Untergiesing - Eigentlich hat Maximilan Heisler gerade genug zu tun. Aber mei, was soll man machen? Der junge Gastronom (unter anderem Geyerwally, Frisches Bier) sperrt daheim in Untergiesing bald ein Wirtshaus auf (AZ berichtete), werkelt dort noch an allen Ecken und Enden. Doch die Möglichkeit, direkt am Candidplatz eine besondere Nachtbar zu entwickeln, kommt auch nicht alle Tage. Und so greift Heisler, der jenseits der Eisenbahnbrücke auch schon die Boazeria betreibt, zu – und wird also bald gleich drei Läden in seinem Herzensviertel sein eigen nennen.

An diesem Montag stellt Marco Eisenack (Mucbook) der Öffentlichkeit seine Zwischennutzung auf dem Areal des Ärztehauses vor, das eines Tages dem umstrittenen Neubau "Candidtor" weichen soll. Das Ärztehaus ist einer dieser Orte, den bestimmt sehr viele Münchner aus den Augenwinkeln kennen – den sie sich aber, wenn sie nicht dort zum Arzt gehen - noch nie näher angeschaut haben.

Die Lage ist aber wie gemacht für Eisenack und seine Mucbook-Crew. Direkt an der U-Bahn, ein aufstrebendes Viertel, keine direkten Anwohner - schon im Advent ist ein Wintermarkt geplant, Details wird er heute vorstellen. Ganz besonders interessant aber wird, was Heisler vorhat: Eine Szene-Nachtbar erwartet man am verkehrsumtosten und doch noch recht bodenständigen Candidplatz ja eher nicht. Gemeinsam mit seinem Spezl Carsten Fay, mit dem er schon in der Schule war und den Kiosk Isarwahn an der Wittelsbacherbrücke betreibt, geht er das Projekt an.

Bis vor wenigen Monaten war hier noch das türkische Lokal Matiz (Slogan: "Küche des Südens"). Die beiden haben sich entschieden, sehr vieles zu erhalten: Die grünen Sitzbänke zum Beispiel und den langen Tresen. In der Ecke wird es eine Tanzfläche geben. Und in einer anderen Ecke, das ist Heisler sehr wichtig: eine Bühne.

Anfangs soll donnerstags, freitags und samstags geöffnet sein – aber schon von Anfang an planen die beiden mit Livekonzerten. "Im Viertel gibt es keine einzige Bühne", so sagt es Heisler. "Wir schaffen eine und schauen, was das Viertel daraus macht." Sehr münchnerisch soll es werden, das ist ihm wichtig. Profis sollen hier spielen – aber auch Nachwuchs-Musiker.

Eine Bar für alle – so stellt sich Heisler auch das Publikum vor. Hier sollen Studenten ihre Klausur feiern, natürlich wird die Nähe zum Grünwalder Stadion eine Rolle spielen – so schnell in einer Kneipe ist man von der Westkurve aus schließlich höchstens noch im Schön-Stüberl. "Aber wir wollen es nicht nur durch den Fußball beleben, sondern eben auch durch Kultur", betont Heisler.

Und all das soll verhältnismäßig bezahlbar sein. Drei Helle vom Fass von drei verschiedenen Brauereien sollen es werden – die Halbe für 3,80 Euro. Im Frühjahr wird sich der Laden nach und nach entwickeln. An mehr Tagen in der Woche öffnen – und bald auch mittags. "Die Leute sollen hier auch einen Kaffee trinken können, bevor sie einen Termin haben oder in Ruhe den Befund vom Arzt lesen können", sagt Heisler.

Spannend könnte es im Sommer werden, im Hof des Ärztehauses gibt es einen Tümpel – und das Lokal selbst hat eine große Außenfläche. Klingt alles sehr vielversprechend. Ein bisserl Kritik dürfte Heisler trotzdem abbekommen. Schließlich ist der Mann als Mieteraktivist bekannt geworden (und abseits der Öffentlichkeit immer noch als ein solcher engagiert). Das Candidtor mit seinem Investor aber gilt vielen als ein Symbol der Aufwertung, das dem Viertel schaden und für weiter steigende Mieten sorgen wird.

Heisler mag das Argument nicht und findet das Symbol falsch. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen", sagt er, "der Wandel gehört zu Untergiesing und hier können wir ihn mitgestalten". Der Investor habe durchaus Fühler dafür, was das Viertel braucht. Und: "Hier waren schon bisher Gewerbeeinheiten." Während anderer bezahlbarer Wohnraum zerstört wird, aber keiner protestiert, soll das heißen.

So richtig klar scheint aber eh weiter nicht zu sein, wann und wie das Candidtor gebaut wird. Von mehreren Jahren für seine neue Bar geht Heisler auf jeden Fall fest aus.

QOSHE - Eine neue Szenebar in München – ausgerechnet am Candidplatz - Felix Mã¼Ller
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Eine neue Szenebar in München – ausgerechnet am Candidplatz

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04.12.2023

Untergiesing - Eigentlich hat Maximilan Heisler gerade genug zu tun. Aber mei, was soll man machen? Der junge Gastronom (unter anderem Geyerwally, Frisches Bier) sperrt daheim in Untergiesing bald ein Wirtshaus auf (AZ berichtete), werkelt dort noch an allen Ecken und Enden. Doch die Möglichkeit, direkt am Candidplatz eine besondere Nachtbar zu entwickeln, kommt auch nicht alle Tage. Und so greift Heisler, der jenseits der Eisenbahnbrücke auch schon die Boazeria betreibt, zu – und wird also bald gleich drei Läden in seinem Herzensviertel sein eigen nennen.

An diesem Montag stellt Marco Eisenack (Mucbook) der Öffentlichkeit seine Zwischennutzung auf dem Areal des Ärztehauses vor, das eines Tages dem umstrittenen Neubau "Candidtor" weichen soll. Das Ärztehaus ist einer dieser Orte, den bestimmt sehr viele Münchner aus den Augenwinkeln kennen – den sie sich aber, wenn sie nicht dort zum Arzt gehen - noch nie näher angeschaut haben.

Die Lage ist aber wie gemacht für Eisenack und seine........

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