Wie Putin Russlands Wirtschaft schönrechnet
25. Dezember 2025 | Oliver Stock
Der russische Präsident verkauft Mini-Wachstum als Meisterleistung. IWF, Weltbank und Experten sehen es anders: eine Wirtschaft im Dauer-Tempo-30, angetrieben vom Krieg und gebremst von Inflation, Sanktionen und Rekordzinsen
Wie ein Eisbrecher dem sibirischen Polarturm, so trotz Russland den westlichen Sanktionen – zumindest wenn man der regelmäßigen Schönfärberei von Waldimir Putin und seinem Regime glaubt. Am Freitag der Vorweihnachtswoche hat der Präsident dieses Bild mit Blick auf die Wirtschaftslage im eigenen Land wieder poliert: Das schwächere Wachstum sei „bewusst“ in Kauf genommen, damit die Inflation sinke. Nur rund ein Prozent BIP-Wachstum 2025 sagt er voraus – und verkauft es als Schalter, den er eben umlegt, wenn er es so will.
Und immerhin ist das ja mehr, als Deutschland seit Jahren auf die Waage bringt. Putins Erzählung ist die vom russischen Bären, der „Stabilität vor Tempo“ als Ziel ausgibt. Das bedächtige Wachstum sei „der Preis“, den man zahle, „um die Qualität“ der Wirtschaft und der Kennziffern zu sichern. Um den schwachen Jahreswert zu relativieren, legte Putin seinen Fokus auf die Dreijahresbilanz, in denen sich das Wachstum auf knapp zehn Prozent summiert hat. Das ist eben deutlich mehr als in der Eurozone, die er immer wieder als Vergleichsfolie nutzte. Russland habe sich trotz Krieg, Sanktionen und Umsteuerung „insgesamt besser geschlagen“ als der Westen, lautet Putins These.
Doch schon in demselben Auftritt blitzt das andere Russland auf, das auch der Machthaber im Kreml nicht mit Diagrammen beruhigen kann. Als Bürger über teureres Essen klagen, weicht Putin aus in den Alltag: Es hänge vom „Warenkorb“ ab, wer viel Fleisch kaufe, spüre die Preissprünge stärker – „und da ist natürlich nichts Gutes daran“. Das ist ein Satz, der nicht nach Kreml-PR klingt, sondern nach Küchentisch – und das ist ungewöhnlich: Das Ritual dieser vierstündigen traditionellen Pressekonferenz, die Putin alljährlich unter dem Namen „Direct Line“ abhält, lässt spontane Fragen nicht zu. Es ist kein klassisches offenes Bürgerforum, sondern ein stark inszeniertes Format, in........





















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