München - Dass es eine Münchner Massenbewegung wäre, kann man nicht gerade behaupten. Aber mit sichtbaren Aktionen machen die Protestler gegen den BMW-Tunnel immer wieder auf sich aufmerksam. So auch am Montag, als sie mit ihrem Maskottchen, dem "Hasen aus dem Hasenbergl" ein Plakat über die Autobahn A99 hängten.
Im Stadtrat gibt es ebenfalls weiterhin Stimmen gegen den Bau – und das mit den Grünen sogar innerhalb der Koalition. An die Spitze des Protests im Rathaus hat sich aber einmal mehr die ÃDP gesetzt, die am Dienstag mit einem Antrag ein sofortiges Ende der Planungen forderte. Ein "Weiter so" sei "grob fahrlässig" und "ein Verrat an den nachfolgenden Generationen", so drastisch sehen die Ãkos die Lage.
Zwar soll der Tunnel nur eine Spur in jede Richtung haben. Allerdings wäre er mit drei Kilometern der Längste in der ganzen Stadt. Er geht an der SchleiÃheimer StraÃe etwa 300 Meter hinter der U-Bahnhaltestelle DülferstraÃe unter die Erde, verläuft einmal quer durchs Hasenbergl parallel zur AschenbrennerstraÃe bis zur Kleingartenanlage, dann schlieÃt er an die Autobahn an. Auf der Trasse liegen heute Grünflächen, daneben stehen Wohnungen.
Wie mehrmals berichtet, gibt es im Stadtrat eine (ungewöhnliche) Mehrheit aus SPD und CSU für das Thema. SPD-OB Dieter Reiter gilt explizit als Verfechter des Projekts. Auch am Dienstag stimmte diese Mehrheit dafür – neben der ÃDP votierten unter anderem auch die Grünen für einen sofortigen Baustopp.
13 Millionen Euro werden nun für weitere Planungen investiert. Da half alle Verzweiflung der ÃDP nicht. "BMW sollte als Wirtschaftsmotor die Zeichen der Zeit erkannt haben und verstehen, dass der Tunnel ein Rückschritt ist, den wir uns nicht leisten können", sagte ÃDP-Stadtrat Tobias Ruff. "Möchte sich der OB ein Denkmal setzen? Dann soll er bitte einen Baum pflanzen." Die ÃDP beruft sich auf Greenpeace-Zahlen, denen zufolge mehr als 700 Bäume für den Tunnel gefällt werden müssten.
Die SPD beeindruckte das wenig. Sie will die bisherigen Beschlüsse nicht als endgültige Entscheidung für den Tunnel-Bau verstanden wissen. Auch zeitliche Verzögerungen seien nachvollziehbar, sagte SPD-Chefin Anne Hübner. "Wir werden am Ende des Verfahrens auf Grundlage einer vernünftigen Kosten-Nutzen-Einschätzung entscheiden, ob und wann der Tunnel realisiert werden kann." Dabei sei es wichtig, die Menschen im Hasenbergl möglichst wenigen Belastungen auszusetzen, sagte sie.
CSU-Stadtrat Alexander Reissl erklärte, der Tunnel müsse weiter geplant werden. "Er hilft nicht nur BMW, sondern entlastet den gesamten Münchner Norden vom Verkehr", sagte Reissl. FlieÃender Verkehr sei klimafreundlicher als Stau.