München - Wer einmal von 190 Metern Höhe auf München hinab und bei schönem Wetter bis zu den Alpen schauen möchte, muss sich ein wenig beeilen. Denn der Olympiaturm, der diese Aussicht bietet, schließt im Frühling. Ende Mai hat man zum vorerst letzten Mal die Gelegenheit, hinauf zu fahren.

Ab 1. Juni bleibt der Turm für zwei Jahre geschlossen. Die Wiedereröffnung plant der Olympiapark am 1. Juni 2026, so kündigt es die Pressestelle an. In dieser Zeit werden vor allem die Betriebstechnik, der Brandschutz, die gastronomischen Einrichtungen und die Aufzüge auf den neuesten Stand gebracht.

Das alles soll laut Olympiapark GmbH 43,8 Millionen Euro kosten. Im August 2022 hatte der Stadtrat rund 46 Millionen einkalkuliert. Eigentlich hat die Sanierung schon 2023 begonnen, aber bis zum Juni 2024 können die Arbeiten im laufenden Betrieb erledigt werden. Bislang gab es keine Kostensteigerungen, antwortet die Olympiapark-Pressestelle auf eine Anfrage der AZ.

Doch das stimmt nicht ganz: Ursprünglich lag der Kostenrahmen bei rund 32,3 Millionen Euro. Zuerst dachte der Stadtrat über eine Teilsanierung mit einzelnen Abschnitten nach, dann beschloss er eine Generalsanierung. Der Sanierungsumfang wurde dadurch größer. Außerdem sind auch Bereiche dabei, die zuvor nicht eingeplant waren. So komme es zur Erhöhung der Kosten, hieß es in einer Beschlussvorlage aus dem Wirtschaftsreferat.

Dass die Sanierung überhaupt ansteht, liegt am Alter des Turms: Er wurde schon 1968, also vor den Olympischen Spielen, als Fernsehturm eröffnet. Allerdings war der Turm 1999 schon einmal für Sanierungen geschlossen.

Damals wurde das Drehrestaurant neu gestaltet, Aufzugskabinen und Steuerung modernisiert, neue Sprinkleranlagen eingebaut und in den Folgejahren auch Brandschutzoptimierungen in Treppenhaus und Turmschaft durchgeführt. Trotzdem sind zwischenzeitlich weitere Sanierungsmaßnahmen notwendig geworden.

Saniert werden muss auch das Olympiastadion – die Vorbereitungen haben dafür schon im Oktober begonnen. Auch das Zeltdach ist marode. Die Sanierung ist laut Pressestelle allerdings noch in der Planungsphase. Klar ist aber bereits: Die Kosten für die Sanierung explodieren. Von 280 Millionen Euro war zuletzt die Rede.

Der Stadtrat ist sich aber einig, dass er den Olympiapark erhalten möchte. Das Planungsreferat will heuer die Unterlagen bei der Unesco in Paris einreichen, damit der Olympiapark Weltkulturerbe werden kann. Schon Ende 2023 ist er diesem Ziel ein Stück näher gekommen.

Da setzte die Kultusministerkonferenz den Olympiapark auf die neue deutsche Vorschlagsliste zum Unesco-Welterbe. Auf dieser Liste stehen unter anderem der Fernsehturm Stuttgart und das "Grüne Band", der Geländestreifen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Von der Vorschlagsliste werden Welterbevorschläge sukzessive beim Unesco-Welterbezentrum in Paris zur Evaluierung eingereicht. Im Laufe dieses Verfahrens muss ausführlich begründet werden, dass der Olympiapark im internationalen Vergleich einen außergewöhnlichen universellen Wert besitzt und wie dieser Wert langfristig erhalten und geschützt wird.

Tatsächlich könnte der Olympiapark als "lebendiges Erbe" in eine Lücke stoßen, glaubt die Stadt – schließlich wird der Olympiapark noch immer intensiv genutzt. Vielleicht sogar wieder für Olympische Sommerspiele. Ende 2023 hat der Stadtrat grünes Licht für eine Bewerbung geben. Ziel ist, dass die vorhandenen Sportstätten maximal genutzt werden. Die Spiele sollen nicht nur in München, sondern in mehreren deutschen Städten stattfinden.

Jetzt muss der Deutsche Olympischen Sportbund (DOSB) entscheiden, ob er München als einen Kandidaten auswählt. Das Rathaus geht davon aus, dass die Entscheidung heuer fällt. Der Stadtrat muss sich also 2024 wahrscheinlich mit der Frage beschäftigen, ob er wirklich Olympische Spiele in München haben möchte.

Wahrscheinlich wird er dazu auch die Münchner in einem Bürgerentscheid befragen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat bereits deutlich gemacht: "Ohne die Zustimmung der Münchnerinnen und Münchner wird sich die Stadt nicht bewerben."

Nach rund viereinhalb Jahren Bauzeit eröffnet diesen Sommer im Olympiapark eine neue Sportstätte: der SAP Garden, Bauherr ist Red Bull. Die Eishockeymannschaft EHC Red Bull München bekommt hier eine neue Heimat, auch die Basketballer des FC Bayern werden hier spielen. Insgesamt haben 11.500 Zuschauer Platz.

