München - Um möglichst schnell mit dem Rad oder zu Fuß vom Kreativquartier in den Olympiapark zu kommen, forderten Grüne, SPD und die Radl-Community eine neue Brücke über die Schwere-Reiter-Straße. Doch wahrscheinlich wird daraus nichts. Das Mobilitätsreferat kann sich nicht vorstellen, dass es genug Platz für das Bauwerk gibt.

Lieber plant das Referat einen neuen breiteren Radweg am Boden. Am Mittwoch soll der Stadtrat der Umgestaltung der Straße zustimmen. Doch es gibt Bedenken.

Eigentlich hatte der Stadtrat 2020 eine Machbarkeitsstudie für eine Rad- und Fußgängerbrücke beauftragt. Kosten: fast 60.000 Euro. Fertig ist sie noch nicht. Nur dem Mobilitätsreferat liegt ein Entwurf vor. Und dieser reicht dem Referat für das Ergebnis: Für eine Brücke, die freilich Rampen braucht, ist nicht genug Platz. Auf der einen Seite baut die Stadt mit dem Kreativfeld Wohnraum, auf der anderen baut der Freistaat das Justizzentrum.

Dass der Stadtrat die Brücke schon jetzt beerdigen soll, ohne die Machbarkeitsstudie gesehen zu haben, findet Katharina Horn, die Sprecherin des Radentscheids, "unprofessionell". Andreas Schön vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub fordert eine Vertagung, "bis alle Unterlagen vorgelegt wurden". Ganz aufgeben wollen die Radl-Aktivisten die Brücke nicht. Sie sollte nämlich eigentlich ein Teil eines neuen Radschnellwegs Richtung Dachau sein. Durch viele Ampelstopps und Umwege, teils über Tramschienen werde ein Radschnellweg "ad absurdum geführt", moniert der Radentscheid. Die Aktivisten sind auch sonst mit der Geschwindigkeit, mit der das Rathaus Radwege vorantreibt, unzufrieden. Sie veranstalten deshalb am Montag um 12.30 Uhr eine Protestaktion vor dem Rathaus. Womöglich entscheiden sich Grüne und SPD tatsächlich dafür, den Beschluss zu vertagen. Darüber beraten sie gerade noch.

"Wir wollen an der Brücke festhalten", sagt Nikolaus Gradl, der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Auch er fände es schön, wenn die Radler nicht an der Ampel warten müssten - und fordert ein transparenteres Vorgehen des Mobilitätsreferats.

Das Referat wiederum ist überzeugt, dass Radbrücke und die Veränderungen am Boden, die es jetzt vorantreiben will, unabhängig von einander sind.

Grünen-Stadtrat Florian Schönemann, der auch im Bezirksausschuss in der Maxvorstadt sitzt, kann zwar nachvollziehen, dass sich das Referat beeilen wollte. Schließlich soll der Umbau der Schwere-Reiter-Straße gleichzeitig mit dem neuen Justizzentrum 2025 fertig werden, erklärt Schönemann.

Ganz zufrieden ist er – ebenso wie der SPDler Gradl – mit dem Vorschlag aus dem Mobilitätsreferat zum Umbau der Schwere-Reiter-Straße allerdings nicht.

So sieht es derzeit dort aus: Die Schwere-Reiter-Straße ist eine Hauptverkehrsader. Zwar fahren pro Tag gut 4.000 Fahrzeuge weniger als vor zehn Jahren. Doch noch immer sind hier jeden Tag im Schnitt 28.000 Autos unterwegs. Für Fußgänger und Radler ist es allerdings nicht sicher. Zum Beispiel müssen sie, wenn sie auf der Schweren-Reiter-Straße nach Westen, also Richtung Dachauer Straße fahren, über einen "freilaufenden Rechtsabbieger". Autos können hier schnell abbiegen und müssen nicht an der Ampel warten. Für Radler eine Gefahrenstelle. Außerdem müssen sich Radler und Fußgänger den Platz teilen. Auch auf der Südseite sind die Radwege zu schmal.

Das Mobilitätsreferat schlägt vor, den freilaufenden Rechtsabbieger zurückzubauen und breitere Radwege zu schaffen. Das gefällt Grünen und SPD. Allerdings will das Referat auch, dass die Linksabbiegerspur in der Schwere-Reiter-Straße (hin zur Dachauer Straße) wegfällt. Doch diese Spur sollte bleiben, findet Schönemann. Außerdem sei eine Fußgänger-Ampel an der Ackermannstraße wichtig. Doch die ist bis jetzt nicht eingeplant.

QOSHE - Radbrücke zum Olympiapark in München kommt nicht: Protestaktion vor dem ... - Christina Hertel
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Radbrücke zum Olympiapark in München kommt nicht: Protestaktion vor dem ...

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21.01.2024

München - Um möglichst schnell mit dem Rad oder zu Fuß vom Kreativquartier in den Olympiapark zu kommen, forderten Grüne, SPD und die Radl-Community eine neue Brücke über die Schwere-Reiter-Straße. Doch wahrscheinlich wird daraus nichts. Das Mobilitätsreferat kann sich nicht vorstellen, dass es genug Platz für das Bauwerk gibt.

Lieber plant das Referat einen neuen breiteren Radweg am Boden. Am Mittwoch soll der Stadtrat der Umgestaltung der Straße zustimmen. Doch es gibt Bedenken.

Eigentlich hatte der Stadtrat 2020 eine Machbarkeitsstudie für eine Rad- und Fußgängerbrücke beauftragt. Kosten: fast 60.000 Euro. Fertig ist sie noch nicht. Nur dem Mobilitätsreferat liegt ein Entwurf vor. Und dieser reicht dem Referat für das Ergebnis: Für eine Brücke, die freilich Rampen braucht, ist nicht genug Platz. Auf der einen Seite baut die Stadt mit dem Kreativfeld Wohnraum, auf der anderen baut der Freistaat das........

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