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Nüchtern vorwärts

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21.06.2024

In seinem Meisterwerk „Das Prinzip Hoffnung“ gab der deutsche Philosoph Ernst Bloch den schönen Hinweis, dass die Menschheit mehr „ins Gelingen verliebt sein möge“. Das ist richtig. Im Alltag der sozialen Netzwerke und der gegenseitigen guten Ratschläge ist daraus das geworden, was man Zweckoptimismus nennen kann: Weil es nichts helfen würde, wenn alle nur immer kritisieren, was nicht läuft, sollte man am besten immer nur die Sachen erwähnen, die gut sind, nett und erhellend.

Nichts gegen das Gute, Erhellende und gegen die Netten – aber das ist Blödsinn. Darin drückt sich nämlich jene allgemeine Faulheit des Denkens und Handelns aus, die für die späte Konsumgesellschaft so typisch ist. Niemand will gestört werden, deshalb halten alle das Wasser, das uns bis zum Hals steht, für den Teil eines Wellnessprogramms.

Optimismus wird dabei genauso konsumiert wie Moral, Semmeln oder Flugreisen. Die Botschaft, die damit verbunden wird, sieht aus wie eine Szene in einem Film, in dem reiche Leute in ihrer Stadtvilla sitzen beim Frühstücken und beiläufig auf das Elend auf den Straßen schauen müssen.........

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