Doch nicht nur die Profis, auch die Münchner Breitensportler werden von der Halle etwas haben. Denn im SAP Garden befinden sich drei Eisflächen für Freizeit- und Breitensport. Bis zu 2000 Sportler und Besucher können in Zukunft den Ice Park täglich für Eishockey, öffentlichen Eislauf und vieles mehr nutzen, heißt es in einer Mitteilung des SAP Garden.

Ende 2023 hat der Stadtrat beschlossen, Eiszeiten im Umfang von rund 7.900 Stunden zu mieten. Die Zeit, die es kostet, das Eis aufzubereiten, ist da bereits eingeschlossen.

Die Zeiten werden für Schul- und den Vereinssport, aber auch für den öffentlichen Eislauf genutzt. Auch in der zentralen Stadion-Arena, wo sonst die großen Spiele stattfinden, können Laien Eis laufen: Rund 160 Stunden je Saison mietet die Stadt ab 1. August dort für Publikumseislauf.

Über die Eröffnung in diesem Jahr freut sich auch die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Sie hat die Baustelle schon mehrmals besucht und geht davon aus, dass der SAP Garden den Olympiapark enorm beleben wird, sagt sie zur AZ. Zur Eröffnung verlost der SAP Garden Tickets, das kündigt er auf seiner Homepage www.sapgarden.com an. Dazu muss man sich bis Dienstag, 25. Juli, auf der Seite für den Newsletter anmelden. "Details und Termine des Openings folgen", heißt es dort außerdem. Die Ziehung der Gewinner ist am 26. Juli 2024.

Zumindest der Untergrund für den Eissport ist inzwischen auch fertig. Anfang des Jahres erfolgte die Betonage der Eisflächen, teilte der SAP Garden mit. Dafür wurden vier Platten – die große Bowl und die drei Nebeneisflächen – mit rund jeweils 285 Kubikmetern Beton überzogen.

Hinzu kam eine obere Schicht Sauberkeitsbeton von je 134 Kubikmetern. Im Nachgang wurden die Flächen mit einem lasergesteuerten Oberflächenfertiger begradigt. Durch diese Technik weicht die Höhe des Betons an keiner Stelle mehr als drei Millimeter ab. Der Beton ist die Grundlage für das Eis - und die muss jetzt erst einmal trocknen.

In München ist heuer einiges los – auch im Olympiapark. Zum Beispiel beginnt in der Olympiahalle am 11. Januar die Handball-Europameisterschaft der Männer. Zwölf Vorrundenspiele finden in München statt. Während der Fußball-EM im Sommer richtet die Stadt im Olympiapark eine Fan-Zone ein, wo man die Spiele anschauen kann.

Außerdem geben 2024 einige Weltstars in München Konzerte. Ein Auszug: In der Olympiahalle spielen Depeche Mode und Scooter. Im Olympiastadion Metallica, AC/DC und Coldplay. Auf der Theresienwiese gibt Ed Sheeran vor der EM-Eröffnung ein Konzert und Adele soll auf dem Messegelände in Riem auftreten.

QOSHE - Große Sanierung: Dieses berühmte Wahrzeichen in München wird zwei Jahre ... - Christina Hertel
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Große Sanierung: Dieses berühmte Wahrzeichen in München wird zwei Jahre ...

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11.01.2024

München - Wer einmal von 190 Metern Höhe auf München hinab und bei schönem Wetter bis zu den Alpen schauen möchte, muss sich ein wenig beeilen. Denn der Olympiaturm, der diese Aussicht bietet, schließt im Frühling. Ende Mai hat man zum vorerst letzten Mal die Gelegenheit, hinauf zu fahren.

Ab 1. Juni bleibt der Turm für zwei Jahre geschlossen. Die Wiedereröffnung plant der Olympiapark am 1. Juni 2026, so kündigt es die Pressestelle an. In dieser Zeit werden vor allem die Betriebstechnik, der Brandschutz, die gastronomischen Einrichtungen und die Aufzüge auf den neuesten Stand gebracht.

Das alles soll laut Olympiapark GmbH 43,8 Millionen Euro kosten. Im August 2022 hatte der Stadtrat rund 46 Millionen einkalkuliert. Eigentlich hat die Sanierung schon 2023 begonnen, aber bis zum Juni 2024 können die Arbeiten im laufenden Betrieb erledigt werden. Bislang gab es keine Kostensteigerungen, antwortet die Olympiapark-Pressestelle auf eine Anfrage der AZ.

Doch das stimmt nicht ganz: Ursprünglich lag der Kostenrahmen bei rund 32,3 Millionen Euro. Zuerst dachte der Stadtrat über eine Teilsanierung mit einzelnen Abschnitten nach, dann beschloss er eine Generalsanierung. Der Sanierungsumfang wurde dadurch größer. Außerdem sind auch Bereiche dabei, die zuvor nicht eingeplant waren. So komme es zur Erhöhung der Kosten, hieß es in einer Beschlussvorlage aus dem Wirtschaftsreferat.

Dass die Sanierung überhaupt ansteht, liegt am Alter des Turms: Er wurde schon 1968, also vor den Olympischen Spielen, als Fernsehturm eröffnet. Allerdings war der Turm 1999 schon einmal für Sanierungen geschlossen.

Damals wurde das Drehrestaurant neu gestaltet, Aufzugskabinen und Steuerung modernisiert, neue Sprinkleranlagen eingebaut und in den Folgejahren auch........

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