstehe man den Aktionismus nicht. "Gezwungen wird doch eh keiner", sagte Florek. "Sprache verändert sich eben........

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