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Angst vor dem Fall

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24.10.2025

Wenn Lucie die Angst überrollt, wird sie ganz ruhig. Manchmal passiert das, wenn sie im Seminarraum der Uni sitzt. Während an der Wand die Vortragsfolien des Professors flimmern und seine Worte zu einem unverständlichen Einheitsbrei verschwimmen, ruhen Lucies Augen auf den Hinterköpfen ihrer Studienkolleg:innen. „Ich kann jetzt nicht gehen“, denkt sie dann. Für andere Gedanken ist kein Platz mehr.

Die 27-Jährige lebt mit Agoraphobie, also der Angst vor Situationen, aus denen es keinen Ausweg gibt. Die Sorge davor, bei Schwächeanfällen keine rasche Hilfe zu erhalten oder in peinliche Situationen zu geraten, bezieht sich oft auf bestimmte Orte. Etwa geschlossene Räume, Menschenmengen oder öffentliche Verkehrsmittel können die Angst gleichermaßen auslösen.

Damit ist sie nicht allein. Ängste zählen zu den häufigsten psychischen Belastungen, die junge Menschen heute erleben. Etwa ein Drittel der Bevölkerung entwickelt laut mehreren Studien im Laufe des Lebens eine Angststörung.

„Ich war von Natur aus schon immer ein ängstlicher Mensch“, erzählt die gebürtige Bayerin, die vor zwei Jahren für ihr Psychologiestudium nach Wien gezogen ist. Seit einem Ohnmachtsanfall vor einigen Jahren scheint ihre Angst allgegenwärtig. Lucie war damals im Zug unterwegs, hatte am Vorabend getrunken und vermutlich zu wenig........

© Wiener Zeitung