Generation Antimafia: Siziliens Jugend gegen das System
Frühmorgens im Auto, die Fenster halb offen, denn die Klimaanlage bleibt aus, im Radio läuft leise Italo Pop. Links und rechts ziehen kleine, halb verlassene Dörfer vorbei. Die Landschaft Siziliens zeigt sich Mitte Oktober von ihrer besten Seite: grün, bergig, fast alpin. Die Straßen eher weniger.
„Hier ist fast jede Straße eine Baustelle“, sagt Francesco Citarda vom Fahrersitz aus und deutet auf eine halbverfallene Brücke. „Viele Baustellen, aber wenig geht weiter.“ Dann lacht er leise, ein Lachen zwischen Ironie und Resignation. Citarda ist Präsident des Konsortiums Libera Terra Mediterraneo. Auf beschlagnahmtem Boden, der einst der Mafia gehörte, baut die Organisation verschiedene Bio-Produkte wie Wein, Pasta und Olivenöl an – auch mit Hilfe junger Menschen aus ganz Italien, die gleichzeitig über die Machenschaften der Cosa Nostra (so wird die Mafia in Sizilien auch genannt) aufgeklärt werden.
Nach großen Mafia-Prozessen in den 1990er-Jahren wurden viele Besitztümer der Cosa Nostra vom Staat beschlagnahmt. Zunächst blieben sie oft jahrelang ungenutzt. Die Felder standen leer und waren verwildert. Mit dem Gesetz 109 aus dem Jahr 1996 änderte sich das. Es schreibt nämlich vor, dass konfisziertes Mafia-Vermögen der Allgemeinheit zurückgegeben werden soll – etwa an Gemeinden oder soziale Genossenschaften, die sich in einem öffentlichen Verfahren um die Nutzung bewerben können. So entstanden in den Folgejahren zahlreiche Kooperativen, die diese Flächen heute bewirtschaften. Über 10.000 Hektar Land in ganz Italien sind so inzwischen wieder in Nutzung.
Francesco Citarda lenkt das Auto über Feldwege hinunter nach San Cipirello, einem........





















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