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Der Grinch: Warum der mürrische Weihnachtsmuffel zum heimlichen Star der Adventszeit wird

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Weihnachten hat im Grunde alles, was ein weltweit gefeiertes Fest braucht: funkelnde Lichter, klingende Glöckchen, Menschen, die sich einreden, es sei wirklich entspannend, an einem Samstag im Dezember Geschenke zu kaufen und eine Figur, die dem ganzen Spektakel mit hochgezogener Augenbraue begegnet: den Grinch.

Grün, zottelig und mit der gleichen Grundstimmung wie jemand, der den dritten Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt in Folge verpasst hat, ist er heute eine feste Größe im Weihnachtskanon. Kaum jemand verkörpert den emotionalen Zustand der Vorweihnachtszeit so präzise wie dieser Antiheld. Er hasst Weihnachten und wird paradoxerweise jedes Jahr aufs Neue geliebt.

Wie konnte das passieren? Warum taucht der Grinch in Memes, Filmsammlungen und in Gesprächen über Jugendsprache auf? Und was sagt seine Beliebtheit über unsere Beziehung zu einem Fest aus, das gleichermaßen Freude, Zuckerüberzug und dezente Überforderung verspricht?

Der Grinch wurde 1957 von Dr. Seuss erfunden, also zu einer Zeit, in der Fernsehen noch schwarz-weiß war und niemand ahnte, dass man irgendwann Weihnachtsdeko schon im Oktober kaufen würde. Seine Geschichte ist schnell erzählt: Ein grantiger Typ lebt in einer Höhle, hat einen Hund namens Max, eine sehr eigene Vorstellung von Weihnachtsfreude und beschließt, das ganze Fest einfach abzuschaffen.

Sein Plan scheitert spektakulär. Weihnachten findet trotzdem statt. Die Whos aus Whoville feiern weiter und zeigen damit: Man kann Geschenke stehlen, aber nicht die Stimmung. Eine Lehre, die heute auch dann gilt, wenn der Postbote das lang ersehnte Paket irgendwo in der Nachbarschaft abgeladen hat.

Der Grinch wird am Ende geläutert. Also so viel, wie jemand mit dauerhaft zusammengekniffenen Mundwinkeln eben........

© Südkurier